Olympiade der Geigenbauer
Cremona feiert den 450. Geburtstag von Claudio Monteverdi. Die Geschichte des Komponisten ist eng verwoben mit den Geschichten der größten Geigenbauerfamilien der italienischen Stadt.
In Cremona hängt der Himmel voller Geigen. Eine Geschichte über die Stadt in der Lombardei zu erzählen ohne im gleich Atemzug den Namen Monteverdi und Stradivari zu nennen? Unmöglich! Am 15. Mai 1567 wird Claudio Monteverdi als ältester Sohn des Wundarztes und Barbiers Baldassare Monteverdi in Cremona geboren. Der Vater führt ein kleines, bescheidenes Geschäft. Dennoch gelingt es ihm, seinen zwei Söhnen eine musikalische Erziehung zu ermöglichen.
Claudio Monteverdi als Erfinder der Oper
Piazza Comunale. Foto: Cult City in Lombardy Von dem Kapellmeister der Kathedrale von Cremona, Marc Antonio Ingegneri, musikalisch angeleitet, verlässt Claudio Monteverdi schließlich um 1590 Cremona und arbeitet als Violaspieler und Sänger in Mantua. Bis heute wird Claudio Monteverdi als Erfinder der Oper gefeiert. Sein Werk "L'Orfeo" aus dem Jahr 1607 gilt in der Musikwelt als Ausgangspunkt der Oper. Ein Musikstil, der sich in Europa schnell großer Beliebtheit erfreuen soll. Im 18. und 19. Jahrhundert geriet die Musik des Barockkomponisten zwar in Vergessenheit. Aber mit Beginn des 20. Jahrhunderts rückt Gian Francesco Malipiero mit der ersten Edition des Gesamtwerkes die beliebten Kompositionen von Claudio Monteverdi wieder in das Blickfeld der Musikliebhaber.
Denkmal zum 450. Geburtstag
Im Jahr 2017 setzt die Stadt Cremona ihrem berühmten Sohn ein feines musikalisches Denkmal. Konzerte, Ausstellungen, Konferenzen und viele Events stehen bis zum Herbst beim Monteverdi-Jahr auf dem Programm. Gestartet wird mit dem Monteverdi Festival vom 5. Mai bis 24. Juni. Ebenfalls von Mai bis Oktober wird es zahlreiche Konzerte vom Balkon des Stradivari-Hauses geben. Und im September schließt sich ein Stradivari Festival an.
Feine Violinen aus Italien
Antica Locand0 Bissone. Foto Cult City in Lombardy Die Entwicklung des Geigenbaus in Cremona begann vor etwa 400 Jahren. Wahrscheinlich 1644 in Cremona geboren, gibt es keine Hinweise darauf, wo Antonio Stradivari letztlich sein Handwerk gelernt hat. Es gibt jedoch Theorien, die besagen, dass der Meister des Geigenbaus zuvor den Beruf des Schreiners erlernt hat. Schon zu Lebzeiten des Meisters steht eine Stradivari Violine als ein Gütezeichen für ein großartig klingendes Instrument. Bis heute fertigen in den hübschen Gassen der Cremoneser Altstadt etwa 150 Geigenbauer im Stil Stradivaris Geigen aus feinsten Hölzern von Hand. Viele der Werkstätten können besucht werden.
Am besten startet man vom Hauptplatz in Cremona, der Piazza del Comune, mit der Kathedrale dem Baptisterium, der Loggia dei Militi und dem Palazzo Comunale. Bei einem gemächlichen Rundgang durch die hübschen Gassen, werden Besucher oftmals von Musik begleitet. Vor allem im Frühling und Sommer, dann wenn an vielen Orten Open Air Konzerte stattfinden. Oder dann, wenn die Geigenbauer ihre Violinen stimmen. Über das Consorzio-Liutai können Interessierte den Besuch in den Werkstätten buchen.
Zusätzlich ist in der Stadt der Musik ein Musikkonservatorium ansässig. Ebenso die internationale Schule des Geigenbaus sowie das Theater Ponchielli mit zahlreichen Gesangs- und Musikschulen.
Die schönsten Geigen aus fünf Jahrhunderten
Museo del Violino. Foto: Cult City in Lombardy Im Jahr 2013 öffnete an der Piazza Marconi das Geigenbaumuseum "Museo del Violino" seine Pforten. Gezeigt werden die schönsten Geigen aus fünf Jahrhunderten, die unter anderem unter der Leitung von Andrea Amati und seinen Nachfolgern Antonio Stradivari und Giuseppe Guarneri "del Gesù" gebaut wurden.
Olympiade des Geigenbaus
Eine Besonderheit ist die "Olympiade des Geigenbaus". Seit 1976 treffen sich alle drei Jahre die besten Geigenbauer der Welt in Cremona. Die nächste Olympiade findet übrigens schon im Jahr 2018 statt. Unter den Gewinnern der letzten Jahre sind immer wieder auch deutsche Geigenbauer zu finden. Ausgetragen wird die Geigenbauer-Olympiade im Museo del Violino. Im Jahr 2015 wurden mehr als 460 Streichinstrumente aus 34 Nationen eingereicht. Darunter 26 Geigenbauer aus Deutschland. Eine zehnköpfige Jury bewertet sowohl die künsterlisch-handwerkliche als auch die akustische Qualität. Veranstalter ist die "Fondazione Stradivari".
Die kurze Geschichte von Cremona zeigt einmal mehr, dass die Stadt in der Po-Ebene auch im 21. Jahrhundert nach wie vor eine herausragende Verbindung zwischen Geigenbau und Musik schafft.
Informationen über die Stadt des Geigenbaus gibt es auch bei der Italienischen Zentrale für Tourismus, Enit.
Fotos: Cult City in Lombardia
Text:
Brigitte Klefisch /
handwerksblatt.de
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