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HWK Koblenz | Dezember 2024
Die meisten "Landesbesten" kommen von der HwK Koblenz
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt zeichnete jahrgangsbeste Absolventen von Meister- und Fortbildungsprüfungen aus.
Es ist viel teurer, einen neuen Kunden zu finden, als einen bestehenden zu halten. Daher sollten Unternehmer strategisch vorgehen, um Stammkunden langfristig zu halten. (Foto: © stylephotographs/123RF.com)
Vorlesen:
Es ist fünfmal teurer, einen neuen Kunden zu gewinnen, als einen Stammkunden zu halten. Handwerksbetriebe, die ihre Kunden langfristig binden wollen, sollten strategisch vorgehen.
Viele Kunden sind Wechselkäufer – der einmalige Kontakt mit Dienstleistern oder Produzenten ist der Normalfall. Die Gründe sind vielfältig: Im Zeitalter des mobilen Internets dauert ein Online-Preisvergleich nur wenige Sekunden. Auch Auftragsportale boomen, bei denen der nächste Dienstleister nur einen Mausklick entfernt ist. Der Preis spielt deshalb eine immer größere Rolle.
Deshalb wird es auch für Handwerker zunehmend schwerer, dauerhaft Kundenbeziehungen aufzubauen, damit aus Kunden Stammkunden werden, die für regelmäßige Aufträge sorgen und den eigenen Betrieb weiterempfehlen.
Mögliche Strategien gibt es etliche: von Bonusprogrammen über Rabattmarken bis hin zu Kundenkarten. Wichtig sind dabei nicht nur finanzielle Anreize, sondern auch langfristige vertragliche Bindungen – und nicht zuletzt eine emotionale Verbundenheit mit dem Betrieb. Wer Kunden langfristig binden möchte, sollte sich deshalb Gedanken machen, welche Strategie zum eigenen Betrieb am besten passt.
"Dafür geht man am besten methodisch und strategisch vor", erklärt Ewald Heinen, stellvertretender Leiter beim Institut für Technik der Betriebsführung (itb) im Deutschen Handwerksinstitut. Ausgangspunkt sollten die eigenen Stärken im Angebot sein – oder bereits erkannte Lücken."
Am besten bindet man Kunden immer noch mit hochwertigen Produkten und Leistungen sowie einem überzeugenden Service. Zusätzliche Anreize können dann individuelle Aktionen sein. Auch Kundenkarten, die am Jahresende beim Erreichen eines bestimmten Umsatzes einen Bonus versprechen, können Kunden zu Mehrkäufen animieren. Manchen Kunden freuen sich auch über Präsente – etwa kleine Süßigkeiten bei Überreichen der Rechnung. Hier ist die Fantasie von Handwerksbetrieben gefragt, um Ideen und Treueaktionen zu finden, die bei Kunden positiv im Gedächtnis bleiben.
Bei allen Strategien sollten Handwerksbetriebe vorab durchkalkulieren, ob sich ein Kundenbindungsprogramm wirklich rentiert. Und laufende Kontrollen sollten Pflicht sein, um zu prüfen, ob auch wirklich Erfolge erzielt werden. "Kundenbindungsprogramme stellen natürlich einen zusätzlichen Aufwand dar, der wieder erwirtschaftet werden muss", gibt Ewald Heinen vom itb zu bedenken.
"Deshalb empfehle ich speziell kleinen und mittleren Handwerksbetrieben, stattdessen über eine sinnvolle Erweiterung des Leistungsangebotes oder das Erschließen neuer Kundengruppen nachzudenken." Denkbar sei zum Beispiel die systematische Weiterentwicklung der eigenen Dienstleistungskompetenz. "Dies führt dann zu neuen verkaufsfähigen Leistungen, die ganz normal kalkuliert und zu einem vollkostendeckenden Preis verkauft werden."
So könnten Gebäudereiniger etwa zusätzlich eine Haushaltsreinigung für Privatkunden anbieten, um sich langfristige Auftragsverhältnisse in diesem Bereich zu sichern. Oder ein Betrieb aus dem Bereich Metallbau könne zusätzlich zum Dienstleister für die Lebenszeitverlängerung von Gebäuden werden – durch Wartungsverträge nach Ende der eigentlichen Bauleistung.
Ewald Heinen: "Dies erhöht die Kundenbindung über den ständigen Kontakt und generiert neben den Erträgen aus den Wartungsdienstleistungen weitere Aufträge bei erforderlichen Reparaturen."
Weitere Tipps und Strategien finden Sie in der kostenlosen vom itb mitkonzipierten Broschüre "Service Engineering – In fünf Schritten zur neuen Dienstleistung".
Ein originelles Werbegeschenk trägt zur Kundenbindung bei. Aber wann lohnt es sich für einen Handwerksbetrieb, in Werbeartikel zu investieren? Tipps von Andreas Gerdau, Marketing-Experte und Betriebsberater der Handwerkskammer zu Köln.
DHB: Tragen Werbegeschenke zur Kundenbindung bei?
Gerdau: Auf jeden Fall – aber nur, wenn sie gut gemacht sind. Niemand will noch Kugelschreiber oder irgendwelche sinnlosen Dekostücke für den Schreibtisch.
DHB: Was ist ein gutes Werbegeschenk?
Gerdau: Verschenken Sie Werbemittel, die einen Nutzen bieten und etwas mit Ihrem Handwerk zu tun haben!
DHB: Zum Beispiel?
Gerdau: Am ersten Tag des Handwerks in Köln hat sich ein Metallbauer aus Rheinbach beteiligt. Er hat eine Nachbildung seines Lieferwagens mit Beschriftung und seiner Internetadresse verschenkt. Man kann ihn als Halter für Kugelschreiber, Visitenkarten und Notizzettel benutzen, er steht übrigens immer noch auf meinem Schreibtisch. Ein Tischler kann aus Holzresten Türstopper oder Frühstücksbrettchen machen und ebenfalls mit seinem Logo und seiner Internetadresse versehen. Ein Dachdecker hat mir mal aus einer Schieferplatte ein Herz geformt – ein origineller Untersetzer, den ich ebenfalls immer noch benutze.
DHB: Und wenn mir nichts einfällt?
Gerdau: Dann setzen Sie sich in der Mittagspause mal mit Ihren Azubis und Ihren Gesellen zusammen und machen ein wildes Brainstorming. Alle Ideen sind erlaubt! Davon werden Sie viele nicht verwenden können, aber es reicht ja auch eine gute Idee! Und die Vorteile: Es kostet wenig Zeit, gar kein Geld und es bezieht die Mitarbeiter mit ein.
DHB: Gibt es auch Fallen, in die ein Handwerksunternehmer tappen kann?
Gerdau: Fallen nicht direkt. Aber er sollte beachten, dass Unternehmen Geschenke an Kunden oder Geschäftspartner nur bis 35 Euro pro Person und Jahr als Betriebsausgaben absetzen können.
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