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HWK Trier | November 2024
Ruhe und Geduld sind seine Geheimwaffen
Der Lehrling des Monats der Handwerkskammer Trier heißt Jonas Bastgen. Er ist der einzige Büchsenmacherlehrling in der Region Trier.
Der Einsatz von Sprachassistenten und Chatbots gehört zu den am häufigsten verwendeten KI-Technologien in Handwerksbetrieben. (Foto: © andreysuslov/123RF.com)
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November 2024
Künstliche Intelligenz ist längst noch nicht überall im Handwerk angekommen. Aber das Interesse ist groß. Das sind die Kernergebnisse einer groß angelegten Studie in NRW.
Mit dem "KI-Index Handwerk.NRW" liegt die aktuell deutschlandweit umfangreichste Studie zum Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) speziell in Handwerksbetrieben vor. Über 1.200 Betriebe aus allen Gewerken und Regionen in Nordrhein-Westfalen haben an der Erhebung teilgenommen. Durchgeführt wurde die Studie vom Projekt "Künstliche Intelligenz und Digital-Offensive für das HANDwerk.NRW" (KIDiHa), hinter dem ein Projektkonsortium aus der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, der Fachhochschule des Mittelstands und dem Fraunhofer IOSB-INA steckt.
Rund 33 Prozent der Betriebe in NRW nutzen KI bereits oder haben die Technologie wenigstens ausprobiert, gut 67 Prozent der Betriebe tun das noch nicht, so das Ergebnis der Befragung. Dabei gibt es viele Einsatzmöglichkeiten: vom Chatbot, der erste Kundenanfragen rund um die Uhr klärt, über die KI-Prognose, die Bestellmengen optimiert, die automatisierte Datenablage, die lästige Büroarbeit erspart, bis hin zur automatisierten Angebotserstellung oder den Malerroboter, der körperlich anstrengende und langweile Tätigkeiten übernimmt. Aber vielen Betrieben fehlt es an Information und Ressourcen.
Es fällt auf, dass größere Unternehmen etwas besser abschneiden. Während Betriebe mit unter fünf Mitarbeitenden oft kaum Berührungspunkte mit KI haben, unternehmen größere Betriebe eher erste Schritte in Richtung KI-Implementierung. Der Einsatz von Sprachassistenten und Chatbots gehört zu den am häufigsten verwendeten KI-Technologien. Allerdings fehlt es vielen Betrieben an qualifiziertem Personal, das sich gezielt mit der Integration von KI-Systemen auseinandersetzen kann. Auf der anderen Seite zeigt der Index, dass das Interesse der Handwerker an der neuen Technologie durchaus vorhanden ist. Gutes Beispiel: Brigitte Machost, Gesellschafterin und Geschäftsführerin des Maschinenbaubetriebs Schnitzler in Krefeld, war neugierig auf KI und möchte die Technologie nun in ihrem Betrieb nutzen (siehe Kasten).
Sehr deutlich macht die Studie auch, dass sich die Handwerker externe Unterstützung wünschen. Rund 58 Prozent der Betriebe geben an, Hilfe beim Thema KI zu benötigen, wobei die meisten auf die Unterstützung durch Organisationen des Handwerks vertrauen. Diese Erkenntnis verdeutlicht die Notwendigkeit, gezielte Fortbildungsmaßnahmen und Beratungsangebote zu schaffen, um die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern. "Die Potenziale von KI sind auch für kleinere Handwerksbetriebe enorm", so der Leiter des KIDiHa-Projektes, Klaus Schafmeister. "Das Handwerk kann KI als Werkzeug nutzen, um Antworten auf aktuelle Herausforderungen, wie den Fachkräftemangel, hohe Energiekosten, aufwendige Dokumentation oder eine optimierte Kundenorientierung und vieles mehr, zu finden."
Zu den Angeboten von KIDiHa zählen der "KI-Pilot", ein Selbsttest, mit dem Betriebe einschätzen können, wie weit sie in Sachen KI bereits jetzt sind und welche Handlungsempfehlungen sich aus dem Ergebnis ableiten. Darüber hinaus werden in der Publikation "KI im Handwerk – Beispiele, Trends und neue Perspektiven" Anwendungsfälle aufgeführt, aktuelle Trends diskutiert und die Auswirkungen auf die Branche beschrieben. In Kooperation mit dem Fraunhofer IOSB-INA entwickelt KIDiHa bereits bedarfsorientierte Anwendungen in einigen Handwerksbetrieben – von der KI-Ladentheke für einen Bäcker bis zum "Digitalen Meister" für einen SHK-Betrieb. Mickel und Denise Biere, Bäcker in Detmold, haben bereits zweimal KI erfolgreich in die Bäckereiprozesse integriert und planen nun den nächsten Schritt (siehe Kasten).
StatementsBrigitte Machost, Gesellschafterin und Geschäftsführerin des Maschinenbaubetriebs Schnitzler in Krefeld:
"KI ist ja inzwischen in aller Munde und ich war neugierig, wie wir in unserem Familienbetrieb mit 30 Mitarbeitern diese neue Technologie nützen könnten. Zu Anfang war ich ziemlich unsicher, wie ich das bewerkstelligen sollte. Dann wurden wir eingeladen, an der Erhebung des Projekts KIDiHa teilzunehmen, und später besuchte ich auch die Veranstaltung 'KI im Handwerk', die Teil dieses Projektes ist. Da sind mir zwei Ideen gekommen: Erstens könnte KI uns helfen, unsere Projekte – wir bauen Maschinen – zu analysieren, maßgeschneiderte Wartungsangebote zu erstellen und auch bei den Kunden nachzufassen. Zweitens könnte KI in Verbindung mit der digitalen Zeiterfassung, in der auch Krankheits- und Urlaubszeiten erfasst sind, die Einsatzplanung in unserer Kundendienst- und Montageabteilung unterstützen. Um beides nun umzusetzen, werde ich mit dem Team von KIDiHA prüfen, wie wir diese Ideen in der Praxis umsetzen können."
Denise Biere, Konditormeisterin, Inhaberin und Geschäftsführerin der Bäckerei Biere in Detmold:
"Schon seit drei Jahren beschäftigen wir uns mit KI in unserer Bäckerei. Informationen gab es auf Messen. Unser erstes Projekt war, eine KI eine Bestellprognose erstellen zu lassen. Auf Basis der Verkaufszahlen macht sie uns Vorschläge für unsere Produktionsmengen. Als Zweites haben wir eine KI die Ofenbackzeiten für unsere Produktion planen lassen und eine Stunde Backzeit täglich – und damit auch die Energie dafür – eingespart. Außerdem werden jetzt die Backwaren in der richtigen Reihenfolge in den Ofen geschoben – gemäß der erforderlichen Temperaturen. Nun möchten wir auch KI an der Theke einführen, um die mannigfaltigen Aufgaben der Verkäuferinnen zu reduzieren. Eine Kamera soll erkennen, welche Backwaren sie in die Tüte stecken und die Preise direkt in die Kasse eingeben. Das wird sehr viel Zeit sparen. Außerdem könnte die KI auch Mengen fürs Nachbacken herausfinden oder bei geringen Verkaufsmengen Sonderangebote ausweisen. Umsetzen werden wir diese Ideen gemeinsam mit dem Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo."
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