Familienfreundliche Arbeitgeber punkten auf ganzer Linie
In Zeiten des Fachkräftemangels ist Familienfreundlichkeit ein klarer Wettbewerbsvorteil. Immer mehr Arbeitgeber haben das schon erkannt.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Frauen im Handwerk
Das Thema Familienfreundlichkeit hat für Unternehmen in Deutschland einen wachsenden Stellenwert. Das geht aus dem "Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2019" hervor, den das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) vorgelegt hat.
"In Zeiten des Fachkräftemangels ist Familienfreundlichkeit kein ‚Nice to have‘, sondern ein besonderer Wettbewerbsvorteil. Firmen sind gut beraten, wenn sie Angebote für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf machen", sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey bei der Präsentation der Studie, die von ihrem Ministerium gefördert wird.
Eine Unternehmenskultur, in der der Mensch wichtig ist
Für neun von zehn Arbeitnehmern sind familienfreundliche Maßnahmen demnach Ausdruck einer Unternehmenskultur, in der der Mensch wichtig ist. Das sehen auch diejenigen Arbeitnehmer so, die aktuell keine kleinen Kinder oder pflegebedürftige Angehörige haben. Leider würden aber auch heute noch zu viele Beschäftigte berufliche Nachteile befürchten, wenn sie familienfreundliche Angebote in Anspruch nehmen. "Das ist kontraproduktiv", so Giffey.
Insgesamt ist die Entwicklung aber positiv. Der Anteil der Chefs und Personalverantwortlichen, die familienfreundliche Maßnahmen für wichtig erachten, ist seit der letzten Befragung vor vier Jahren um sechs Prozentpunkte auf 83 Prozent gestiegen.
Auch der Anteil von Unternehmen, die für sich eine "ausgeprägt familienfreundlichen Unternehmenskultur" in Anspruch nehmen, hat deutlich zugenommen. Nach wie vor gibt es hier aber einen Unterschied in der Wahrnehmung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Sprich: Chefs schätzen ihr Engagement etwas besser ein als ihre Mitarbeiter das tun.
Für Väter werden die Bedingungen besser
Zur Studie Besonders positiv entwickelt hat sich laut der Studie in den letzten Jahren das Engagement zur Förderung von Vätern, die zum Beispiel Elternzeit, Teilzeit oder vollzeitnahe Teilzeit nutzen möchten (von 35 auf 53 Prozent). "Die Unternehmen erweitern damit die Optionen, unterschiedliche Rollenbilder zu leben und Lebensmodelle zu wählen", so die Autoren der Studie.
Auch individuell vereinbarte Arbeitszeiten gibt es immer öfter: Acht von zehn Unternehmen bieten diese inzwischen an.
Mehr und mehr Personalverantwortliche haben dabei im Blick, dass sie mit einer familienfreundlichen Arbeitswelt auch diejenigen Mitarbeiter ansprechen müssen, die (noch) keine Betreuungspflichten für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige haben. Immerhin halten 78 Prozent der Beschäftigten ohne Betreuungsbedarf solche Maßnahmen für wichtig.
Familienfreundliche Angebote bergen auch Konfliktpotenzial
Der Umgang mit Beschäftigten, die familienfreundliche Angebote nutzen, und mit Beschäftigten ohne Betreuungsverpflichtungen könne Konfliktpotenzial bergen, heißt es in der Untersuchung. Für Führungskräfte sei der faire Interessenausgleich in ihren Teams daher besonders wichtig. Das heiße auch, die Beschäftigten dafür zu sensibilisieren, dass Anforderungen und Möglichkeiten in den unterschiedlichen Lebensphasen anders gewichtet werden.
Die Berater der Handwerkskammern und Fachverbände unterstützen bei der Umsetzung einer familien- und lebensphasenorientierten Personalpolitik im Betrieb. Sie helfen den Unternehmen unter anderem dabei, deren familienfreundliche Maßnahmen nach Außen zu kommunizieren, was für den Wettbewerb um Azubis und Fachkräfte wichtig ist.
Ein zentrales Zukunftsthema wird übrigens das mobile und flexible Arbeiten sein: Seine Bedeutung wird aus Sicht von 44 Prozent der Beschäftigten und 59 Prozent der Unternehmen in den nächsten fünf Jahren noch weiter zunehmen.
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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