Viele Neuerungen in der kaufmännischen Ausbildung, neben neuem System für Prüfungen auch auf den Arbeitsalltag angepasste Wahlqualifikationen.

Viele Neuerungen in der kaufmännischen Ausbildung, neben neuem System für Prüfungen auch auf den Arbeitsalltag angepasste Wahlqualifikationen. (Foto: © Aleksandr Davydov/123RF.com)

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Büroberufe neu geordnet

Betriebsführung

Drei Büroberufe werden zu einem zusammengefasst. Am 1. August tritt die neue Ausbildungsordnung in Kraft. Die angehenden Kaufleute für Büromanagement müssen sich für mindestens zwei von zehn Wahlqualifikationen entscheiden.

Lange bevor Bernd Stromberg seine Mitarbeiter bei der Capitol Versicherung AG mürbe gemacht hat, gab es im deutschen Fernsehen eine Serie, die den alltäglichen Wahnsinn in deutschen Büros beleuchtet hat. "Büro, Büro" lief rund zehn Jahre im Vorabendprogramm der ARD. Anfang der 1990er-Jahre wurden die Geschichten um die Lurzer KG, einem Hersteller von Trimmgeräten, abgesetzt.

Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Ausbildungsordnungen für die Bürokaufleute, Kaufleute sowie Fachangestellte für Bürokommunikation. Nach über zwei Jahrzehnten wurden sie auf neu getrimmt und fit für die Zukunft gemacht. Ab dem 1. August werden die drei Berufe zu einem zusammengefasst, dem Kaufmann bzw. der Kauffrau für Büromanagement. Die Ausbildung dauert drei Jahre.

Zehn Wahlqualifikationen

Handwerk, Industrie oder öffentlicher Dienst – all diese Wirtschaftszweige verlangen kaufmännisches und bürowirtschaftliches Basiswissen, das im ersten Teil der neu gestalteten Ausbildung vermittelt wird. Die auf den Betrieb abgestimmten Spezialkenntnisse folgen im zweiten Abschnitt der Lehre in Form von Wahlqualifikationen. Zehn davon stehen zur Auswahl: Auftragssteuerung und Auftragskoordination, kaufmännische Steuerung und Kontrolle, Einkauf und Logistik, Marketing und Vertrieb, Assistenz und Sekretariat, Personalwirtschaft, Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement, öffentliche Finanzwirtschaft, Verwaltung und Recht sowie kaufmännische Abläufe in kleinen und mittleren Unternehmen. Letzteres richtet sich vor allem an Handwerksbetriebe. "Die Kammern haben sich sehr dafür eingesetzt", erklärt Martin Elsner, der beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) die Ausbildungsordnung mit gestaltet hat.

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Zusatzqualifikationen möglich

Mindestens zwei der zehn Wahlqualifikationen müssen die angehenden Kaufleute für Büromanagement belegen. Jede von ihnen umfasst fünf Monate. "Die Wahlqualifikationen orientieren sich an den Bedarfen des Betriebs und werden zu Anfang der Lehre im Ausbildungsvertrag festgehalten", erklärt Elsner. Ein späterer Wechsel ist jedoch nicht ausgeschlossen. Besonders interessant für leistungsstarke Auszubildende: Eine nicht gewählte Wahlqualifikationen kann als Zusatzqualifikation vermittelt und geprüft werden.

Erprobung der gestreckte Gesellenprüfung

Die bisherige Zwischenprüfung hat sich bei den Bürokaufleuten als Auslaufmodell erwiesen und wurde in der neuen Verordnung ausgesetzt. "Die Betriebe und die Auszubildenden haben sie nicht mehr ernst genommen", verdeutlichet Elsner. Für einen Motivationsschub und für kontinuierliches Lernen soll die gestreckte Abschlussprüfung sorgen, die bis zum Jahr 2020 erprobt wird. Sie besteht aus zwei Teilen. Die Inhalte des ersten Teils werden nach 18 Monaten abgefragt. Das Ergebnis macht 25 Prozent aus. Teil II am Ende der Ausbildung fließt mit 75 Prozent in das Gesamtergebnis ein.

Neuer Rahmenlehrplan für die Berufsschulen

Auch die Berufsschulen müssen sich umstellen. Sie bekommen einen neuen Rahmenlehrplan. Im Fokus steht nun die berufliche Handlungsorientierung. Unterrichtet wird fächerübergreifend. Die Ausbildungsinhalte sind auf Lernfelder verteilt. Das einheitliche Berufsbild sorgt zudem dafür, dass die Berufsschulen flexibel auf den demografischen Wandel reagieren und in ganz Deutschland flächendeckend Fachklassen anbieten können. Auf die rückläufigen Schüler- und Auszubildendenzahlen müssen sich aber nicht nur die neuen Büroberufe einstellen. "Die Kultusminister sind generell daran interessiert, Berufe stärker zusammen zu fassen, damit sie besser beschult werden können."

Unter dem Stichwort "Büro 2.1" hat der Verlag Europa-Lehrmittel ein eigenes Programm für den neuen Ausbildungsberuf aufgelegt. Es enthält unter anderem den "Informationsband Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement" (Preis: 22,50 Euro), der die Fachinhalte des ersten Ausbildungsjahres abbildet, sowie den Titel "Lernsituationen Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement" (Preis: 17,50 Euro), in dem die handlungsorientierten Lernsituationen des ersten Ausbildungsjahres vorgestellt werden. Das Bundesinstitut für Berufsbildung gibt beim W. Bertelsmann Verlag einen Ratgeber heraus, der Umsetzungshilfen und Praxistipps für den neuen Ausbildungsberuf "Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation" (Preis: 24,90 Euro) enthält. Alle Bücher sind nach Angaben der beiden Verlage ab Mai lieferbar und können bestellt werden bei der Verlagsanstalt Handwerk, Bärbel Nass, Tel.: 0211/ 3 90 98-64, E-Mail: nass@verlagsanstalt-handwerk.de
Martin Elsner rechnet damit, dass positive Effekte von dem einheitlichen Berufsbild ausgehen werden. "Dass sie künftig unter einem Label firmieren, macht es für Arbeitgebern und Arbeitnehmern transparenter und wird die Flexibilität und Mobilität auf dem Arbeitsmarkt erhöhen." Im Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmen werden sich die Kaufleute für Büromanagement auf der Niveaustufe 4 wiederfinden. Das Berufsprofil liegt in einer Europass-Erläuterung in deutscher, englischer und französischer Sprache vor. Das soll den Fachkräften bei der europaweiten Berufswahl helfen.

Eines bleibt auch nach der Überarbeitung der Ausbildungsordnung beim Alten: Wer in seinem Beruf die Meisterprüfung abgelegt hat, auch in einem kaufmännischen Beruf ausbilden.

Text: / handwerksblatt.de

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