Unternehmen mit Ausbildung zukunftsstark machen
Die Handwerkskammer Dortmund bietet ein erweitertes digitales Beratungsangebot. Zwei Unternehmer berichten über ihre Suche nach Auszubildenden.
Durch den Corona-bedingten Ausfall von Azubi-Speed- Datings, Infoveranstaltungen in Schulen und Karrieremessen, bei denen sich Unternehmer und Bewerber persönlich kennenlernen, bringt ein Blick auf die aktuelle Ausbildungsbilanz im Kammerbezirk der Handwerkskammer Dortmund Ernüchterung mit sich. Über 1.000 freie Lehrstellen befinden sich derzeit in der Handwerkskammer-Lehrstellenbörse. Die Unsicherheiten seitens Unternehmer und Bewerber waren nach dem Lockdown besonders für die Handwerkskammer-Ausbildungsberater und Lehrstellenvermittler zu spüren. Nun sollen erweiterte Beratungskonzepte und digitale Veranstaltungen den erschwerten Bedingungen auf dem Ausbildungsmarkt trotzen. "Gerade zu Beginn der Coronakrise waren die Anfragen von Unternehmern und jungen Menschen primär auf den Umgang mit Corona ausgerichtet. Die eigentlichen Kernthemen wie die Suche nach Lehrstellen, Praktika oder dasFinden passender Bewerber spielten kaum eine Rolle", berichtet die Handwerkskammer-Lehrstellenvermittlerin Jasmin Strassburger.
Jasmin Strassburger/HWK Dortmund Foto: © HWK DortmundDas habe sich aber wieder geändert. Dennoch, so Strassburger, könne man noch nicht von Normalität sprechen, weshalb digitale Beratungskonzepte unerlässlich geworden seien: "Unser Videochat-Angebot wird als Alternative zum persönlichen Gespräch sowohl von Unternehmern als auch von Bewerbern und Studienaussteigern immer stärker genutzt. Man braucht lediglich ein Smartphone und ist räumlich ungebunden, was jetzt von Vorteil ist. Auf digitalem Raum findet zudem am Dienstag, 23. Juni, auch die Online-Berufsorientierungsmesse Parentum online statt, an der eine Kollegin aus der Lehrstellenvermittlung und ich teilnehmen." Gerade jetzt sei es für Unternehmen wichtig, sich zukunftsfähig aufzustellen, betont sie. Die Fachkräfte von morgen selbst auszubilden gehöre besonders dazu. "Wir unterstützen Unternehmer, Schüler und Studienabbrecher bei allen Belangen rund um die Ausbildung." Ein Angebot, so die Lehrstellenvermittlerin, das unbedingt genutzt werden sollte.
Zwei Unternehmer berichten
Foto: © PrivatNicole Boveland, Bürofachangestellte bei Holger Boveland, Gas- und Wasserinstallation e.K: "In unserem kleineren familiären Betrieb, der bereits in dritter Generation von meinem Mann geführt wird, liegt uns viel an der Ausbildung junger Menschen. Das wollen wir auch in der jetzigen Situation beibehalten. Glücklicherweise blieb die Auftragslage in den vergangenen Wochen und Monaten bei uns relativ stabil und wir konnten zunächst ohne Kurzarbeit oder Soforthilfe auskommen. Trotzdem fällt die Zahl der Bewerbungen in diesem Jahr ungewöhnlich niedrig aus. Und das, obwohl wir den Eindruck haben, dass die anfänglichen Unsicherheiten seit Beginn der Coronakrise wieder nachgelassen haben. Durch unsere Teilnahme am Projekt Passgenaue Besetzung wollen wir unsere Chancen auf einen passenden Bewerber erhöhen. Dabei sucht die Handwerkskammer Dortmund gezielt nach geeigneten Personen und übernimmt auch die Vorauswahl. Im Idealfall finden wir jemanden, der sich die Arbeit in einem eher kleinen, familiären Unternehmen vorstellen kann, Freude an Technik und technischen Lösungen hat und den Kundenkontakt nicht scheut. Über Initiativbewerbungen freuen wir uns aber natürlich auch immer. "
Foto: © Carsten Kuppig Westwork PhotoMarkus Michael, Dipl. Ingenieur, Inhaber Talk GmbH: "Die derzeitigen Umstände erschweren den direkten Kontakt zu möglichen Bewerbern. In den letzten drei Monaten ist bei uns nur eine Bewerbung eingegangen. Deshalb nutzen wir diverse digitale Möglichkeiten, um uns bei jungen Menschen als attraktiver Arbeitgeber vorzustellen. Was früher die Teilnahme an einem Azubi-Speed-Dating war, ist heute die Nutzung von verschiedenen Internetplattformen wie beispielsweise der HWK- Lehrstellenbörse, um Ausbildungssuchende anzusprechen. Wir würden gerne einen neuen Kommunikationselektroniker als Auszubildenden in unser 37-köpfiges Team aufnehmen. Die Auftragslage ist nämlich trotz Coronakrise gut. Der Mangel an Fachkräften dämpft jedoch die Stimmung."
Hintergrund Um Antworten auf die Frage "Duale Ausbildung in Zeiten von Covid-19: Möglich oder nicht?" zu finden, hat das Projekt JOBSTARTER plus, gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BIBB) und des Europäischen Sozialfonds, eine kurze Unternehmerumfrage auf den Weg gebracht, an der sich auch Handwerksunternehmer beteiligen können.
Kontakte Projekt Ausbildungsoffensive im Handwerk, Meryem Efe, Tel. 0231 549559, E-Mail: meryem.efe@hwk-do.de und Martin Tembaak, Tel. 0231 5493454, E-Mail: martin.tembaak@hwk-do.de
Projekt Berufliche Bildungslotsin, Anna Weber, Tel. 0231 5493431, E-Mail: anina.weber@hwk-do.de
Projekt Passgenaue Besetzung, Jasmin Strassburger, Tel. 0231 5493451, E-Mail: jasmin.strassburger@hwk-do.de
Projekt Willkommenslotse, Franc Musolli, Tel. 0231 5493410, E-Mail: franc.musolli@hwk-do.de
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Text:
Kätrin Brillowski /
handwerksblatt.de
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