Fliesenleger: IG BAU will Meisterbrief zurück
Immer mehr Fliesenleger, immer weniger Meister in Deutschland: Die IG BAU führt das auf den Wegfall der Meisterpflicht im Fliesenleger-Handwerk zurück – mit drastischen Folgen für Qualität & Ausbildung.
Prof. Dr. Gerhard Bosch vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) stellte vor kurzem im NRW-Landtag eine Sonderauswertung vor: Sie belegt, dass die Abschlüsse bei den Fliesenlegern zwischen 1985 und 2014 um 77 Prozent bundesweit zurückgegangen sind. Grafik: IAQ Nach der Zählung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) gab es vor elf Jahren noch 17.370 Fliesenleger-Firmen, 2014 waren es bereits 71.142 – mehr als viermal so viele. Die IG BAU führt das auf den Wegfall der Meisterpflicht im Fliesenleger-Handwerk vor fast zwölf Jahren zurück und sieht damit die Qualität und die Ausbildung in dem Handwerk in Gefahr.
Seit der Reform der Handwerksordnung 2004 müssten Fliesen-, Platten- und Mosaikleger nicht einmal eine Gesellenprüfung machen, um ein Gewerbe anzumelden. Für die IG BAU ist der Meisterbrief ein "Garant für saubere Arbeit und faire Löhne. Im Interesse der heimischen Beschäftigten und auch Kunden sollte die Meisterpflicht im Fliesenleger-Handwerk wieder eingeführt werden."
Nach Beobachtungen der IG BAU sind die Klagen über Pfusch bei Handwerksarbeiten in den letzten Jahren "immer lauter" geworden. "Wer ohne geprüften Berufsabschluss arbeitet, der beherrscht sein Handwerk oft nicht richtig. Außerdem fehlen vielen ungelernten Fliesenlegern die nötigen Kenntnisse, um einen Betrieb zu führen."
Und auch für die Berufsausbildung sei der Wegfall der Meisterpflicht ein Problem: Nur Meisterbetriebe dürfen ausbilden. "Mit ihren hohen Standards sorgen sie für gut ausgebildete Nachwuchskräfte." Deshalb sei die Wiedereinführung der Meisterpflicht ein wichtiges Mittel gegen den Fachkräftemangel, erklärt die IG BAU.
Dumping-Konkurrenz zu den etablierten Betrieben
Zudem könne man so wirksam gegen Scheinselbstständigkeit vorgehen: Viele Selbstständige seien in Wirklichkeit bei Bauunternehmen beschäftigt, die ihnen nur Billiglöhne zahlen, erklärt die Gewerkschaft. Denn selbstständige Fliesenleger seien weder an den gesetzlichen noch an den Branchenmindestlohn gebunden. Viele Fliesenleger versuchten daher, immer schneller zu arbeiten – auf Kosten der Qualität. Außerdem entstehe eine Dumping-Konkurrenz zu den etablierten Betrieben.
"Mit der Abschaffung der Meisterpflicht für insgesamt 52 Berufe wollte die damalige Bundesregierung die Qualität verbessern und Preise senken. Das hat aber nicht funktioniert", kritisiert die IG BAU. Die Lage bei den Fliesenlegern zeige: "Ohne Meisterbrief ist der goldene Boden des Handwerks in Gefahr."
Text:
Ulrike Lotze /
handwerksblatt.de
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