Zuhause in zwei Welten
Die Anlagenmechanikerin Sandra Hunke könnte hauptberuflich als Model arbeiten. Die handwerkliche Arbeit will sie aber auf keinen Fall an den Nagel hängen.
Mehr als tausend Handwerkerinnen und Handwerker wollten seit 2011 zu Germany’s Power People gehören und viele von ihnen haben dabei einen kleinen Schritt in die Welt der Stars und Sternchen gemacht. Denn zur Casting-Aktion des Deutschen Handwerksblatts gehört jedes Jahr ein Fotoshooting, bei dem die Teilnehmer zu Models werden, mit allem, was dazugehört – ein professioneller Fotograf, Visagisten und Videofilmer inklusive. Für einige geht es danach auf den Catwalk vor einem großen Publikum bei der Wahl von Miss und Mister Handwerk auf der Internationalen Handwerksmesse in München. Für den einen oder anderen Kandidaten war das schon ein kleines Sprungbrett, das den nötigen Schub gab für eine gesteigerte Bekanntheit.
Sandra Hunke hat den Absprung geschafft, für sie haben sich gleich mehrere Türen geöffnet. Sie hatte 2011 beim Casting mitgemacht, war Kalendermodel für 2012 und hat auch an der Miss-Handwerk-Wahl teilgenommen. Einige Jahre später liegen viele Fernsehauftritte für verschiedene TV-Formate, Fotoshootings für Zeitschriften und Gänge über den Catwalk für Modedesigner hinter ihr. "Nach der Misswahl ging es Schlag auf Schlag. Erst meldeten sich Zeitungen, dann eine Modelagentur und wenig später das Fernsehen", berichtet die 25-jährige Anlagenmechanikerin.
"Es gibt viel zu bauen und viel zu drehen"
Das Aschenputtel-Experiment, Frauentausch, Schnäppchenhäuser (alle RTL2), dazu einige Beiträge im regionalen Fernsehen (WDR). So liest sich die Liste der bisherigen TV-Auftritte von und mit Sandra Hunke. Beim Aschenputtel-Experiment geht es um Tausch von arm und reich. Sandra schlüpfte also in die Rolle einer "reicheren" Frau, und diese Frau vertrat wiederum Sandra als Anlagenmechanikerin. "Über eine Woche die Welt einer Reichen zu erkunden war schon sehr interessant. Ich musste eigentlich nur gut aussehen. Meine Tauschpartnerin musste richtig arbeiten." Frauentausch ist ein ähnliches Format, nur geht es dabei nicht um Tausch arm gegen reich, sondern um Mutter gegen Mutter. Ein eigenes Kind hat Sandra zwar noch nicht, aber in der Tauschfamilie musste sie das Kind der Tauschmutter betreuen. "Das war sehr anstrengend, aber es ist sehr harmonisch abgelaufen."
Anders als die ersten beiden Fernsehformate ist "Die Schnäppchenhäuser" eine Serie, bei der Sandra mehrmals zu sehen war. Dabei renovieren Sandra und ihr Freund ein Schnäppchenhaus, in diesem Fall die Doppelhaushälfte neben Sandras Elternhaus. RTL2 begleitet sie dabei und hält ihren Fortschritt in mehreren Folgen fest. "Es gibt viel zu bauen und viel zu drehen", sagt Sandra. Beim Bauen kann sie mit ihrem handwerklichen Können punkten. "Wir machen alles selber und beauftragen keine anderen Handwerker." Warum auch, als Anlagenmechanikerin beherrscht sie Arbeiten im SHK-Bereich ohnehin aus dem Effeff. Arbeiten aus anderen Bereichen wie erledigt sie mit Hilfe aus der Familie.
"Ich will mein Handwerk auf keinen Fall aufgeben"
Als Fotomodel hat Sandra schon einige Jobs erledigt. Sie ist mittlerweile bei mehreren Agenturen gelistet und hat es so als Model auf das Cover des Lifestylemagazins Lovemag und in verschiedene Kataloge geschafft. "Ich mache viele Fotos für Designer, ich bekomme mehrere Aufträge im Monat. Und war schon zwei Mal Model für Lena Hoschek bei der Fashion Week in Berlin." Dort finden hauptsächlich klassische Modenschauen vor allem für Fachpublikum statt. Lena Hoschek ist eine Designerin aus Graz, die Kleider, Röcke, Blusen, Hosen und Trachten (besonders Dirndl) gestaltet. "So ein Auftritt bei der Fashion Week ist ziemlich aufregend und hektisch. Bei einer Show laufe ich drei Mal über den Laufsteg – immer mit unterschiedlicher Kleidung natürlich."
Mittlerweile könnte Sandra das Modeln ohne Probleme hauptberuflich machen, sagt sie. Aber so ganz von ihrem Handwerk trennen mag sie sich nicht. "Ich will mein Handwerk auf keinen Fall aufgeben. Das verstehen viele nicht, aber mein Handwerksberuf bietet ganz andere Herausforderungen, als Model bin ich eben meistens nur eine Puppe. " Deswegen bleibt sie ihrem Handwerk treu und arbeitet halbtags als Anlagenmechanikerin und in ihrer freien Zeit als Model. "Diese Mischung ist für mich perfekt, ich freue mich aber auch, wenn ich beim Modeln meine Weiblichkeit ins Spiel bringen kann, ich kann aber auch weiterhin im Handwerk richtig anpacken."
Fotos: © Taydoo Photographic
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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