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So feiern Sie richtig Feste!

Jubiläen sind perfekte Anlässe, den Betrieb langfristig ins Gespräch zu bringen. Wer es richtig anpackt, kann für den Betrieb werben, neue Kunden gewinnen, alte binden und Mitarbeitern einen Motivationsschub geben.

"Jubiläen feiern nur Betriebe, die sich über Jahre am Markt behaupten konnten", weiß Bernd Bauerfeld, Betriebsberater der Handwerkskammer Pfalz. "So ein positives, messbares Merkmal sollte man kommunizieren."

So wie Heike und Andreas Dick. 2010 feierte ihr Unternehmen Dick Bau im pfälzischen Sankt Martin 50-jähriges Bestehen. "Wir haben ein Jahr vor dem Fest angefangen, uns Gedanken zu machen und Ideen zu sammeln. Fünf Monate vorher habe ich Adressen herausgesucht, Einladungen geschrieben, die Zeitungen, die Handwerkskammer und die Innung informiert", erklärt Heike Dick. Schon vorher haben die Dicks Firmenjubiläen gefeiert, doch diesmal wollten sie auch Kunden einladen.

Den Kunden "Danke" sagen

Den Vorschlag haben ihnen andere Betriebsinhaber auf einem Marketingtreffen gemacht. Eine gute Idee, fand Heike Dick: "Wir wollten den Kunden ‚Danke' sagen für 50 Jahre Treue." Und das nicht nur mit der Einladung: Wer die ältesten Rechnungen von Dick Bau mitbrachte, wurde mit Geschenken belohnt. "Die Leute sind auf dem Speicher herumgeklettert und haben nach alten Rechnungen gesucht. Wir waren mindestens drei Wochen Dorfgespräch", freut sich Andreas Dick. Fast 600 Gäste kamen, brachten 66 Rechnungen mit, die ältesten – von Anfang der 60er-Jahre – wurden prämiert. Für jede Rechnung gab es zudem einen Zollstock mit Logo der Firma, Kinder freuten sich über Spardosen in Form eines Hauses.

Auch die 20 Mitarbeiter brachten sich ein, haben Werkstücke vorbereitet, Kuchen gebacken, die Kunden mit Getränken und Essen versorgt. Besucher konnten sich am Mauern versuchen oder daran, Nägel in einen Balken zu schlagen. Eine Bilderwand mit alten und neuen Bauvorhaben sorgte für Gesprächsstoff. "Die Feier muss zum Betrieb passen", rät Bauerfeld. Bei den Dicks stimmte es, und das gelungene Fest wurde auch zum Marketingerfolg.

Geschichtsmarketing: Handwerker sind zu recht stolz auf die langjährige Tradition ihres Betriebes. Deshalb sollten sie die Unternehmensgeschichte nicht nur anlässlich eines Firmenjubiläums aufleben lassen. PR-Profis und Historiker bieten beim "Geschichtsmarketing" Unternehmern an, die Firmengeschichte lückenlos zu recherchieren, in einem Buch festzuhalten, für Imagefilme und Messen zu nutzen oder ein Firmenarchiv aufzubauen. Die eigene Geschichte wird als wichtiger Bestandteil der Unternehmenskommunikation verstanden: Wer lange auf dem Markt Bestand hat, zeigt Profil in einer sich schnell verändernden Welt und unterscheidet sich damit von Wettbewerbern. Mit ihm verbindet man dauerhafte Qualität und Fachkompetenz. Das schafft Vertrauen bei Kunden, Geschäftspartnern und Mitarbeitern. Wird der Blick zurück dann auch noch ansprechend in einer Firmenbroschüre, einem Imagefilm oder in Werbematerialien in Szene gesetzt, weckt das Emotionen bei Kunden und Mitarbeitern, sie identifizieren sich mit dem Betrieb. Ein Firmenarchiv kann auch bei Patent- oder Rechtsnachfolgefragen von Nutzen sein.

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Mit Anzeigen in regionalen Zeitungen, der Rechnungsaktion, Artikeln vor und nach dem Fest habe sich Dick Bau lange ins Gespräch gebracht, sagt Heike Dick. "Man hat an dem Tag zudem den Zusammenhalt in der Firma gespürt", fügt ihr Mann hinzu. Ihre Tipps für eine erfolgreiche Feier: "Nichts Kompliziertes und möglichst viele Helfer für diesen Tag, weil man selbst keine Zeit hat, sich um etwas anderes als die Kunden zu kümmern."

Möglichst intensiv auf sich aufmerksam machen

Die Erfahrung teilt auch Fritz Wied. Seine Metzgerei mit Partyservice im westfälischen Erndtebrück feierte letztes Jahr 125-jähriges Bestehen. Auch er rät, sich für das Fest nicht zu sehr einplanen zu lassen: "Am Tag selbst sollte die Kommunikation mit den Kunden im Vordergrund stehen." Wied hat ein dreiviertel Jahr vor dem Jubiläum mit der Planung angefangen. Sein Ziel: Möglichst lange und intensiv Aufmerksamkeit zu erregen. Kurzerhand rief er 2013 zum Jubiläumsjahr aus. Regelmäßig kreierte er "Jubi-Hit"-Produkte oder -Angebote, um auf das Jubiläum hinzuweisen. Er bewarb sie mit historischem Bild und Jubiläumslogo alle zwei Wochen in seinem Angebotsflyer, flankiert von Anzeigen in Lokalzeitungen. Passende Bilder hatten er und seine Mitarbeiter im Heimatverein aufgestöbert.

Um die Presse zu informieren, hat Wied eine Agentur engagiert. Die Werbeprofis haben die Pressemitteilungen geschrieben, Logos und Flyer nach Wieds Entwürfen umgesetzt. "Die Presse erwartet, dass Fotos und Meldungen gut aufbereitet sind", so seine Erfahrung. Für die Organisation der Feier als Höhepunkt des Jubiläumsjahres brauchten die Partyservice-Experten keine Unterstützung. Selbst der 1. Juni als Zeitpunkt war strategisch gewählt: "Da konkurrierten wir noch nicht mit Sommerveranstaltungen wie Schützenfesten oder Ähnlichem."

Die Rechnung ging auf: Über 1.000 Gäste erlebten Festreden vom Bürgermeister und dem Präsidenten der Handwerkskammer, Outdoorkochen, deftiges Mittagessen, Schlemmerbuffet und Live-Musik. Kinder vergnügten sich mit Bogen- oder Blasrohrschießen. "Die Mischung aus Essen und Rahmenprogramm ist sehr gut angekommen. Wir haben alle Generationen angesprochen", freut sich Wied. Doch mit der Feier war in puncto Marketing lange nicht Schluss. Die "Jubi-Hits" wird es noch bis in den Advent hinein geben, das Showkochen kam so gut an, dass Wied Kochworkshops anbieten will. Selbst sechs Wochen nach dem Fest konnte der Unternehmer noch positive Presse für sich verbuchen, als er die Geldgeschenke zum Jubiläum offiziell der Jugendfeuerwehr spendete. Mit seinem durchdachten Konzept hat sich Wied für den Rudolf-Kunze-PR-Preis beworben.

 

Checkliste: Zehn Tipps fürs Firmenjubiläum

Damit das Jubiläum eine gelungene Aktion wird, sollten Sie einige Regeln beachten:

Text: / handwerksblatt.de

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