Plattform vermittelt Fachkräfte und Betriebe im baunahen Handwerk
Handwerk Connected vermittelt die Beschäftigten anderer Betriebe und Kooperationspartner gleicher oder anderer Gewerke. Die Elektro Waarsenburg GmbH hat gute Erfahrungen mit der Handwerker-Plattform gemacht.
Alle elf Minuten verliebt sich wohl kein Single, vielleicht aber ein Installateur, Fliesenleger oder Elektriker in Handwerk Connected. "Unsere Plattform funktioniert wie eine Partnerschaftsbörse", erklärt Natascha Swientek. Ein Betrieb sucht einen anderen Betrieb aus seinem oder einem anderen Gewerk für ein gemeinsames Projekt – der Algorithmus macht sich an die Arbeit. Ein Betrieb sucht eine Fachkraft mit speziellen Qualifikationen – der Algorithmus durchforstet die Daten der derzeit rund 250 Mitglieder nach einem passenden Profil. "Mit Handwerk Connected spart man extrem viel Zeit", ist die Co-Gründerin des Start-ups aus Wermelskirchen überzeugt. "Wenige Klicks reichen aus, um zu wissen, ob und wann ein Kollege freie Kapazitäten hat."
Lästiges Klinkenputzen entfällt
Martin Altheim Foto: © Elektro Waarsenburg GmbHDie Elektro Waarsenburg GmbH nutzt den Service bereits seit anderthalb Jahren. Der Kölner Handwerksbetrieb verfügt zwar über ein eigenes Netzwerk. Für Martin Altheim kann es aber gar nicht groß genug sein. "Wir erleben immer wieder mal Höhen und Tiefen bei der Auslastung unserer Mitarbeiter und können uns nicht ständig darauf verlassen, dass unsere Partner selbst die Zeit haben, uns bei Projekten zu unterstützen", begründet der Projektkalkulator und Controller die Entscheidung, sich Handwerk Connected anzuschließen.
Er ist erleichtert, dass die aufwendige Internetrecherche nach anderen Betrieben und die anschließende kalte Kontaktaufnahme per Telefon damit passé sind. "Dieses Klinkenputzen fällt jetzt endlich weg."
Anmeldung auf der Plattform
Startseite der Vermittlungsplattform Foto: © Handwerk Connected GmbHHandwerker, die mit anderen Betrieben kooperieren, eigene Mitarbeiter zeitweise abgeben oder externe Fachkräfte einsetzen möchten, müssen sich zunächst auf der Plattform anmelden und ein Profil ihres Unternehmens erstellen.
Zudem können sie auch die Profile ihrer Mitarbeiter mitsamt Qualifikationen anlegen. "Die Daten der Mitarbeiter sind immer verschlüsselt", versichert Natascha Swientek. Der suchende Betrieb erhalte lediglich eine Matching-Liste mit den Namen der abgebenden Betriebe und kann bei ihnen dann anfragen. "Wir stellen nur den Kontakt her. Alles andere regeln die Betriebe untereinander."
Widerstand der Belegschaft, an andere Betriebe ausgeliehen zu werden, hat es bei Waarsenburg nicht gegeben. "Unsere Mitarbeiter haben dann für kurze Zeit einfach nur einen anderen Ansprechpartner", sagt Martin Altheim. Natascha Swientek rät dazu, mit der Mannschaft offen darüber zu sprechen, was man vorhat.
Rechtliches vorab prüfen
Handwerk Connected stellt den Mitgliedern eine Ergänzung zum Arbeitsvertrag sowie Checklisten und Vorlagen zur Verfügung, damit sie beim Einsatz der Arbeitnehmer rechtlich auf der sicheren Seite sind. "Dennoch sollte sich jeder Betrieb zusätzlich vorab bei der Handwerkskammer oder bei der Innung erkundigen, wie die Kollegenhilfe in seinem Gewerk geregelt ist", empfiehlt sie.
Martin Altheim haben bereits die Musterdokumente von Handwerk Connected sehr geholfen, welche die Vermittlungsplattform zusammen mit Anwälten aufgesetzt hat. "Diese Hilfestellungen sind echt cool."
Preise für die Mitgliedschaft
Natascha Swientek Foto: © Handwerk Connected GmbHHandwerk Connected bietet drei Varianten für eine Mitgliedschaft an. "Bei ,Starter‘ können die Betriebe die Plattform kostenlos ausprobieren und schauen, ob sie sich bei uns wohlfühlen", erklärt Natascha Swientek.
Die Mitgliedschaften "Pro" und "ProPlus" sind kostenpflichtig. Der Monatsbeitrag liegt bei 69 bzw. 99 Euro zuzüglich der Mehrwertsteuer. "Der größte Unterschied zwischen ,Pro‘ und ,ProPlus‘ besteht zurzeit darin, wie viele Profile ihrer Mitarbeiter die Betriebe auf der Plattform einstellen können."
Waarsenburg nutzt ProPlus-Variante
Die Elektro Waarsenburg GmbH hat sich für die ProPlus-Mitgliedschaft entschieden. Der 40-Mann-Betrieb könnte Profile für 32 seiner Mitarbeiter auf der Plattform anlegen. In der Pro-Mitgliedschaft ist dies auf drei, in der Starter-Variante auf eines begrenzt. "Man könnte auch größere Projekte mit anderen Betrieben oder den Mitarbeitern anderer Betriebe über Handwerk Connected planen, aber diese Funktion haben wir noch nicht genutzt", sagt Martin Altheim.
Das Netzwerk wächst weiter
Über die Plattform finden bereits SHK-Installateure, Elektriker, Fliesenleger, Maler, Dachdecker und Gerüstbauer zusammen. Doch das Netzwerk soll weiter wachsen. Natascha Swientek beobachtet, dass im baunahen Handwerk die Zusammenarbeit der verschiedenen Gewerke immer wichtiger wird. "Von einigen Sanitärbetrieben hören wir, dass in den Bädern mittlerweile immer mehr Holz und große Steinplatten verbaut werden", führt sie als Beispiel an. Damit wird dieses Segment auch für Tischler und Steinmetze interessant.
Handwerk ConnectedHandwerk Connected wurde im Februar 2019 in Wermelskirchen (NRW) gegründet. Seit August 2019 ist die Plattform online. Gegründet wurde das Unternehmen von Nicole Dunker (Geschäftsführung), Natascha Swientek (Marketing/Vertrieb), Andreas Urban (IT/Entwicklung) und Andre Swientek, der die Idee der Vermittlungsplattform für Handwerker maßgeblich bis zur Umsetzung vorangetrieben hat. Alle vier bringen Expertise aus verschiedenen Bereichen ein. Das Team ist inzwischen gewachsen. Dominic Wolf und Stefan Balarajah, die beide bereits im Handwerk gearbeitet haben, sind für den Vertrieb verantwortlich. Julian Schmitt betreut die Social-Media-Aktivitäten betreut. Neben der reinen Vermittlung möchte Handwerk Connected seinen Mitgliedern künftig mit Veranstaltungen zu betriebswirtschaftlichen und technischen Fragen einen weiteren Mehrwert bieten.
Viele dieser Informationen erhält die Co-Gründerin von Handwerk Connected aus dem Kreis der Mitglieder. Deren Feedback umzusetzen, liegt ihr sehr am Herzen. Erst kürzlich habe man auf den Anruf einer Elektrikerin reagiert, deren Betrieb in Kranken- und Rathäusern arbeitet. "Nun kann man ins Qualifikationsprofil der Mitarbeiter auch eintragen, dass er ein polizeiliches Führungszeugnis besitzt."
Offene Ohren für Feedback
Kein Elektrobetrieb ist so breit aufgestellt, dass er sich technisch alles leisten kann. Deshalb wäre es Martin Altheim wichtig, wenn er auf der Plattform spezielle Werkzeuge und Messgeräte samt Bediener einstellen und suchen könnte. Er hat den Eindruck, dass Vorschläge wie diese bei Handwerk Connected auf offene Ohren stoßen und sich das Start-up stetig weiterentwickeln möchte. "Ich fühle mich nicht wie einer von vielen Kunden, sondern als Teil des Teams."
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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