Brandenburg: Handwerk verhalten optimistisch
Nach rund einem Jahr wirtschaftlicher und sozialer Belastungen durch die Corona-Pandemie zeichnet sich im brandenburgischen Handwerk ein differenziertes Bild der wirtschaftlichen Lage ab.
Grundsätzlich gilt: Alle Branchen eint die Hoffnung auf zügige Erfolge in der Pandemie-Bekämpfung und ein verhaltener Optimismus auf eine wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Hinsichtlich der Auswirkungen und Folgen der Corona-Krise ist das Handwerk im Land Brandenburg im Frühling 2021 in zwei Teile gespalten.
Jene, die trotz Corona-Pandemie weiterarbeiten konnten und können und jene, deren Betriebe im Lockdown schließen mussten oder deren Geschäftsgrundlage buchstäblich entfallen ist. Zu letzteren zählen unter anderem Friseure, Kosmetiker und Messebauer. Die Friseurbetriebe, die erst seit Anfang März wieder unter strengen Auflagen Kunden empfangen dürfen, haben vor allem durch den Wegfall des wichtigen Vorweihnachtsgeschäfts, das viele Betriebe wirtschaftlich auch durch den Januar trägt, schwere Einbußen erlitten.
Betroffenheit hängt vom Geschäftsmodell ab
Zu den Leidtragenden der Corona-Krise und der staatlichen Lockdown-Maßnahmen gehören aber auch Bäcker und Konditoren. "Die Betroffenheit der einzelnen Betriebe hängt aber stark vom jeweiligen Geschäftsmodell ab", urteilt Tobias Exner, Obermeister der Bäcker- und Konditoreninnung Potsdam. So haben Konditoren etwa, die hauptsächlich die Gastronomie beliefern, zum Teil einen erheblichen Umsatzrückgang erlitten.
Gleiches gilt für jene Bäckereien mit angeschlossenen Cafés, bei denen das gastronomische Angebot in den Filialen einen hohen Umsatzanteil ausmacht. Besser sind hingegen kleine Bäckereien mit einem Schwerpunkt auf das Backwarengeschäft durch die Krise gekommen. "Da viele Kunden mehr Zeit zu Hause verbringen mussten, gab es vielfach auch eine größere Nachfrage nach Brot, Brötchen oder Feingebäck," so Exner.
Kostenaufwand für Hygienemaßnahmen
Für alle Betriebe gleichermaßen eine Belastung: Der hohe Kostenaufwand für Hygienemaßnahmen im Betrieb und für die Schulungen der Belegschaft im Rahmen der Corona-Pandemie. Im Sinne eines optimistischen Ausblicks für das Bäcker- und Konditorenhandwerk hofft Exner nun, dass Erfolge in der Impfkampagne schnell auch eine Wiedereröffnung der Café-Bereiche in den Filialen möglich werden lassen.
"Die Auftragslage ist gut", sagt hingegen Mathias Schulze, Obermeister der Elektro-Innung Königs Wusterhausen, über die wirtschaftliche Situation der Elektrotechniker. Vor allem bei privaten Kunden bleibt die Nachfrage nach elektrotechnischen Leistungen unverändert hoch. Lediglich bei öffentlichen Auftraggebern sei gegenwärtig coronabedingt eine gewisse Zurückhaltung spürbar.
Lieferengpässe im Elektrohandwerk
Dennoch bleibt Schulze für den weiteren Jahresverlauf optimistisch. "Viele elektrische Anlagen sind veraltet", sagt Schulze, "es gibt nach wie vor einen deutlichen Investitionsrückstau in der Region." Zudem steigt der Bedarf an Elektrifizierungsleistungen durch neue Technologien weiter an, etwa durch die E-Mobilität, den Ausbau der Erneuerbaren Energien oder die Möglichkeiten des Smart Home. Mancher Kunde habe auch die Corona-Zeit zu zusätzlichen und ursprünglich nicht geplanten Investitionen in die eigene vier Wände genutzt.
Als Hemmschuh erweisen sich für die Elektro-Handwerker zurzeit Lieferengpässe bei Zulieferteilen. "Da macht sich zum Teil die Kurzarbeit in der Fertigung bemerkbar, zum Teil sind es auch Lieferengpässe aus dem Ausland", erklärt Schulze. Eine weitere Hürde stellt der auch schon vor dem Ausbruch der Pandemie akute Fachkräftemangel dar. "Viele Betriebe haben zurzeit Stellen ausgeschrieben", weiß Schulze. Auch die Ausbildungssituation ist weiterhin angespannt.
Gute Lage im Dachdeckerhandwerk
Ähnlich stellt sich die Lage im Dachdeckerhandwerk dar. Auch hier sei die Auftragslage weiterhin gut, erklärt Jürgen Naujokat, Geschäftsführer der Dachdecker-Innung Cottbus. Dank der milden Witterung konnte auch in den Wintermonaten fast durchgehend gearbeitet werden. "Natürlich unter erschwerten Bedingungen", verweist Naujokat auf die Belastungen, die für die Belegschaften durch die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen entstehen.
Auch im Dachdeckerhandwerk sei bei manchen öffentlichen oder gewerblichen Auftraggebern eine abwartende Haltung zu erkennen. Dennoch hätte die Corona-Pandemie auf die Durchführung von Bauvorhaben bisher praktisch so gut wie keinen Einfluss gehabt. Naujokat ist deshalb optimistisch, dass die Auftragslage 2021 stabil bleibt.
Nachwuchs gesucht
Schwieriger hingegen stellt sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt dar. "Da wird weiterhin nach Nachwuchs gesucht", weiß Naujokat. Die Corona-Pandemie mit dem Wegfall von Ausbildungsmessen und Informationsveranstaltungen habe die Situation in den zurückliegenden Monaten nicht einfacher gemacht.
Auch bei der Innung der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Frankfurt (Oder) sieht man eine gute Ausgangsbasis für 2021. Natürlich habe es bedingt durch Corona Schwierigkeiten im Arbeitsalltag gegeben, etwa wenn Objekte wie Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäuser nicht betreten werden durften. "Aber wir sind dennoch auf einem hohen Niveau", sagt Uwe Jahn, Obermeister der Innung. Es werde weiter investiert, sowohl im privaten Bereich als auch in der Wohnungswirtschaft.
Umsatzeinbußen im Gebäudereinigerhandwerk
Das in der Pandemie systemrelevante Gebäudereinigerhandwerk, Deutschlands beschäftigungsstärkstes Handwerk, blieb von den Auswirkungen der Pandemie hingegen nicht verschont. Während der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks deutschlandweit bei zwei Drittel der von ihm befragten Unternehmen 2020 Umsatzeinbußen registrierte, sieht Karina Schorten, Geschäftsführerin der Innung des Gebäudereiniger-Handwerks Brandenburg-Ost, die Lage der Betriebe positiver: "Wir sind vorsichtig optimistisch für das laufende Jahr."
Wo Aufträge weggebrochen sind, etwa durch die Schließung der Gastronomie oder im Handel, konnte dies auf der anderen Seite durch die verstärkten Hygienestandards mit zusätzlichen Aufträgen und höheren Reinigungsintervallen, etwa im Gesundheitssektor oder in öffentlichen Gebäuden, ausgeglichen werden. Sorge bereite allerdings der Mangel an Fachkräften und Auszubildenden. "Die werden weiterhin händeringend gesucht", sagt Schorten. "Mancher Betrieb könnte ansonsten durchaus mehr Aufträge bearbeiten."
Text:
Karsten Hintzmann /
handwerksblatt.de
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