Heribert Wilhelmi, der ehemalige Chef der Arbeitsagentur Trier.

Heribert Wilhelmi, der ehemalige Chef der Arbeitsagentur Trier. (Foto: © Marco Piecuch/Agentur für Arbeit Trier)

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Interview: Sympathisant des Handwerks

Heribert Wilhelmi, Chef der Arbeitsagentur, ist am 1. April in den Ruhestand gegangen. Im Interview blickt er zurück und gibt noch einige Tipps.

DHB: Herr Wilhelmi, Sie waren seit 2013 Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Trier. Wie haben Sie das Handwerk in dieser Zeit wahrgenommen?
Wilhelmi:
In diesen zehn Jahren habe ich unterschiedliche konjunkturelle Situationen und die ganz schlimme Zeit der Pandemie erlebt. Das Handwerk habe ich dabei als einen Seismografen für die jeweilige konjunkturelle Befindlichkeit wahrgenommen. In der Pandemie war es neben der Hotel- und Gaststättenbranche und dem Verkauf der Bereich, der am meisten gelitten hat. Kundenbesuche waren unmöglich, und teils unsinnige Einschränkungen haben es den Betrieben schwer gemacht, ihren Geschäften nachzugehen. Insgesamt aber muss ich feststellen, dass das Handwerk der Region sich jeweils sehr gut auf die unterschiedlichen Lagen eingestellt hat.

DHB: Viele Handwerksbetriebe suchen händeringend Fachkräfte und Auszubildende. Wie unterstützt die Agentur für Arbeit sie dabei, qualifiziertes Personal zu finden?
Wilhelmi:
Durch unzählige gemeinsame Veranstaltungen wie auch meine guten Kontakte zu den Geschäftsführungen der HWK und der beiden Kreishandwerkerschaften war ich immer nah am Puls und wusste, wo wir die Betriebe mit unseren Dienstleistungen unterstützen konnten und mussten. Über Berufsberatung, Vermittlung und Qualifizierung hinaus engagieren wir uns mit einer Vielzahl an Instrumenten für die Personalgewinnung im Handwerk. Neben verschiedenen Messeformaten wie "FUTURE" oder "Zukunftstreffer" seien hier vor allem Kooperationen in den Bereichen Wissenschaftsallianz, Studienabbrecher, Fachausbildung oder Integration von Menschen mit Behinderungen genannt.

DHB: Die Qualifizierung vorhandenen Personals stärkt nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sie gilt auch als Königsweg im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Wie unterstützt die Agentur für Arbeit Arbeitgeber und deren Beschäftigte beim Thema Weiterbildung?
Wilhelmi:
Schon sehr früh in meiner Amtszeit hat mich im alten Plenarsaal der HWK, anlässlich einer Veranstaltung zum damaligen Qualifizierungsprogramm WeGeBau, HWK-Präsident Rudi Müller als einen "Sympathisanten des Handwerks" bezeichnet. In diesem Ehrentitel klingt bereits an, welchen Stellenwert das Thema Qualifizierung für mich und mein Haus immer hatte. Es ist das Thema der Zukunft, insbesondere im Hinblick auf betriebliche Weiterbildung. Deshalb haben wir auch das regionale Weiterbildungs-Netzwerk "Zukunftstreffer" ins Leben gerufen. Mit unserer Berufs- und Karriereberatung im Erwerbsleben und finanziellen Förderprogrammen bieten wir zudem ein umfassendes Unterstützungsangebot für Betriebe und Beschäftigte. Allerdings erwarte ich bei diesem Thema auch etwas mehr Flexibilität im Handwerk. Zu oft höre ich: "Wir haben keine Zeit, die Auftragsbücher sind voll". Doch es lohnt sich, ab und zu innezuhalten und zu prüfen, welche Investition in die Mitarbeiterschaft mittel- und langfristig getätigt werden muss. Denn davon hängt ab, wie gut ein Betrieb weiterhin am Markt agieren kann.

DHB: Das Handwerk ist gerne bereit, ausländische Fachkräfte und Menschen mit Migrationshintergrund einzustellen. Wie kann die Agentur für Arbeit die Betriebe bei der Rekrutierung unterstützen?  
Wilhelmi:
Über den "Jobturbo" wie auch Kooperationen zur Anwerbung und Vermittlung ausländischer Fachkräfte verstärken Agentur für Arbeit und Jobcenter derzeit massiv ihr Engagement zur beruflichen Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Ich glaube aber, dass auch das Handwerk einen entscheidenden Beitrag leisten kann. Hier, wo mit Menschen für Menschen gearbeitet wird, kann der Beweis angetreten werden, dass Sprachförderung nicht immer einem Beschäftigungsverhältnis vorgeschaltet werden muss. Durch gute Arbeitszeitmodelle könnte sie berufsbegleitend angelegt werden. Ich erinnere an die vielen kreativen Ideen, die die HWK Trier mit den anderen Kammern in Rheinland-Pfalz bereits in den Jahren 2015 bis 2017 auf den Weg gebracht hat. 

DHB: Die Abwanderung von Fachpersonal nach Luxemburg fordert das regionale Handwerk heraus. Was können Betriebe tun, um sich gegen diese Konkurrenz durchzusetzen?
Wilhelmi:
Hier verweise ich auf eine Veranstaltung, die wir gemeinsam mit der HWK durchgeführt haben unter dem Motto: "Wenn wir schon nicht die hohen Löhne zahlen, wie können wir dann unsere Arbeitsbedingungen in der Region Trier verbessern, um die Menschen hier zu halten". Ich bin davon überzeugt, dass die Generationen Y und Z nicht mehr gerne zwei Stunden am Tag im Stau verbringen wollen. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und attraktiven Unternehmen können wir für sie hier sicher einen kleinen Ausgleich für die höheren Stundenlöhne im Nachbarland schaffen.

DHB: Studien zeigen, dass die Verdienstchancen im Handwerk denen mit einem Studienabschluss entsprechen. Dennoch entscheiden sich nicht genug junge Menschen für eine handwerkliche Ausbildung. Wie versucht die Agentur für Arbeit, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern?
Wilhelmi:
Da kann ich nur auf unsere individuelle Beratung hinweisen und mit dem Märchen aufräumen, wir informierten die Jugendlichen nur Richtung Studium oder andere Berufe. Unsere Berufsberatung ist offen und berät Schülerinnen und Schüler über alle Möglichkeiten, die der Ausbildungsmarkt bietet. Dazu gehört auch aufzuzeigen, dass die Verdienstmöglichkeiten im Handwerk ähnlich hoch sind. Ich beobachte, dass der Spruch "Handwerk hat goldenen Boden" wieder Bedeutung gewinnt, auch bei den Eltern, den wichtigsten Berufsberatenden ihrer Kinder. 

DHB: Sie haben sich über vierzig Jahre lang in Sachen Arbeitsförderung eingesetzt. Was wünschen Sie dem Handwerk? 
Wilhelmi:
Auf diese Frage breche ich mal mein Tabu, mich in andere Organisationseinheiten einzumischen. Ich wünsche der HWK Trier bei den nächsten anstehenden Personalentscheidungen, dass sowohl in den Gremien als auch in der Geschäftsführung Frauen berücksichtigt werden. Ich selbst bin sehr froh, dass ich in den zehn Jahren meiner Tätigkeit als Chef der Agentur für Arbeit Trier immer auch eine Geschäftsführungskollegin an meiner Seite hatte; dies ist wichtig für die Organisation und Führung nach innen und das Wirken nach außen.

 

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Text: / handwerksblatt.de

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