Das Handwerk fordert eine deutliche Erhöhung der Sanierungsquote des Gebäudebestands.

Das Handwerk fordert eine deutliche Erhöhung der Sanierungsquote des Gebäudebestands. (Foto: © Romolo Tavani/123RF.com)

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Die EU-Kommission will eine Renovierungswelle

Handwerkspolitik

Die EU-Kommission hat ihre Strategie für eine Renovierungswelle vorgestellt. Bis 2030 sollen 35 Millionen Gebäude saniert werden.

In den kommenden zehn Jahren soll sich die Renovierungsquote bei Gebäuden mindestens verdoppeln. Das ist das Ziel der Europäischen Kommission, die jetzt ihre Strategie für eine Renovierungswelle vorgelegt hat. So will sie die Treibhausgasemissionen verringern und die Digitalisierung fördern sowie die Lebensqualität der Menschen verbessern.

Zusätzliche Arbeitsplätze im Baugewerbe

In ihrer Strategie zeigt die Kommission auf, wie 35 Millionen Gebäude bis zum Jahr 2030 renoviert werden und bis zu 160.000 zusätzliche Arbeitsplätze im Baugewerbe entstehen könnten. Da auf den Gebäudesektor etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU entfallen, sei es essenziell hier Maßnahmen zu ergreifen, um Europa bis 2050 klimaneutral zu machen.

Hindernisse beseitigen

Die Kommission priorisiert Maßnahmen in drei Bereichen: Dekarbonisierung der Wärme- und Kälteerzeugung, Bekämpfung von Energiearmut und Maßnahmen für Gebäude mit der geringsten Energieeffizienz sowie Renovierung öffentlicher Gebäude. Sie schlägt vor, die in der gesamten Renovierungskette bestehenden Hindernisse durch verschiedene Instrumente zu beseitigen.

Die Strategie soll folgende Leitaktionen umfassen:

  • Strengere Vorschriften, Standards und Informationen in Bezug auf die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, um Renovierungen im öffentlichen und privaten Sektor attraktiver zu machen . Darunter fallen auch die schrittweise Einführung verbindlicher Mindestnormen für die Gesamtenergieeffizienz bestehender Gebäude, aktualisierte Vorschriften für Energieeffizienzausweise und eine etwaige Ausweitung der Renovierungsanforderungen für den öffentlichen Sektor;
  • Gewährleistung einer leicht zugänglichen und gezielten Finanzierung, unter anderem durch die europäischen Vorzeigeprojekte "Renovieren" und "Vorantreiben", die in der Aufbau- und Resilienzfazilität im Rahmen von NextGenerationEU vorgesehen sind, vereinfachte Regeln für die Kombination verschiedener Finanzierungskanäle und vielfältige Anreize für private Finanzierungen;
  • Ausbau der Kapazitäten für die Vorbereitung und Durchführung von Renovierungsprojekten. Dies reicht von der technischen Unterstützung der nationalen und lokalen Behörden bis hin zu Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zugunsten von Beschäftigten, die die neuen "grünen Arbeitsplätze" ausfüllen;
  • Ausweitung des Marktes für nachhaltige Bauprodukte und -leistungen; darunter fallen die Integration neuer Werkstoffe und naturbasierte Lösungen sowie die Überarbeitung der Rechtsvorschriften über die Vermarktung von Bauprodukten und Zielvorgaben für Wiederverwendung und Verwertung;
  • ein neues europäisches Bauhaus, ein interdisziplinäres Projekt, dem ein Beratungsgremium aus externen Sachverständigen aus Wissenschaft, Architektur, Design, Kunst, Planung und Zivilgesellschaft vorstehen wird. Bis Sommer 2021 wird die Kommission einen breit angelegten, partizipativen Prozess zur gemeinsamen Gestaltung einleiten, bevor sie ein Netz von fünf Gründungs-Bauhäusern im Jahr 2022 in verschiedenen EU-Ländern einrichtet.
  • Entwicklung von stadtteilbezogenen Konzepten für lokale Gemeinschaften, um auf erneuerbaren Energien und Digitalisierung basierende Lösungen zu integrieren und Bezirke mit ausgeglichener Energiebilanz zu schaffen, in denen die Verbraucher zu Prosumenten werden, die Energie an das Netz verkaufen. Die Strategie umfasst auch eine für 100 Bezirke ausgelegte Initiative für bezahlbaren Wohnraum.

Bei Überprüfung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie im kommenden Jahr erwägt die Kommission, den Vorgaben für die Wärme- und Kälteerzeugung aus erneuerbaren Quellen einen höheren Stellenwert zu geben und ein Mindestniveau an Energie aus erneuerbaren Quellen in Gebäuden einzuführen.

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Sie will auch prüfen, wie die Haushaltsmittel der EU neben den Einnahmen aus dem EU-Emissionshandelssystem zur Finanzierung nationaler, auf einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen zugeschnittener Energieeffizienz- und Energiesparprogramme eingesetzt werden könnten. Der Ökodesign-Rahmen soll weiterentwickelt werden, damit effiziente Produkte auf den Markt gebracht und ihre Verwendung gefördert werden.

Deutliche Erhöhung der Sanierungsquote

Holger Schwannecke Foto: © ZDH / SchuerringHolger Schwannecke Foto: © ZDH / Schuerring

"Zurecht rückt die EU-Kommission den Gebäudesektor ins Zentrum der Debatte um ein klimaneutrales Europa bis 2050", kommentiert Holger Schwannecke. "Die CO2-Emissionen müssen in diesem Bereich deutlich verringert werden, nur so kann Europa langfristig seine Klimaziele erreichen", sagt der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

Dazu müsse es europaweit gelingen, die deutliche Erhöhung der Sanierungsquote des Gebäudebestands mit einem wirtschaftlichen Wiederaufschwung zu verbinden. Gerade der Baubereich habe sich in der Krise als stabil erwiesen und könne jetzt zum Konjunkturmotor werden.

Realistische Anforderungen

"Damit uns das gelingt, müssen die Anforderungen an die energetische Modernisierung von Gebäuden realistisch sein. Ziel muss es sein, in den kommenden Jahren möglichst viele Gebäude zu modernisieren, ohne dass überzogene Auflagen die Nachfrage hemmen. Es geht darum, die Aufrüstung zu intelligenten Gebäuden stärker mit Zukunftsthemen wie E-Mobilität und dezentraler Energieerzeugung zu verbinden."

Bei Modernisierungsvorhaben im Quartiersmaßstab müsse gewährleistet sein, dass sich Handwerksbetriebe an der Planung, am Bau sowie an der Bewirtschaftung der Quartiere beteiligen können und einen fairen Zugang zu den in intelligenten Gebäuden anfallenden Daten haben. "Nur so können sie ihren Kunden passgenaue Dienstleistungen wie Wartung und Reparatur anbieten."

Quellen: EU-Kommission / ZDH

Text: / handwerksblatt.de

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