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Digitaler Workflow fließt in die Gesellen­prüfung ein

Die CAD-CAM-­Technologie wird für die Zahntechnik immer wichtiger. Im Rahmen eines Modellprojekts wurden digitale Inhalte erstmals in der praktischen Gesellenprüfung abgefragt.

Die CAD-CAM-­Technologie wird für die Zahntechnik immer wichtiger. Dies zeigt sich auch in der Ausbildung. Die Azubis lernen an den Berufsschulen, in der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) und in vielen Betrieben bereits, wie Zahnersatz digital hergestellt wird.

"Die Technik ist in den Laboren angekommen", fasst Heinrich Wenzel die Entwicklung zusammen, "aber noch nicht in den Gesellenprüfungen." Diese Lücke hat der Berufsbildungsexperte des Verbands Deutscher Zahntechniker-Innungen vor kurzem in seiner Heimat geschlossen.

Mit dem Modellprojekt der Innung Niedersachsen-Bremen hält der digitale Workflow erstmals Einzug in die praktische Gesellen­prüfung. Vorab hat Heinrich Wenzel abgefragt, inwieweit die CAD-CAM-Technologie vertraut ist. "80 Prozent der am ersten Prüfungsdurchlauf beteiligten Auszubildenden sind damit schon in ihren Ausbildungsbetrieben in Berührung gekommen."

Dass 100 Prozent der künftigen Prüflinge das nötige Wissen mitbringen, stellt seit dem Jahr 2011 der Lehrgang 4/11 im Rahmen der ÜLU sicher. Darin lernen die Zahntechnikerlehrlinge etwa die Programme ExoCAD und 3Shape kennen. "Die Vorbereitung lief für alle Beteiligten erfreulich unkompliziert ab", fasst der Zahntechnikermeister aus Bovenden zusammen.

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Zufriedenstellende Ergebnisse

In der praktischen Gesellenprüfung hatten die 18 Auszubildenden mittels CAD eine Primärkrone zu konstruieren. Zur Aufgabe gehörte es auch, den zu versorgenden Zahn beziehungsweise das Modell zu scannen. Die zeitliche Vorgabe: maximal 45 Minuten. Wenzel: "Das haben wir genau richtig abgeschätzt." Nur ein Prüfling brauchte länger. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer lag – über beide Systeme betrachtet – bei 28 Minuten. "Bei ExoCAD waren es im Schnitt 32 Minuten, bei 3Shape 26 Minuten."

Um bei etwaigen Problemen sofort helfen zu können, war der Vorsitzende des Prüfungsausschusses während der gesamten digitalen Prüfungsphase vor Ort. Nötig war es letztlich nicht. Mit den Rückmeldungen der Prüflinge und ihren Ergebnisse ist Heinrich Wenzel sehr zufrieden. "Im Schnitt haben sie bei den angesetzten digitalen Prüfkriterien 75,2 Prozent erreicht. Die Streuung lag zwischen 96 und 42 Prozent." Vier Auszubildende haben eine sehr gute Leistung abgeliefert. Jeweils ein Prüfling wurde mit Ausreichend und Mangelhaft benotet. "Alle anderen Ergebnisse lagen im guten bis befriedigenden Bereich."

Rechtliche und finanzielle Grenzen

Das Ausbildungs- und Prüfungswesen im Zahntechniker­handwerk befindet sich Wenzel zufolge in einer Übergangsphase. "Die in Niedersachsen zur Gesellenprüfung einbezogenen digitalen Verfahrenstechniken könnten bundesweit sofort umgesetzt werden", sagt er, schränkt aber ein: "sofern die technische wie auch personelle Ausstattung gewährleistet ist."

Genau daran hapert es mancherorts. Die "sehr hohen Investitionskosten" für die Prüflabore kann nicht jeder stemmen. Hinzu kommen rechtliche Schwierigkeiten. "Die aktuell gültige Prüfungsordnung zwingt uns, gewisse Techniken anzuwenden, obwohl sie mehrfach abgefragt oder auch gar nicht mehr angewendet werden."

Solche Elemente einfach herauszunehmen und gegen digitale Komponenten zu ersetzen, sei nur im Rahmen des Modellprojekts möglich gewesen. "Um den digitalen Workflow in der Lehrlingsausbildung grundsätzlich und verpflichtend zu implementieren, brauchen wir eine neue Ausbildungsordnung und darauf basierend eine neue Prüfungsordnung." Diese elementaren Aufgaben umsetzungstechnisch auf Bundesebene zu gestalten und in Folge dauerhaft zu begleiten, sei die zielführende Weiterentwicklung des Berufsstands Zahntechnik.

Text: / handwerksblatt.de

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