Baugenehmigungen steigen: Trendwende oder kurze Erholung?
Die Zahl der Baugenehmigung steigt den zweiten Monat in Folge. Im Januar wurde der Bau von 18.000 Wohnungen genehmigt, fast sieben Prozent mehr als im Vorjahr, meldet das Statistische Bundesamt. Das ist der erste Anstieg seit drei Jahren.
Seit April 2022 sind die Baugenehmigungen in Deutschland Monat für Monat gesunken. Nun gibt es erstmals seit drei Jahren einen Lichtblick: Der Dezember 2024 und der Januar 2025 bringen eine leichte Besserung. Mit 18.000 Wohnungen erteilten die Behörden 6,9 Prozent mehr Baugenehmigungen als im Januar 2024, meldet das Statistische Bundesamt Destatis. Im Dezember waren es 5,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
"Die Kluft zwischen Bedarf und Bewilligungen ist aber immer noch viel zu tief", sagt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Die Branche sieht in dem Sondervermögen für Infrastruktur in Höhe von 500 Milliarden Euro "eine Riesenchance, neue Wachstumsimpulse zu setzen". Das Bauhandwerk warnt allerdings davor, das Sondervermögen nur in Verkehr und Industrie zu investieren. Pakleppa: "Angesichts des dramatischen Wohnungsmangels sollten die zukünftigen Koalitionäre überlegen, ob sie einen Teil des Finanzpakets für den Wohnungsbau mitrechnen, um endlich wieder Stetigkeit in dem Sektor zu erreichen."
Überblick:
- In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Januar 2025 insgesamt 15.100 Wohnungen genehmigt. Das waren 11,6 Prozent oder 1.600 Wohnungen mehr als im Januar 2024.
- Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser stieg um 21,7 Prozent (plus 600) auf 3.400 Wohnungen an.
- Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 10,1 Prozent (minus 100) auf 1.000 Wohnungen.
- Bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, erhöhte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen um 5,8 Prozent (plus 500) auf 9.800 Wohnungen.
Quelle: Destatis
Investoren sind weiterhin zurückhaltend
"Die leicht positive Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns weiterhin auf dem niedrigsten Niveau der letzten zehn Jahre befinden", gibt auch der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Tim-Oliver Müller, zu bedenken. Und für den weiteren Jahresverlauf sehe es für den Wohnungsbau nicht gut aus.
"Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen sind im Zuge der Ankündigung des Sondervermögens für Verteidigung und Infrastruktur kurzfristig deutlich auf 2,9 Prozent gestiegen. In der Folge legten auch die Bauzinsen zu", betont Müller. Der Wohnungsbau leide weiter unter den schlechten Rahmenbedingungen und der Zurückhaltung der Investoren . "Trotz des hohen Neubaubedarfs", so Müller.
Forderungen von Bauhandwerk und Bauindustrie an die Politik
Die Verbände von Bauindustrie und Bauhandwerk haben klare Forderungen an die Politik, zum Beispiel:
- Eine verlässliche Neubauförderung der künftigen Bundesregierung
- Flexibilität bei der Umsetzung, während die Klimaziele weiterhin im Auge behalten werden.
- Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, die Produktivität zu steigern.
- Voraussetzungen für das serielle, modulare Bauen.
- Eine schnelle Harmonisierung der 16 Landesbauordnungen.
- Strukturelle Reformen. "Notwendig sind weniger Bauvorschriften und schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Dadurch sinken die Baukosten, die Rentabilität steigt und private Investitionen würden gestärkt. Damit Bauwillige und Investoren wieder für mehr Wohnungsbau sorgen, braucht es zusätzlich klar definierte und vor allem langfristige Förderprogramme, zusätzliches Bauland und praktischere Energieeffizienzstandards. Nur so können wir den Wohnungsbau wieder ankurbeln und die Versorgungslücke schließen", so ZDB-Hauptgeschäftsführer Pakleppa.
Quellen: Destatis; ZDB; HDB
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale Deutsche Handwerksblatt (DHB) registrieren!
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben