NRW soll Berufsbildungsland Nummer eins werden
Die nordrhein-westfälische CDU-Fraktion hat eine Strategie entwickelt, um Ausbildung attraktiver zu machen. NRW soll so bald ein Spitzenland für die Berufsbildung werden.
Viele Betriebe des nordrhein-westfälischen Handwerks leiden unter den aktuellen Krisen. Auch wegen dieser Krisen gewinnt die Fachkräftesicherung an Bedeutung. Denn wie soll die Energiewende gelingen, wenn zu wenig gut qualifizierte Menschen zur Verfügung stehen, um die entsprechende Technik zu installieren oder instand zu halten? Die CDU-Fraktion im NRW-Landtag hat im Rahmen einer Klausurtagung nun eine Strategie erarbeitet, um die berufliche Ausbildung attraktiver zu machen – die sogenannte "Aachener Erklärung". Der Fachkräftemangel sei eine große Herausforderung für die Betriebe im Land. Deswegen sei es Zeit für eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung", sagt der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Thorsten Schick. "Die Transformationsprozesse in Wirtschaft und Arbeitswelt benötigen gut qualifizierte Arbeitskräfte."
Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW, war zu Gast bei der Tagung und lieferte "wichtige Impulse" für die Politiker. Es sei richtig, dass die Fraktion die berufliche Bildung stärken will. NRW brauche eine "Strategie, die konsequent auf Qualität in der schulischen Bildung und in der Berufsorientierung setzt und die attraktive und verlässliche Rahmenbedingungen für die berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung schafft", so Ehlert. Nordrhein-Westfalen soll Berufsausbildungsland Nummer eins werden, lautet das ambitionierte Ziel der CDU-Fraktion. "Wir brauchen wieder mehr junge Menschen, die sich Ausbildungsberufen widmen und diesen Karriereweg einschlagen", heißt es in ihrer siebenseitigen Erklärung.
Fachkräftegewinnung in der Schule starten
Aachener ErklärungHier finden Sie den siebenseitige Erklärung der CDU-Fraktion.Die Fachkräftegewinnung müsse bereits in der Schule starten. Es gelte, die Ausbildungsfähigkeit der Schüler sicherzustellen und ergebnisoffene Berufsorientierung an allen Schulen, ausdrücklich auch an Gymnasien, anzubieten und Praxisabschnitte und längere Praktika zu ermöglichen. "Das Ziel ist eine bessere Verzahnung mit potenziellen Arbeitgebern in allen Schulformen." Bei einem Tag des Handwerks in den Schulen sollen die Schüler praktische Erfahrungen sammeln und so für eine Ausbildung im Handwerk begeistert werden. Da Eltern einen großen Einfluss auf die Entscheidungen junger Menschen haben, sollen sie stärker in die Berufsorientierung einbezogen werden, etwa indem sie Informationen über die Ergebnisse der Potenzialanalyse der Kinder erhalten. Lehrer sollen schon während des Studiums für das Thema Berufsorientierung sensibilisiert werden.
Um die Ausbildung attraktiver zu machen, will sich die Fraktion dafür einsetzen, dass die Ausbildungsvergütung steuerfrei wird und Schulabgänger mit Abitur ihre Ausbildungszeit um ein Jahr verkürzen können. Außerdem will sie mithilfe der Wirtschaft Wohnheimplätze für Auszubildende fördern. "Wir wollen kleinere Fachklassen im Rahmen der beruflichen Bildung erhalten. Das dient sowohl einer möglichst wohnortnahen Beschulung als auch der Sicherung homogener Lerngruppen. Gleichzeitig wollen wir die Betreuungsrelation mit Fachlehrern verbessern. Schulische Angebote müssen auch für Splitterberufe in Nordrhein-Westfalen bestehen bleiben." Für angehende Meister soll es eine Meisterprämie von bis zu 3.000 Euro, um die "Gebührenfreiheit der Meisterausbildung" herzustellen. Eine Erhöhung der maximalen Fördersumme soll die Meistergründungsprämie attraktiver machen.
Recruiting im Ausland ausbauen
Einheitliche Kompetenzfeststellungen in puncto Nachqualifizierungen soll es Ungelernten erleichtern, einen vollwertigen Berufsabschluss zu erhalten. "Standardisierte Kompetenzfeststellungsverfahren, in denen die Kammern bereits informell erworbene berufsbezogene Kompetenzen sinnvoll feststellen und arbeitsmarktgängig bescheinigen, können dabei unterstützend eingesetzt werden." Auch die Fachkräfteeinwanderung soll eine Rolle spielen, denn die deutsche Volkswirtschaft sei auf ausländische Arbeits- und Fachkräfte angewiesen. "Wir fordern daher den Ausbau eines professionellen Recruitings im Ausland, nicht nur für Engpassberufe. Wir wollen dafür Arbeitgeber, Kammern und Verbände miteinander vernetzen. Recruiting und Vernetzung sollen zentral in der Landesregierung gebündelt werden." Gut integrierte Menschen mit Aussicht auf einen festen Arbeitsvertrag sollen eine dauerhafte Arbeitserlaubnis erhalten. Für geduldete Person mit einem gesicherten Aufenthaltsstatus für die Zeit einer Ausbildung und danach für weitere zwei Jahre soll es möglich sein, einen dauerhaften Aufenthaltsstatus zu bekommen.
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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