Frankreich-Fans unter sich: Ausbildungsberater Karl-Heinz Schwall und die Konditoren-Azubis der Berufsbildenden Schule Bernkastel-Kues (v.l.n.r.) Michelle Reis, Wiebke Greve, Alicia Raab und Katarzyna Grabowska;

Frankreich-Fans unter sich: Ausbildungsberater Karl-Heinz Schwall und die Konditoren-Azubis der Berufsbildenden Schule Bernkastel-Kues (v.l.n.r.) Michelle Reis, Wiebke Greve, Alicia Raab und Katarzyna Grabowska; (Foto: © Robert Herschler)

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Ausbildungsberater Schwall fördert "Vive la France"

Im Januar haben deutsche und französische Bildungsexperten in Berlin diskutiert, wie sich der Austausch von Azubis wieder in Schwung bringen lässt. Karl-Heinz Schwall fragt nicht lange – er macht.

Für den Lehrlingsaustausch der Handwerkskammer Trier mit Frankreich dürfte Karl-Heinz Schwall ein ziemlicher Glücksfall gewesen sein. Vor seinem Einstieg 1999 als Ausbildungsberater war er fast zwei Jahrzehnte bei den französischen Streitkräften als Bindeglied zwischen den deutschen Zivilisten und den Militärs beschäftigt. Dort hat er zwei Dinge gelernt: "Französisch zu quasseln und das Système D – der unkonventionelle Umgang mit Problemen."

Schwall stellt nicht die großen Fragen. Der Maschinenbauermeister hält lieber Ausschau nach praktikablen Lösungen. Sein Vorteil: Alle Fäden laufen bei ihm zusammen, er kann alles aus einer Hand anbieten. Schwall greift zum Telefonhörer, sucht in der Kammer nach Helfern, spricht Betriebe wegen Praktikumsplätzen an, geht auf die berufsbildenden Schulen zu. Bei der Finanzierung setzt er auf drei Bausteine: Hausintern steuert der Verein zur Förderung des Handwerks 3.000 Euro bei. Das Deutsch-Französische Jugendwerk in Paris beteiligt sich. Ein kleiner Beitrag der Auszubildenden macht alles rund. C‘est tout!

Auch eine Woche setzt erste Akzente

Überschaubar ist auch die Zahl der Berufe. An einem Lehrlingsaustausch in Trier können Konditoren und Friseure teilnehmen. "Das hat sich seit 2001 für uns bewährt." Seine Devise lautet: Lieber mit zwei Akteuren intensiv kooperieren als mit zu vielen nur oberflächlich. Mögliche Ziele des Austausches sind Val d‘Oise und Bourges. "Alle zwei Jahre sind wir mit einer Gruppe dort und in dem anderen sind die Franzosen bei uns." Die Dauer beträgt jeweils eine Woche. Länger können die meisten Betriebe nicht auf ihre Auszubildenden verzichten. "Eigentlich ist eine Woche zu kurz, aber wir wollen damit einen ersten Akzent setzen."

Einfach machen – das gilt auch für die Azubis. Ihr Einwand, sie sprechen doch kein Französisch, lässt Karl-Heinz Schwall kalt. Er ist beim Austausch in Frankreich mit dabei. Sie bekommen ein kleines Heft mit Fachbegriffen. Wer ein Smartphone dabei hat, fragt einfach Google Translate. Ansonsten gilt: "Eure Sprache ist das Handwerk." Wichtig ist Schwall vor allem, dass die jungen Menschen wissbegierig und offen für eine andere Kultur sind. Zudem sollten sie sich ihrer Verantwortung bewusst sein. "Im Ausland sind wir Botschafter unseres Landes, repräsentieren 80 Millionen Deutsche."

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Französische Friseurin zu Tränen gerührt

Die deutschen Auszubildenden scheinen an der Herausforderung zu wachsen. Wenn Karl-Heinz Schwall sie abends bei den Betrieben einsammelt, ist es, "als hätten sie eine Heldentat damit vollbracht, einen ganzen Tag alleine in einem französischen Betrieb überlebt zu haben". Doch es klappt auch umgekehrt. Gerne erinnert sich der Ausbildungsberater an die weinende Julie. Während ihrer Lehre hatte sie drei Jahre lang nur zu hören bekommen, dass sie nichts kann. Nun sollte die junge Französin beim Praxistag in einem deutschen Salon arbeiten – alleine. Abends strahlende Gesichter bei ihren Kolleginnen, aber feuchte Augen bei Julie. Schwall ahnt schon nichts Gutes. Doch es sind Freudentränen. Die deutschen Friseurmeisterinnen haben sie gelobt und darin bestärkt, weiterzumachen. Schwalls Reaktion: "Liebe Julie, deine Tränen sind meine Motivation."

Haus Rheinland-Pfalz und Kammern arbeiten zusammen

Zu den neuesten Knoten in Schwalls Netzwerk gehört das Haus Rheinland-Pfalz in Dijon. Bernhard Schaupp knüpft dort für Burgund Franche-Comté Kontakte in die deutsche Nachbarregion. "Lange Zeit haben wir vor allem Abiturienten und Studenten als Praktikanten nach Rheinland-Pfalz vermittelt. Seit drei, vier Jahren kümmern wir uns auch verstärkt um den Bereich der beruflichen Bildung."

Mit der Handwerkskammer Trier hat Schaupp einen verlässlichen Partner gefunden. "Sehr intensive Kontakte haben wir zur Handwerkskammer der Pfalz, aber auch nach Koblenz und Mainz." Oft reicht ein Anruf und Karl-Heinz Schwall kann helfen. Für zwei Tischler aus Franche-Comté hat der Ausbildungsberater in kürzester Zeit einen Praktikumsbetrieb aufgetan. Durch die reibungslose Zusammenarbeit entwickelt sich ein Schneeballsystem. "Beide haben ihren Kollegen begeistert von dem Aufenthalt in Trier erzählt. Zack, haben sich zwei neue gemeldet."

Text: Bernd Lorenz

Foto: © Robert Herschler

Text: / handwerksblatt.de

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