Der Nachwuchs tickt anders
Der Umgang mit Lehrlingen erfordert Umdenken. Innungen sind zu einem Workshop eingeladen.
Mangelnde Ausbildungsreife? Keine Lust auf Arbeit? Junge Leute von heute sind anders drauf – aber nur zum Teil. Um das Potenzial von Praktikanten und Auszubildenden zu wecken, müssen Betriebe auch beim Nachwuchsmanagement mit der Zeit gehen. Wer sie gewinnen und im Betrieb halten will, muss sich mit ihren Anforderungen auseinandersetzen. Diese Botschaft vermittelten Experten rund 20 Teilnehmern im Workshop "Der Nachwuchs von heute tickt anders" in Wittlich. Zu Gast in der Kreishandwerkerschaft MEHR waren Nachwuchs suchende Schreiner aus den Innungen Bernkastel-Wittlich und Westeifel. "Das Praktikum ist eine der besten Werbemöglichkeiten für den eigenen Betrieb", sagte Kammerpräsident Rudi Müller und stellte das Instrument "Praktikumscoach" vor. Dieser Leitfaden bietet konkrete Unterstützung, um Praktikanten an den Betrieb zu binden und für eine Ausbildung zu gewinnen. Er stellt viele praxisnahe Tipps und Ratschläge zur Verfügung und ist als kostenloser Download online hier erhältlich.
Erste Betriebe arbeiten mit dem Leitfaden
"Der Umgang aller Mitarbeiter mit dem Praktikanten ist entscheidend dafür, ob ein Betrieb in Zukunft noch Bewerbungen und Ausbildungsstellen erhält oder nicht", ist Müller überzeugt. Erste Betriebe arbeiten bereits mit dem Leitfaden. So berichtete Michael Bender von der Schreinerei Brakonier, dass der Betrieb damit erfreuliche Ergebnisse erzielt. Einige Maßnahmen hat er den Abläufen im Betrieb angepasst: "Unsere Praktikanten fangen am ersten Arbeitstag erst um 9 Uhr an, weil die Monteure dann schon für Baustellen eingeteilt sind. So habe ich Zeit und Ruhe für das Einführungsgespräch." Bender lässt Praktikanten zusätzlich von Lehrlingen betreuen. Den potenziellen Nachwuchs frühzeitig von allen Seiten einzubinden, findet er ebenfalls wichtig: "Ein gemeinsamer Grillabend im Betrieb vor dem Praktikumsbeginn fördert das gegenseitige Kennenlernen." Weitere Ansätze stellten Sven Kronewirth von der Handwerkskammer und Simone Assmann von der Kreishandwerkerschaft MEHR vor. Schnell wurde klar: Veraltete Methoden im Umgang mit Azubis haben ausgedient, bewährte Konzepte und innovative Ideen sind gefragt! "Wer sich dem Nachwuchs als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und Mitarbeiter binden möchte, sollte lernen, die Lebenswelt der Jugendlichen zu verstehen", sagte Sven Kronewirth. "Junge Menschen haben heute andere Ansprüche an ihre Ausbildung als früher. Das menschliche Miteinander im Betrieb und dessen Image als Arbeitgeber spielen heutzutage eine große Rolle." Betriebe müssten sich zunehmend darauf einstellen. Die Handwerkskammer biete hier eine Vielzahl von Unterstützungsmöglichkeiten vor und während der Ausbildung.
"Hilfreiche Checklisten" und "Gute Tipps"
Am Ende des Workshops nahmen die Schreiner viele neue Anregungen und Expertentipps mit. Am "Praktikumscoach schätzen sie besonders die "hilfreichen Checklisten", "die guten Tipps und die einfache Handhabung" und "super Musteranschreiben", wie die Feedbackrunde ergab. "Für mich war der heutige Abend ein Anstoß, den Umgang mit den Azubis in unserem Betrieb zu überdenken", sagte ein Teilnehmer, der sich mehr Praktikanten wünscht. "Daher möchte ich das Konzept aufgreifen." Ingo Rauen, Lehrlingswart der Schreiner-Innung Bernkastel-Wittlich, bewertete den Abend als gute Plattform zum Austausch rund um das Thema Nachwuchssicherung: "Es ist wichtig, dass wir gemeinsam daran arbeiten, das Berufsbild des Schreiners nach außen gut darzustellen und so mehr junge Leute für das Schreinerhandwerk zu begeistern."
Hintergrund: Weitere Workshops "Der Nachwuchs von heute tickt anders" sind vorgesehen. Interessierte Innungen wenden sich bitte an Sven Kronewirth, E-Mail: skronewirth@hwk- trier.de, Tel. 0651/207-196, oder Kammerpräsident Rudi Müller, E- Mail: rmueller@hwk-trier.de, Tel. 0651/207-100
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Text:
Constanze Knaack-Schweigstill /
handwerksblatt.de
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