24 Azubis bekommen Europapass
24 Auszubildende der Handwerkskammer Potsdam haben von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Zentrum für Gewerbeförderung den Europapass überreicht bekommen.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Berufserfahrung im Ausland sammeln
Die Handwerkskammer Potsdam betreut schon seit 20 Jahren ihre Mitgliedsbetriebe mit dem Ziel, ihren Auszubildenden im Handwerk einen betrieblichen Lernaufenthalt im europäischen Ausland möglich zu machen. Alleine im Vorjahr wurden 145 Azubis im Rahmen dieses Projekts beraten und unterstützt. 24 von ihnen haben jetzt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, seiner Frau Elke Büdenbender und dem Präsidenten der Handwerkskammer Potsdam, Robert Wüst, ihre Europapässe bekommen.
Beim Festakt im Zentrum für Gewerbeförderung in Götz bekamen sie mit dem Europapass Mobilität ein Zertifkat überreicht, das ihnen schwarz auf weiß bestätigt, welche Kenntnisse und Fähigkeiten sie sich im Ausland angeeignet haben. Die Feier fand im Rahmen der Woche der beruflichen Bildung "Du bildest Zukunft" statt.
Auch der Präsident der Handwerkskammer Robert Wüst war über den hohen Besuch erfreut: "Der Besuch des Bundespräsidenten und seiner Frau Elke Büdenbender ist ein Ausdruck der Wertschätzung gegenüber der beruflichen Bildung im Handwerk. Auszubildende, die im Rahmen ihrer Ausbildung den Schritt ins Ausland gewagt haben, verdienen Anerkennung. Auslandspraktika im Rahmen des Programms Erasmus+ stärken das berufliche und persönliche Profil der Auszubildenden und dienen den Betrieben als wertvolle Komponente bei der Sicherung qualifizierter Mitarbeiter mit europäischer Arbeitserfahrung und dem so wichtigen Blick 'über den Tellerrand'. Wir verstehen den Besuch des Bundespräsidenten ebenso als Zeichen, dass wir gemeinsam dafür eintreten müssen, die Wichtigkeit und vielfältigen Chancen der beruflichen Bildung immer wieder zu verdeutlichen. Wir haben heute junge Menschen ausgezeichnet, die sich für einen Karriereweg im Handwerk entschieden haben und die Zeichen erkannt haben, welche Möglichkeiten ihnen damit für die eigene berufliche Zukunft offen stehen", sagte Wüst.
Engagement für Azubis belohnt Betriebe
Zahntechnikerin Dörte Thie aus Blanenfelde-Mahlow zeigte sich davon überzeugt, dass das Engagement der Ausbildungsbetriebe, die ihren Lehrlingen solcherlei Auslandsaufenthalte ermöglichten, belohnt werde: "Unsere Auszubildenden vollziehen bei einem Ausbildungsaufenthalt im Ausland eine tolle persönliche Entwicklung, sie kommen gestärkt und mit neuem Selbstbewusstsein zurück. Das Hineinwachsen in ein neues, unbekanntes Arbeits- oder Lebensumfeld und die damit verbundene Anpassung hat sie selbstständiger und toleranter werden lassen. Die neuen Erfahrungen helfen ihnen im Beruf. Wir als Ausbildungsbetrieb vertrauen mit dem Auslandsaufenthalt unseren Schützlingen, diesen Vertrauensvorschuss geben sie uns vielfach zurück. Qualifizierter Handwerksnachwuchs mit europäischer Arbeitserfahrung ist heute ein wichtiges Pfund im Wettbewerb. Wir selbst präsentieren uns gegenüber potenziellen Lehrstellenbewerbern als attraktiver Ausbildungsbetrieb."
Für Bundespräsident Steinmeier und seine Frau kam die Überzeugung aus eigener Erfahrung: Die berufliche Bildung in Deutschland verdiene Wertschätzung und Anerkennung, sagte Steinmeier. Aus diesem Grunde hätten sie gemeinsam die Schirmherrschaft der Woche der beruflichen Bildung von BDA, DGB, DIHK und ZDH – begleitet durch die KMK – übernommen. Auch im Ausland werde das Berufsbildungssystem Deutschlands viel beachtet und wahrgenommen. Dadurch werde vor allem eine enge Verbindung ziwschen Bildungssystem und Arbeitsmarkt hergestellt und zudem ein wichtiger Beitrag zur Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen in Deutschland geleistet.
Ursächlich für eine im europäischen Vergleich niedrige Jugendarbeitslosigkeit sei die Berufsausbildung außerdem, sie sichere den Betrieben zudem qualifizierte Fachkräfte, biete den Jugendlichen nachhaltige berufliche Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Das leiste einen wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden und der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands.
