Ramón Stolz: "Ein erfreuliches Stück"
Für seinen alles andere als alltäglichen Tisch wurde Metallbauer Ramón Stolz zum dritten Bundessieger im Wettbewerb "Die gute Form" gekürt.
Technik und was dahintersteckt – das war schon immer sein Ding. Bereits als Kind fand Ramón Stolz es spannend, Radios zusammen- und Schalter auseinanderzubauen. Bei seinem Onkel, einem Landmaschinenmechaniker, werkelte er gerne mit Metall herum. Heraus kamen dabei unter anderem Messer der "Marke Eigenbau". "Auf dem Technischen Gymnasium in Wittlich habe ich dann eine Affinität für Metalltechnik entwickelt", erzählt der 24-Jährige. Abitur, Metalltechnik, Forscherdrang – diese Kombi mündete nach der Schule in ein Maschinenbaustudium. "Aber dann habe ich gemerkt, dass es für mich nicht der richtige Zeitpunkt war, um zu studieren", blickt Ramón zurück. Als ein Freund von dessen Ausbildung zum Metallbauer zählte, schwenkte er um: "Mir schwebte etwas vor, wovon ich überzeugt und begeistert bin. Im Beruf Metallbauer mit Schwerpunkt Konstruktionstechnik konnte ich mein Hobby dann zum Beruf machen."
Seine dreieinhalbjährige Lehre wollte er nicht in einem Industriebetrieb, sondern einem handwerklich ausgerichteten Unternehmen machen. Bei der STEKA Stahl- und Maschinenbau GmbH im Zemmer war Ramón genau richtig. Sein Chef, Geschäftsführer und Ausbilder Rainer Steffen, unterstützte seinen Lehrling, wo immer er konnte. "Je weiter die Lehre voranging, umso mehr durfte ich eigenverantwortlich an individuellen Projekten arbeiten – vom Edelstahlwaschbecken bis hin zum Sichtschutz. Damit habe ich mich sehr wohlgefühlt. Sich in eigene Spezialbereiche vertiefen zu können, war schon eine schöne Bestätigung", sagt Ramón, der hohe Ansprüche an sich selbst stellt: "Ich bin perfektionistisch und gehe den Dingen gerne auf den Grund. Es hat mich schon immer gereizt, Arbeitsabläufe und Werkstücke zu optimieren, anstatt herumzuprobieren. Ich habe gerne einen Plan in der Tasche." So kam es, dass der junge Handwerker mit der Forscherseele wieder zurück ins Maschinenbaustudium ging. Diesmal voller Überzeugung. Und mit einem Gesellenbrief in der Tasche. Nun will Ramón Ingenieur werden, Produkte planen und entwickeln. "Durch meine Ausbildung habe ich einen viel besseren Draht zum Ingenieurstudium gefunden", freut sich der Student im ersten Semester. "Als Azubi durfte ich im Betrieb nach Feierabend noch eigene Projekte umsetzen, zum Beispiel eine Gas-Esse. Das hat mich handwerklich stark vorangebracht. Wenn man Handwerk und Planung aus einer Hand macht, ist der Lerneffekt enorm."
Ausgeklügelt und handwerklich akkurat
Kein Wunder also, dass Ramón mit seinem Gesellenstück eine sorgfältig ausgeklügelte und handwerklich akkurat ausgeführte Arbeit abgeliefert hat. Sein Esstisch mit Metallgestell unter einer dicken Eichenplatte überzeugte im Wettbewerb "Die gute Form". Gewürdigt wurde insbesondere die klare Linie der Form. Für sein Gesellenstück erhielt Ramón den dritten Platz auf Bundesebene: "Ein erfreuliches Stück in dieser Kategorie", so die Jury. Der Preisträger ist stolz: "Ich wollte etwas Besonderes und Langlebiges anfertigen, das ich nachher auch gebrauchen kann", sagt Ramón. "Ein neuer Esstisch stand bei mir ohnehin schon länger an. Und der steht dann in ein paar Jahrzehnten immer noch."
Heute fertigt der junge Metallbauergeselle aus Niersbach, wenn er nicht gerade die nähere Umgebung mit seinem Mountainbike erkundet, gerne mal Schmiedewerkzeug in seiner kleinen Werkstatt zuhause an. Die hatte er sich schon vor seiner Ausbildung eingerichtet. Zum Profi wurde Ramón zum Teil auch durch die überbetrieblichen Kurse in der Handwerkskammer Trier. "Die gehörten zu den Highlights meiner Lehrzeit", schwärmt er, "zumal die Werkstätten im neuen Campus top ausgerüstet sind. Auch dort gab es Projekte, bei denen von der Planung bis zur Umsetzung alles aus einer Hand kam, zum Beispiel beim Bau eines Grills." Auch der ist beim ihm zuhause im Einsatz. Der ist zwar nicht so ausgefallen wie sein preisgekröntes Gesellenstück, aber ebenso unverwüstlich.
Jurybewertung für Ramón Stolz Bewertung "Vier klare Elemente aus Flachbändern sind zum Teil konisch geschnitten, gebogen und an den Füßen jeweils miteinander verbunden. Es entsteht so ein Tischuntergestell in zeitgemäßer Form. Alle Funktionen, die von einem Tisch, vielleicht Esstisch, erwartet werden, sind erfüllt. Die Beine stören nicht, das Gestell bietet eine hohe Steifigkeit gegen Wackeln oder Schwimmen der Platte. Die Oberfläche der Stahlfüße ist an den Schnittkanten hell und lediglich geölt oder klar lackiert. Ein erfreuliches Stück in dieser Kategorie."
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Text:
Constanze Knaack-Schweigstill /
handwerksblatt.de
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