Vom Staub befreit
Die Museen der Niederlande sind populär und weithin bekannt. Befreit vom Staub der Vergangenheit präsentieren die Kulturhäuser frische und unterhaltsame Ideen.
Ein doppelter Van Gogh
Ist es ein Van Gogh? Oder doch nicht? Mit dieser Frage sahen sich die Kuratoren des Kröller-Müller Museums konfrontiert, seit das Haus 1974 ein Gemälde mit dem Titel »Blumenstillleben mit Kornblumen und Rosen« erworben hat. Als sich 2012 ein internationales Wissenschaftlerteam mit einer neuartigen Untersuchungsmethode der Erforschung des Gemäldes angenommen hat, legte dieses Ergebnisse vor, mit denen wohl niemand rechnen konnte: Unter der obersten Farbschicht entdeckten die Experten ein verloren geglaubtes Werk Van Goghs aus seiner Antwerpener Zeit. Damit war zugleich die Echtheit des Stilllebens bewiesen, mit dem der Maler sein anderes Werk überdeckt hatte. Damit war das im Nationalpark Hoge Veluwe gelegene Museum mit einem Schlag im Besitz von zwei zusätzlichen Van Goghs.
Der schönste Tag des Lebens im Museum
Dort heiraten, wo Königinnen gewohnt und gearbeitet haben? Diese reizvolle Option bietet das Museum Escher in het Paleis. Neben der ganz großen Variante mit Diner im Festsaal kann das ehrwürdige Gebäude während der regulären Öffnungszeiten auch für ein ungewöhnliches Foto-Shooting gebucht werden. Die Kosten hierfür sind mit 75 Euro überschaubar. Noch günstiger ist die Benutzung einer begehbaren Fotoinstallation, in der Menschen unterschiedlich groß wirken. Hier entsteht neben lustigen Schnappschüssen auch ein Verständnis dafür, wie Maurits Cornelis Escher mit seinen Werken das menschliche Auge in die Irre zu führen pflegte.
Auf dem Fahrrad durchs Museum
Sei es wegen Rembrandts »Nachtwache«, Vermeers »Dienstmagd mit Milchkrug« oder dem unschätzbaren Wert all der anderen Kunstschätze: Am Rijksmuseum in Amsterdam kommt niemand vorbei. Für Radfahrer gilt seit der 2013 abgeschlossenen Restaurierung der nationalen Gemäldegalerie sogar, dass sie mitten durch das Gebäude fahren können: auf Straßenniveau führt eine zweispurige Straße durch den erhabenen Bau von Architekt Pierre Cuypers. Standesgemäß für die Stadt des Zweirades, handelt es sich um den weltweit einzigen Radweg dieser Art. Nur die sonst weithin geduldeten Bromfietsen (Mofas) sind nicht willkommen: Ihnen droht bei Benutzung des Museumsradweges ein Bußgeld von 95 Euro.
Die Sterne vom Himmel kochen
Das Rijksmuseum ist eines von weltweit nur sechs Museen, deren hauseigenes Restaurant mit einem Michelin-Stern dekoriert ist. Das "Rijks" (www.rijksrestaurant.nl) hat 2014 seine Pforten im Philips-Flügel geöffnet und konnte sich bereits zwei Jahre danach über die Auszeichnung der französischen Publikation freuen. Am Herd steht mit Joris Bijdendijk (Jahrgang 1984) ein ebenso junger wie erfolgreicher Chefkoch. Wie es sich für ein Ausstellungshaus gehört, gibt es im Rijks regelmäßig Gründe für eine Wiederkehr: regelmäßig sorgen Gastköche von internationalem Renommee für frische Inspiration auf den Tellern. Die anderen Restaurants, die um Kunstkenner und Gourmets werben, sind das "Odette" in der National Gallery Singapore, das "Nerua" in der spanischen Dependance des Guggenheim-Museums in Bilbao, das "The Modern" im New Yorker MoMA, sowie zwei Häuser in Italien: das "L'Imbuto" im Lucca Museum of Contemporary Art und das "La Leggenda dei Frati" in der Villa Bardini in Florenz.
Generalüberholung live und in Farbe
Rembrandts »Nachtwache« ist eines der bekanntesten Gemälde des Planeten. Im kommenden Jahr nun wird die Ikone umfangreich restauriert – und zwar vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Zu diesem Zwecke wird ab Juli 2019 im Meistersaal des Ausstellungshauses eine große Vitrine eingerichtet, hinter deren schützenden Wänden ein achtköpfiges Spezialisten-Team zu Werke geht. So kommen die Besucher des Rijksmuseum auch während des umfangreichen Eingriffs in den Genuss des Anblicks – zugleich werden sie Zeugen einer einzigartigen konservatorischen Arbeit. Die Nachtwache wird zum ersten Mal seit 1976 restauriert. Die Kosten für das Projekt werden auf drei Millionen Euro geschätzt.
Informationen Rijksmuseum, Museumstraat 1, 1071 XX Amsterdam, Tel. 0031 20 67 47 000, tgl. 9–17 Uhr. Weitere Informationen: rijksmuseum.nl und holland.com/highlights
Informationen Kröller-Müller Museum, Houtkampweg 6, 6731 AW Otterlo, Tel. 0031 318 59 12 41, 30. September 2018 bis 3. Feburar 2019, Di–So 10–17 Uhr. Weitere Informationen: krollermuller.nl und www.holland.com/highlights
Informationen Museum Escher in Het Paleis, Lange Voorhout 74, 2514 EH Den Haag, Tel: 0031 70 427 77 30, Di–So 11–17 Uhr. Weitere Informationen: escherimpalast.com und holland.com/highlights
Informationen Van Gogh Museum, Museumplein 6, 1071 DJ Amsterdam, Tel. 0031 20 57 05 200, 5. Oktober 2018 bis 13. Januar 2019, tgl. 9–18, Fr, Sa bis 21 Uhr. Weitere Informationen: vangoghmuseum.nl und holland.com/highlights
Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
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