Der eCanter für die letzte Meile
Der Fuso eCanter ist der erste voll elektrische Lkw in Serienfertigung. Jetzt gingen erste Exemplare an Kunden und markieren den Einstieg in emissionsfreie Lieferungen.
Elektroautos sind nichts Neues. Batteriebetriebene Mobilität gab es sogar schon vor dem Verbrennermotor – und in Berlin fuhren vor 100 Jahren fast nur elektrifizierte Fahrzeuge. Künftig fahren in der Hauptstadt erneut voll elektrifizierte Lkw: Die Logistiker DHL, Schenker, Rhenus und Dachser fahren ab sofort mit 12 Lkw der Marke Fuso durch die Straßen Berlins. Und zwar rein elektrisch. Sie setzen den eCanter im innerstädtischen Lieferservice ein, um wertvolle Erkenntnisse für die zukünftige Integration der emissionsfreien Transportriesen in ihre Flotte zu gewinnen und um langfristig umweltfreundlichere Fahrzeuge einzusetzen. Alle drei haben die neuen Fahrzeuge über einen 24-monatigen Langfristmietvertrag über Daimler Charter Way finanziert.
Kraft aus bis zu sechs Batterien
In voller Fahrt: der Fuso eCanter hier für DHL Foto: © Fuso Tatsächlich ist der eCanter der erste in Serie gefertigte Lkw, der auf einen rein elektrischen Antrieb setzt. Die Batteriepacks sind unterflur untergebracht und modular aufgebaut. Gab es zur Weltpremiere des eCanters vor gut einem Jahr auf der IAA-Nfz in Hannover das Modell noch mit fünf Batteriepacks zu sehen, können heute von zwei bis zu sechs Hochvolt-Lithium-Ionen-Batterien mit je 420 V und 13,8 kWh die Kraft für den Antrieb liefern, ganz nach Bedarf.
Tatsächlich stehen die Autobauer in den Startlöchern, um den Markt zumindest langfristig mit großen E-Autos zu versorgen, die tatsächlich genügend Masse und Volumen in ihren Kofferaufbau packen können. Doch auch 2018 gilt immer noch: Der Strom an E-Autos fließt spärlich, im Transporter- und Lkw-Bereich mit hoher Nutzlast tröpfelt es nur. Denn auch der jetzt ausgelieferte eCanter ist nur begrenzt erhältlich: 150 Exemplare schafften 2017 den Weg nach Europa, um dort an ausgewählte Kunden wie eben die Logistiker DHL, Schenker und Rhenus zu gehen. Aber: Der Anfang ist damit gemacht. Für Fuso ist der eCanter so wichtig, dass sie fortan unter der neuen Marke E-Fuso die Elektrifizierung der Lkw-Sparte vorantreiben wollen.
180 rein elektrische PS
Der eCanter läuft künftig unter E-Fuso als neue Marke für rein elektrische Lkw Je nach Aufbau hat der eCanter eine Fahrgestelltragfähigkeit von bis zu viereinhalb Tonnen. Der Elektroantriebsstrang mit starkem Permanent-Magnet-Motor bietet eine Leistung von 129 kW/180 PS über ein Eingang-Getriebe direkt auf die Hinterachse. Damit erzielt der eCanter ein Drehmoment von 285 Newtonmetern, der – so zeigt es die Testfahrt – den 7,49-Tonner fast wie einen Pkw beschleunigen.
Vorteil des E-Motors: Das volle Drehmoment steht von Anfang an zur Verfügung. Fuso hat die Höchstgeschwindigkeit aber auf 80 km/h limitiert. Damit reicht die Kraft aller sechs Batterien für mehr als 100 Kilometer. Das ist mehr als genug, fahren doch selbst gewerbliche Nutzer täglich im Schnitt nur rund 52 Kilometer, wie das Kraftfahrtbundesamt in einer Studie 2013 herausfand.
Kosten für E-Lkw bleiben vorerst unklar
Wie teuer der elektrischer Lkw ist, bleibt vorerst ein Geheimnis. Klar ist, Elektromobilität ist noch wesentlich teurer als die klassische Verbrennertechnologie. Weder zum Kaufpreis noch zur Leasingraten aber gab es konkrete Auskünfte, allenfalls den Zusatz "angemessen". Klar ist auch, dass die Logistiker in eine eigene Versorgung investieren mussten. Zur Orientierung: Eine Schnellladestation schlägt mit rund 25.000 bis 30.000 Euro zu Buche. Keine einfache Sache, geht es doch im Jahr 2018 zunächst um die Integration von E-Fahrzeugen in eine bestehende Verbrennerflotte.
Mit der Übergabe im Dezember 2017 an erste Kunden ist jetzt ein Anfang gemacht, aber die geringen Stückzahlen belegen auch, dass es mit der Elektromobilität von heute auf morgen nicht klappen wird. Denn ehe die kleinen und mittlerweile Handwerksbetriebe überhaupt Zugriff auf einen E-Lkw haben werden, dürfte noch Zeit ins Land gehen. Hier darf man gespannt sein, wie sich die Autoindustrie im Transportersegment schlagen wird und ein umfassendes Angebot an kräftigen E-Mobilen jenseits der Ein-Tonnen-Nutzlastklasse parat hält.
Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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