Bürokratie mindert Lust am Unternehmertum
Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster sehen immer mehr Verwaltungsaufgaben – was Selbstständigkeit im Handwerk zunehmend unattraktiv werden lässt.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Bürokratiewahnsinn im Handwerk
Bürokratielasten machen die Selbstständigkeit im Handwerk zunehmend unattraktiv. Das finden zwei von drei Unternehmern in einer Umfrage der Handwerkskammer Münster. Daran haben 723 Betriebe aus dem Kammerbezirk teilgenommen. 85 Prozent schätzen, dass der von ihnen zu leistende bürokratische Aufwand in den vergangenen fünf Jahren gestiegen ist. "Statt immer neuer aufgebrummter Verwaltungsaufgaben ist Bürokratieabbau das Gebot der Stunde", fordert Handwerkskammer-Präsident Hans Hund. Der Gesetzgeber müsse den Unternehmerinnen und Unternehmern im Handwerk wieder mehr Zeit für ihre Kunden lassen. Stattdessen errichte er ständig neue Hürden für ihre eigentliche Arbeit. So werde die Lust am Unternehmertum häufig nach und nach verdorben. Dabei müsse die Bereitschaft zur Gründung oder Übernahme eines Handwerksbetriebs vielmehr gefördert werden. "Nur so kann der Generationenwechsel in den Unternehmen gesichert und die Energiewende gemeistert werden."
Zwei Drittel der Befragten sagen, dass durch die Belastung der Bürokratie weniger Zeit für die Bearbeitung von Aufträgen bleibt. Die Folge: Kunden müssen deshalb länger warten. Bei jedem dritten Betrieb verteuern Bürokratiekosten die eigenen Leistungen. Jeder Fünfte verzichtet sogar auf Personaleinstellungen, um den damit einhergehenden zusätzlichen Bürokratieaufwand zu vermeiden. Am meisten bemängeln die Betriebe die ständig notwendigen Anpassungen an neue Gesetze und Vorschriften. Es folgen die Nachweis-, Dokumentations- und Meldepflichten. Sie nehmen quantitativ zu und beanspruchen jeweils mehr Zeit. Des Weiteren mühen sich die Betriebe mit unverständlichen Inhalten von Regelungen und Behördenauskünften ab. Sie beklagen die lange Dauer von Verwaltungsverfahren und komplexe Antragsverfahren. Das größte Potenzial für effektive Entlastungen sehen die Befragten vor allem bei den Anforderungen des Steuer- und Arbeitsrechts, aber auch des Daten- und Arbeitsschutzes sowie der Sozialversicherungsträger. Zwei Drittel der Betriebe kommunizieren online mit Behörden und Verwaltungen. Von ihnen erlebt die Mehrheit die digitalen Möglichkeiten überwiegend als entlastend. Von den Nichtnutzern findet jeweils die Hälfte die angebotenen Kommunikationsverfahren zu kompliziert beziehungsweise stellt fest, dass die Verwaltungen kein digitales Angebot ermöglichen.
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Text:
Vera von Dietlein /
handwerksblatt.de
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