DFV kritisiert Maßnahmen im Bereich Land- und Ernährungswirtschaft
Das Fleischerhandwerk hat sich mit einem offenem Brief an Ernährungs- und Landwirtschaftminister Cem Özdemir gewandt. Es kritisiert darin die politischen Vorhaben der Bundesregierung rund um die Tierhaltung in Deutschland.
Der Deutsche Fleischer-Verband (DFV) ist nicht zufrieden mit den Plänen der Bundesregierung im Bereich Land- und Ernährungswirtschaft. Mit einem offenen Brief an Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) macht er seinem Ärger Luft und kritisiert die Vorhaben rund um die Tierhaltung in Deutschland. Der Verband äußert seine "große Sorge" hinsichtlich der aktuellen Debatten und der angestrebten politischen Maßnahmen: "Wir müssen tiefgreifende Veränderungen erwarten, allerdings nicht wie sicher angestrebt im positiven Sinn, sondern mit dramatischen Auswirkungen für Mensch und Tier", heißt es in dem Brief.
Das Fleischerhandwerk mit seinen regional verwurzelten Betrieben setze sich mit Vehemenz für eine möglichst gute, nachhaltige und tiergerechte Haltung ein. Es sei das ausdrückliche Ziel, die Kunden mit "hochwertigen und gesunden Lebensmitteln" zu versorgen. Allerdings werde es immer schwieriger, dieses Ziel auch umzusetzen. "Richtige Ziele werden an vielen Stellen mit Maßnahmen verfolgt, die genau das Gegenteil dessen bewirken, was erreicht werden soll und muss."
"Angriff auf den Fleischverzehr"
Offener BriefHier finden Sie den Brief des DFV an Minister Cem Özdemir im Wortlaut.Der DFV spricht von einem Angriff auf den Fleischverzehr von unterschiedlichen Seiten, der auch von der Politik befeuert werde. Ein "trauriges Beispiel" sei der Vorstoß des Ernährungs- und Landwirtschaftsministeriums, die Mehrwertsteuer für aus seiner Sicht gesunde Lebensmittel zu reduzieren. Als gesund würden aber ausschließlich pflanzliche Lebensmittel eingestuft. Daraus ergebe sich eine Diffamierung von Fleisch und Fleischerzeugnissen. "Es ist eine Tatsache und eindeutig wissenschaftlich belegt, dass Fleisch ein wichtiger Teil einer ausgewogenen Ernährung ist", hält der DFV dagegen.
Es sei unverantwortlich, den Leuten einzureden, man könne sich problemlos ohne tierische Produkte ernähren. Eine vegane Ernährung sei möglich, aber dabei drohten ohne einen strikten Ernährungsplan und Nahrungsergänzungsmittel Mangelerkrankungen. "Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung kann diesen Aufwand nicht leisten, weil das Wissen fehlt, weil das im Alltag nicht durchzuhalten ist oder weil man sich schlicht auf die kolportierte, aber falsche Nachricht verlässt, Bohnen seien ernährungsphysiologisch dem Fleisch völlig gleichzusetzen."
Klasse statt Ramsch
Der Fleischerverband zweifelt außerdem daran, dass der Fleischkonsum deutlich über dem emfpohlenen Wert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt. "Vielleicht lohnt es tatsächlich, sich einmal anzusehen, wie hoch der Fleischkonsum tatsächlich ist." Die Form der Ermittlung des verbreiteten Werts sei zuletzt durchaus kritisch hinterfragt worden. Das Ziel des Fleischerhandwerks sei aber gar nicht, dass möglichst viel Fleisch gegesen wird, sondern dass es das "richtige Fleisch" ist: "Klasse statt Ramsch, dafür steht das Fleischerhandwerk."
Wegen der "ideologischen Angriffe" steige das Risiko, dass Qualitätsfleisch immer weniger zu Gunsten preislich günstigerem, aber weniger gutem Fleisch nachgefragt wird. "Es muss endlich eine differenzierte Betrachtung her", fordert der DFV. Es sei fatal, die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen jetzt ohne Rücksicht auf die aktuell stark steigenden Preise umzusetzen. Das belaste in erster Linie Anbieter von Lebensmitteln, die durch Regionalität, gute Tierhaltung, nachhaltiges Wirtschaften und handwerkliche Verarbeitung teurer anbieten müssen.
Unfairer Wettbewerbsvorteil für Discounter
Discounter mit aggressiver Preispolitik bekämen so einen unfairen Wettbewerbsvorteil. Immer neue bürokratische Auflagen, wie die Haltungskennzeichnung oder Herkunftskennzeichnung, benachteiligten kleinere Handwerksbetriebe. Denn viele Regelungen zielten auf industrielle Erzeuger ab. Handwerkliche Hersteller mit Bedienverkauf bräuchten aber andere Regeln. "Wir fordern, dass Rahmenbedingungen endlich so gemacht werden, dass Kleine eine realistische Überlebenschance haben. Was wir derzeit sehen, ist ein politisch und ideologisch getriebenes Forcieren des Strukturwandels hin zu Industrialisierung und Zentralisierung."
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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