Girls'Day 2022 will Normalität und Stabilität bei der Berufswahl bieten
Die Corona-Pandemie soll Schülerinnen bei der Berufswahl nicht einschränken. Deshalb sind beim Girls’Day 2022 sowohl Online- als auch Präsenz-Formate willkommen. Das Handwerk ist mit kreativen Lösungen vertreten.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Frauen im Handwerk
Leider besitzt Romy Stühmeier keine Glaskugel. Aber sie nutzt jede Chance, im Kontakt mit den Jugendlichen und Betrieben zu bleiben. Deshalb plant die Projektleiterin am Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit den Girls’Day und Boys’Day 2022 zweigleisig.
Unternehmen und Institutionen können ihre Angebote für Mädchen am 28. April als Präsenz- und Online-Veranstaltungen ins Girls'Day-Radar eintragen. "Wenn es keinen Lockdown gibt, sind Praktika vor Ort im Rahmen der geltenden Hygieneverordnungen erlaubt", beruft sie sich auf die Rechtslage.
Nun müsse jeder Betrieb selbst abwägen, welches Format am besten ist – digital per Videokonferenz oder persönlich mit Schutzmaske in Büro oder Werkstatt. "Ideal wäre es natürlich, wenn beides ginge. Man könnte eine kleine Gruppe von Mädchen ins Unternehmen einladen und parallel dazu eine größere Gruppe digital durch den Girls'Day begleiten."
Girls'Day Beim Girls'Day lernen Mädchen ab der fünften Klasse Berufe aus Technik, Handwerk, IT, Naturwissenschaften und Industrie kennen, in denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt. Unternehmen und Institutionen können ihre Angebote kostenlos in das Girls’Day-Radar eintragen. Es ermöglicht Mädchen, Eltern und Lehrkräften die gezielte Suche nach Postleitzahl, Ort, Beruf oder Berufsfeld.
Bilanz des Girls’Days 2021
2021 ließ die Corona-Pandemie nur einen virtuellen Girls'Day zu. Doch die Beteiligten haben das Beste aus den eingeschränkten Möglichkeiten gemacht. Dass die Schülerinnen und Schüler schon Erfahrungen mit Videokonferenz-Tools im Unterricht während des Homeschoolings gesammelt hatten, hat der Bundeskoordinierungsstelle des Girls’Day 2021 sowie den Aktiven vor Ort in die Karten gespielt. "Damit waren sie auf den digitalen Kontakt zu den Unternehmen gut vorbereitet", erklärt Romy Stühmeier. Im Vorfeld der Veranstaltung hat sie zudem eine gewisse Vorfreude ausgemacht. "Alle standen schon in den Startlöchern, weil der Girls’Day 2020 ausgefallen ist."
Teilnehmerinnen auch digital engagiert
Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Das zeigen die Ergebnisse der Befragung der Teilnehmenden im Nachgang zum Girls’Day 2021. "Die Mädchen waren auch beim digitalen Format engagiert", beruft sich Romy Stühmeier auf die Beobachtungen der Unternehmen. Jedes dritte davon habe Interesse der Teilnehmerinnen an einem Praktikum oder an einer Ausbildung registriert. "Der Aktionstag wirkt – auch in Zeiten von Corona."
Kreative Lösungen der Unternehmen
Foto: © ZDH-Statistik/handwerksblatt.deStühmeier erklärt dies mit den "vielen tollen, kreativen Lösungen". Aus dem Handwerk nennt sie zwei Beispiele.
Eine Tischlerei habe ihr Angebot im Girls'Day-Radar vorbildlich beschrieben und die Schülerinnen mit ihrer Bitte, verschiedene Utensilien für ein gemeinsames Praxisprojekt zu besorgen, neugierig gemacht.
Ein Stuckateurbetrieb habe ein Päckchen mit Zeichenblock, Stift, Silikonform und einem Tütchen mit Gips verschickt, um eine Rosette zeichnen und einen Abguss anfertigen zu können. Beliebt seien auch virtuelle Touren durch die Werkstatt und Chats mit den Auszubildenden gewesen. "Die Unternehmen haben es selbst in der Hand, ob der Girls’Day ein Erfolg wird. Entscheidend ist die Qualität ihres Angebots."
Girls'Day: digital oder vor Ort Stuckateurmeister Michael Christmann hat den Girls'Day 2021 bei Stuck Belz als Online-Format organisiert. Wie der Tag abgelaufen ist, erfahren Sie mehr darüber im Online-Beitrag "Stuck Belz macht am Girls’Day virtuell Lust aufs Handwerk" auf handwerksblatt.de. Dachdeckermeister Tobias Wecker plant den Girls'Day 2022 bei MT Dachbau als Präsenzveranstaltung. Was seine beiden Tagespraktikantinnen erwartet, erfahren Sie im Online-Beitrag "MT Dachbau scheut für Girls’Day keine Kosten und Mühe" auf handwerksblatt.de.
Unterstützung für Betriebe
Mit diesem Logo signalisieren die Betriebe, dass sie sich am Girls'Day beteiligen. Foto: © kompetenzz.deDas Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit unterstützt Betriebe und Institutionen mit zahlreichen Materialien bei der Organisation des Girls’Day und Boys‘Day. Leitfäden, Broschüren, Konzepte und Checklisten sind online verfügbar, oder sie können als Print-Version bestellt werden.
Ein Ideenboard im Internet liefert Formulierungshilfen. "Manchmal braucht man als Anregung nur eine kleine Blaupause, die man für seine Zwecke anpasst."
Digitales Info-Angebot
Direkten Kontakt zum Team des Girls’Days bietet neben E-Mail und WhatsApp die "Info-Reihe digital". Per Videokonferenz gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf verschiedene Themen ein. In anderthalb Stunden erklären sie unter anderem, wie ein Berufsorientierungsangebot gelingt, wie das Girls'Day-Angebot zielgruppengerecht formuliert und ins Radar eingetragen wird oder wie die Betriebe ihr Engagement öffentlichkeitswirksam vermarkten können.
Mit der Nachfrage ist Romy Stühmeier sehr zufrieden. Die Zahl der Anmeldungen liege pro Termin zwischen 50 und 100. "Man kann vieles in Broschüren und Flyern vermitteln, aber es geht nichts über einen kurzen Austausch, bei dem man Informationen erhält und Fragen stellen kann."
Ein Tag mit Aha-Effekt
Die Corona-Pandemie verlangt den Schülerinnen und Schülern einiges ab. "Wir sollten ihnen bei der Berufswahl so viel Normalität und Stabilität bieten, wie es unter den schwierigen Bedingungen möglich ist", meint Romy Stühmeier. Dazu könne der Einsatz digitaler Instrumente erheblich beitragen.
Den Girls'Day bezeichnet die Projektleiterin am Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit als niederschwelliges Angebot. Viele Mädchen und junge Frauen seien nach dem Tagespraktikum positiv überrascht. Mit diesem Aha-Effekt steige die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich später um ein Praktikum oder eine Lehrstelle in ihrem ehemaligen Girls’Day-Betrieb bewerben.
"Diese Generation muss dieselben Chancen am Übergang von Schule zu Beruf haben, wie alle anderen vor ihr. Das sind wir diesen jungen Menschen einfach schuldig."
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Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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