Corona: Bundesregierung rechnet mit schwerer Rezession
Durch die Corona-Pandemie wird die Wirtschaft in eine schwere Rezession geführt, sagt die Bundesregierung. Sie rechnet mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 6,3 Prozent. Das Handwerk weist noch mal auf seinen Maßnahmenkatalog für einen Neustart der Wirtschaft hin.
Im laufenden Jahr erwartet die Bundesregierung laut ihrer Frühjahrsprojektion einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 6,3 Prozent. Die schwere Rezession der deutschen Wirtschaft sei die Folge der Corona-Pandemie. Für das kommende Jahr rechnet die Regierung mit einer Erholung der Konjunktur mit einem Zuwachs des BIP in Höhe von 5,2 Prozent. Erst zu Beginn des Jahres 2022 werde voraussichtlich der Stand von vor der Pandemie erreicht.
Wirtschaft im doppelten Schock
"Die Wirtschaft sei infolge des Coronavirus-Pandemie gleichzeitig einem Auslands- und Inlandsschock ausgesetzt", so Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Dies betreffe sowohl die Nachfrage als auch das Angebot. Die Bundesregierung erwartet einen Rückgang der Exporte in diesem Jahr um 11,6 Prozent. 2021 sollen sie wieder um 7,6 Prozent zulegen. Auch die Importe sinken laut Prognose um 8,2 Prozent. Sie sollen im nächsten Jahr wieder um 6,5 Prozent zulegen.
Den stärksten Einbruch der Wirtschaft sagt die Bundesregierung für das zweite Quartal voraus. Danach setze eine Belebung ein. Wirtschaftsminister Altmaier sieht "eine Perspektive der Hoffnung für einen wirtschaftlichen Neustart", wenn die Erfolge bei der Eindämmung der Pandemie anhalten.
Weitere Einzelheiten der Projektion:
- Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stürzen die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession, deren Ausmaß die Finanzkrise 2008/09 übersteigt. In Anlehnung an die Prognosen internationaler Organisationen (IWF, OECD) erwarten wir im Jahresdurchschnitt 2020 einen Rückgang der Weltwirtschafts-leistung in Höhe von 2,8 Prozent und eine Erholung im Jahr 2021 um 5,7 Prozent.
- Es sind Rückgänge bei nahezu allen Verwendungskomponenten des Bruttoinlandsprodukts zu erwarten. Aufgrund der negativen Entwicklung der Absatzmärkte gehen die deutschen Exporte im Jahr 2020 um 11,6 Prozent zurück (2021: +7,6 Prozent).
- Die geringere Binnennachfrage und der geringere Bedarf an Vorleistungsgütern aus dem Ausland machen sich bei den Importen bemerkbar. Nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Maßnahmen zur Stützung von Einkommen und Nachfrage gehen die Importe nicht so stark zurück wie die Exporte (-8,2 Prozent im Jahr 2020 und +6,5 Prozent im Jahr 2021).
- Daher dürfte der deutsche Leistungsbilanzüberschuss in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt in 2020 sinken und auch in 2021 merklich unterhalb des Niveaus von 2019 verbleiben.
- Investitionen in Ausrüstungen hängen eng mit der kapitalintensiven Exportindustrie zusammen. In Folge der Pandemie-bedingten Rezession des Verarbeitenden Gewerbes und der generell gestiegenen Unsicherheit gehen wir in der ersten Hälfte des Jahres 2020 von einem deutlichen Rückgang der Investitionen in Ausrüstungen aus. Mit einer allmählich einsetzenden wirtschaftlichen Erholung dürften sie im weiteren Prognosezeitraum jedoch wieder etwas anziehen.
- Die Nachfrage nach Bauinvestitionen wird einerseits aufgrund des weiter bestehenden Niedrigzinsumfelds und darüber hinaus durch erhöhte Liquidität angetrieben, leidet jedoch gleichzeitig auch unter sinkenden Einkommen. Zusätzlich schlagen auch im Bau Shutdown-Maßnahmen (Grenzschließung) und die erhöhte Unsicherheit durch. Wir rechnen daher mit einer leichten Einschränkung der Bauinvestitionen im laufenden Jahr (-1,0 Prozent) und einer verhaltenen Ausweitung in 2021 (+1,1 Prozent).
- Nachfragestützend wirken im Prognosezeitraum weiterhin die staatlichen Konsumausgaben (2020: +3,7 Prozent, 2021: +1,3 Prozent). Auch die Ausgaben für staatliche Investitionen nehmen im Prognosezeitraum weiterhin kräftig zu (2020: +3,9 Prozent, 2021: 2,3 Prozent).
- Der Arbeitsmarkt gerät stark unter Druck. Im laufenden Jahr dürfte die Erwerbstätigkeit um 370 Tausend Personen zurückgehen. Besonders betroffen sind das Gastgewerbe, der Handel sowie die Unternehmensdienstleistungen, zu denen auch die Arbeitnehmerüberlassung gehört. Die Kurzarbeit wird im März und April in noch nie dagewesenem Ausmaß ansteigen und viele Entlassungen verhindern. Die Arbeitslosigkeit dürfte im Jahresdurchschnitt auf 5,8 Prozent steigen.
Quelle: Bundesregierung
Positionspapier des ZDHLesen Sie hier mehr zum Maßnahmenkatalog des Handwerks.Das Handwerk weist in diesem Zusammenhang auf sein Positionspapier mit einem Maßnahmenkatalog für einen Neustart der Wirtschaft hin. Für das Handwerk lasse sich bereits bilanzieren, dass ein großer Teil des Jahresgeschäfts in den vergangenen Wochen verloren gegangen sei, der bis zum zum Ende des Jahres kaum aufgeholt werden könne. "Es ist deshalb ganz entscheidend, jetzt die Weichen für die Rückkehr auf einen wirtschaftlichen Wachstumspfad richtig zu stellen – natürlich unter Berücksichtigung aller notwendigen Schritte zur weiteren Eindämmung der Pandemie", erklärt Hans Peter Wollseifer.
Das Handwerk habe in einem umfangreichen Maßnahmenkatalog zusammengestellt, was jetzt zu tun ist, so der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Dabei gehe es um einheitliche praktikable Hygienemaßnahmen, eine flächendeckend funktionierende Verwaltung, verbesserte Liquiditätsmaßnahmen, Vergabe von öffentlichen Auftragen und die Sicherung von Ausbildung und Qualifizierung.
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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