Berufsbildung als Entwicklungshilfe
Seit 2017 leistet der WHKT in Tansania im Rahmen einer Bildungspartnerschaft erfolgreich Entwicklungshilfe im Bereich Land- und Baumaschinenmechanik.
Seit sechs Jahren läuft das Bildungspartnerschaftsprojekt "Dual Apprenticeship Training and Development in Agriculture Technology" des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT) in Afrika. Der WHKT unterstützt damit die Vocational Education and Training Authority (VETA) in Tansania darin, praxisrelevante Ausbildungs- und Schulungsangebote für Land- und Baumaschinenmechaniker einzuführen. Der Agrarsektor dort ist ein wichtiger Markt und ein wirtschaftlicher Schwerpunkt.
Aber wegen der wenig fortgeschrittenen Mechanisierung der Produktion bleibt das Land weit unter seinen Möglichkeiten. Deswegen ist es ein Ziel der tansanischen Regierung, den Mechanisierungsgrad zu erhöhen und die Rahmenbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen der entsprechenden Branchen zu verbessern. Dieses Vorhaben wiederum wird auch durch den Mangel an qualifizierten Fachkräften ausgebremst, sodass große Teile des Potenzials ungenutzt bleiben. Wenn mal Landmaschinen zum Einsatz kommen und eine Wartung oder Reparatur nötig ist, gibt es zu wenig Fachkräfte, um die Arbeiten auszuführen.
Dualen Ausbildungsgang einführen
Genau hier setzte der WHKT im Jahr 2017 mit seiner Initiative an. In der ersten Projektphase bis 2020 ging es darum, den dualen Ausbildungsgang "Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik" einzuführen. Dies gelang an einem Bildungszentrum in Babati in der Region Manyara im Zentrum des ostafrikanischen Landes. Seit 2019 starten dort jährlich bis zu 25 Menschen ihre duale handwerkliche Berufsausbildung. Außerdem gibt es verschiedene Weiterbildungsangebote für Kleinbauern und regionale Handwerksbetriebe.
Die Absolventinnen und Absolventen des Pilotlehrgangs mit Ausbilder Muro Mboye (2.v.r.) Foto: © Thomas Rehberg / WHKTDazu mussten zunächst die entsprechenden Ausbilder qualifiziert werden, um die Bildungsangebote nachhaltig etablieren zu können. Darum kümmern sich seit 2018 sogenannte Kurzzeitexperten, die jeweils für zwei Wochen Schulungen vor Ort durchführen. Außerdem hat der WHKT einen deutschen Kfz-Meister, der über 20 Jahre als Ausbilder in einem deutschen Bildungszentrum tätig war, als Langzeitexperten beschäftigt. Er ist zum größten Teil in Tansania tätig und koordiniert das Projekt. Weitere Kooperationspartner helfen bei nicht handwerklichen Aspekten. Ziel ist ein möglichst ganzheitlicher Ansatz.
Verlängerung des Projekts empfohlen
Mittlerweile steht das Ende der zweiten Projektphase kurz bevor. Zu dem ersten Bildungsstandort in Babati sind vier weitere in ganz Tansania verteilte Standorte dazugekommen. Da auch wegen der Corona-Pandemie noch nicht alle Ziele erreicht werden konnten, empfahl eine externe Gutachterin eine weitere Verlängerung des Projekts um ein Jahr. Sie bescheinigte im Rahmen einer Projektfortschrittskontrolle den erfolgreichen Verlauf des vom Bundesentwicklungsministerium geförderten Projekts. Die Bilanz: seit 2017 gab es knapp 29 Kurzzeiteinsätze, aktuell durchlaufen etwa 250 Auszubildende eine duale Ausbildung als Mechaniker für Land- und Baumaschinentechnik in Tansania. 250 Menschen, denen durch die Ausbildung eine Zukunftsperspektive geschaffen wurde.
WHKT-Geschäftsführer Andreas Oehme erklärt die Intention aus Handwerkssicht: "Den Wert der beruflichen Handlungskompetenz durch duale Ausbildung wollen wir nicht nur in Deutschland hervorheben, sondern auch international. Wenn das Handwerk dadurch Jugendarbeitslosigkeit und Armut in Entwicklungsländern bekämpfen helfen kann, sollte sich unser Wirtschaftsbereich engagieren." Im Jahr 2021 konnten die ersten Auszubildenden ihre Ausbildung erfolgreich abschließen.
Positiver Effekt bestätigt
Laut WHKT bestätigten vor allem in der Region Manyara ansässige Farmer und Landmaschinenhändler den positiven Effekt der Bildungspartnerschaft und den großen Mehrwert des qualifizierten Personals für ihre Betriebe. Sollte das Projekt ein weiteres Jahr laufen, will der WHKT besonders im Bereich der Entwicklung von Kurzkursen für lokale Kleinbauern zur Vermeidung von Nachernteverlusten, aber auch in der weiteren Qualifizierung von Ausbildern der fünf Bildungszentren weitere Aktivitäten umsetzen, damit der Effekt der Entwicklungszusammenarbeit und die Hilfe zur Selbsthilfe auch nach Projektende Früchte trägt.
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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