Praktikum im europäischen Ausland als Bereicherung
Für die geehrten Azubis ging es im Vorjahr für drei bis vier Wochen nach Italien, Spanien, Schottland, England und Frankreich. So auch für Sara Wichmann, die ihre Ausbildung zur Tischlerin bei der SIK-Holzgestaltungs-GmbH in Niedegörsdorf macht. Wichmann war in einem Betrieb im spanischen Málaga für vier Wochen eingesetzt. Dort konnte sie mit dem Holzbildhauer Manuel Toledano arbeiten, der eindrucksvolle Throne für die religiösen Feiern in Sevilla und Málaga herstellt.
Die junge Frau schwärmt: "Ich bin noch immer beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit er mir sein Vertrauen schenkte, mich teilhaben ließ und aktiv in den Gestaltungsprozess dieser Throne einbezog. Ich habe dort so viel gelernt, nicht nur in der praktischen Arbeit, sondern auch menschlich. Ich bekomme noch heute eine Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke, mit welcher Begeisterung mein spanischer Lehrmeister seine Arbeit ansah. Ich erlebte einen solch glücklichen Menschen im Handwerk, der andere Menschen mit seiner Arbeit wiederum glücklich macht."
Für Wichmann war der Aufenthalt eine wichtige und unverzichtbare Bereicherung. Sie empfiehlt gerade jungen Menschen, ebenfalls ein Auslandspraktikum zu absolvieren: "Ein solcher Aufenthalt ändert jeden, man ist das erste Mal auf sich alleine gestellt, man wird nicht nur herausgefordert, sondern auch mit einer Herzlichkeit aufgenommen, das bleibt für´s Leben," erzählt die 27-Jährige. Als sie nach Spanien kam, konnte sie kein Wort Spanisch – geblieben ist eine tiefe Freundschaft zu Land und Leuten, die sie beim diesjährigen Osterfest auch ganz privat wieder erleben konnte.
Kfz-Mechatroniker-Lehrling Moritz Velden kostet immer noch die Nachwirkungen der Eindrücke seines Auslandspraktikums in einer italienischen Kfz-Werkstatt aus: "Das Arbeitsleben ist vollkommen anders als in Deutschland. Es erscheint viel angenehmer, und dennoch macht die Firma keine Abstriche in Sachen Umsatz im Vergleich zu deutschen Verhältnissen. Ich habe dort viele Eindrücke sammeln dürfen, auch in Bezug auf das Potenzial, das wir in Deutschland noch ausschöpfen könnten ... Und die Menschen haben es mir genauso angetan. Die Italiener sind im Gegensatz zu uns ein sehr kommunikatives und offenes Volk und gehen sofort auf einen zu. Dank dieser Eigenschaft sind Sprachbarrieren kaum zu spüren. Man verständigt sich mit Händen und Füßen und wird im Anschluss schon zum Abendessen eingeladen. Ich muss ehrlich gestehen, ich habe mich ein wenig in das Leben hier verliebt. Es verblüfft mich immer wieder aufs Neue zu sehen, wie man selbst Entwicklungen durchlebt, in dem man aus seinem gewohnten Umfeld in völlig unbekannte Umgebungen stößt."
Steinmeier besucht weitere Einrichtungen in ganz Deutschland
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender sind neben der Teilnahme an der Europapassverleihung der Handwerkskammer Potsdam auch noch bei weiteren Einrichtungen in ganz Deutschland zu Gast. Dort informieren sie sich über Qualität und Perspektiven der beruflichen Bildung direkt vor Ort. Das Ehepaar ist etwa bei Bildungseinrichtungen, ausbildenden Unternehmen und weiteren Einrichtungen. Sie möchten damit auf den hohen gesellschaftlichen Wert der beruflichen Bildung sowie die Leistung der Akteure für die Fachkräftegewinnung in Deutschland hinweisen.
Das Ziel der Themenwoche ist es, die Chancen für eine gute Karriere in der beruflichen Bildung herauszustellen und deren Integrationskraft für die ganze Gesellschaft zu betonen. Ebenfalls sollen so aktuelle und künftige Herausforderungen für die Berufsbildung in Deutschland in den Blick genommen werden.Hintergrund: Mit Hilfe des Bundesprogrammes "Berufsbildung ohne Grenzen" (Förderung durch das BMWi) ist die Handwerkskammer Potsdam zusätzlich Träger des Projektes der "Mobilitätsberatung". Diese Mobilitätsberatung steht den Auszubildenden und Betrieben zur Seite und organisiert den Gesamtablauf eines Auslandspraktikums in Zusammenarbeit mit den ausländischen Partnern, den Berufsschulen sowie den überbetrieblichen Lehrstätten.
Bilder: Weitere Fotos vom Besuch Frank-Walter Steinmeiers bei der Handwerkskammer Potsdam gibt es in dieser Fotogalerie zu sehen.
Text:
Ines Weitermann /
handwerksblatt.de
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