Neustart der Wirtschaft: Das Handwerk weiß, was zu tun ist!
In einem Positionspapier schlägt der ZDH konkrete Maßnahmen vor, mit denen die Wirtschaft Schritt für Schritt wieder zum Laufen gebracht werden kann. Das Hochfahren der Wirtschaft muss entlang klarer Leitlinien erfolgen, sagt Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer.
"Ganz vielen unserer Betriebe steht das Wasser bis zum Hals und nicht wenige drohen komplett unterzugehen", sagt Hans Peter Wollseifer. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) fordert eine Perspektive für die Betriebe des Handwerks für das "Wiederanfahren der Wirtschaft". Aus Sicht das Handwerks ist klar, was jetzt zu tun ist, damit die Wirtschaft wieder in Gang kommt. Deswegen hat der ZDH jetzt ein Positionspapier mit einem Maßnahmenkatalog vorgestellt, in dem der konkrete Maßnahmen vorschlägt, um die Wirtschaft in Zeiten der Corona-Pandemie wiederzubeleben.
Das 16-seitige Papier trägt den Titel "Den Neustart wirksam gestalten: Was jetzt zu tun ist!" und ist in fünf Teile gegliedert. "Das Hochfahren der Wirtschaft muss entlang klarer Leitlinien erfolgen, damit es auch für Handwerksbetriebe Klarheit gibt, unter welchen Bedingungen sie wieder arbeiten können. Ganz zuvorderst geht es darum, dass die notwendigen Hygienevorschriften praktikabel, transparent und einheitlich sind und sich im betrieblichen Alltag auch umsetzen lassen", so Wollseifer zu den grundsätzlichen Leitlinien. Der ZDH fordert einheitliche Regeln sowohl auf Länder- als auch auf kommunaler Ebene. Ein "föderaler Flickenteppich" minimiere Transparenz, Verlässlichkeit und Akzeptanz.
Verwaltungsapparat muss funktionieren
Aktuelle InformationenIn unserem Themen-Special zur Corona-Krise finden Sie laufend aktualisierte Informationen für Ihren Betrieb.Besonders wichtig für das Handwerk sei ein flächendeckend funktionierender Verwaltungsapparat. Wollseifer: "Handwerksbetriebe sind auf eine funktionsfähige öffentliche Verwaltung und Infrastruktur angewiesen. Deshalb müssen Behörden und Ämter vor Ort ganz schnell wieder flächendeckend arbeitsfähig sein, damit die Betriebe auch die für ihre Arbeit notwendigen Zulassungen, Genehmigungen erhalten." Außerdem wichtig: eine zügige Wiederaufnahme der Kinderbetreuung und Öffnung der Schulen über die Notbetreuung hinaus.
Im zweiten Teil des Maßnahmenkatalogs fordert das Handwerks eine Nachjustierung der Liquiditätssicherung. Dabei geht es um erweiterte Möglichkeiten für die Gewährung von Kurzarbeitergeld, Kurzarbeitergeld für Azubis, Stundungsmöglichkeiten der Sozialversicherungsbeiträge auch für Mai und Juni mit flexibler Nachzahlung und die Abschaffung der vorgezogenen Fälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge. Der ZDH fordert auch gezielte Zuschüsse für von den Kontaktbeschränkungen besonders betroffenen Betrieben aus dem Lebensmittel-, Friseur-, Kosmetiker-, Maßschneider-, Uhrmacher- und Kunsthandwerk. Hier gebe es Umsatzeinbußen, die nicht nachgeholt werden können.
Steuerlicher Corona-Bonus gefordert
PositionspapierHier finden Sie das vollständige Positionspapier des ZDH.Um die Nachfrage anzukurbeln schlägt der Handwerksverband einen "eigenständigen steuerlichen Corona-Bonus" vor. "Dieser Bonus mit einem vorgeschlagenen Höchstbetrag von 12.000 Euro sollte nicht auf haushaltsbezogene Leistungen abstellen, um so eine deutlich ausgeweitete steuerliche Berücksichtigung von Handwerkerleistungen zu ermöglichen", heißt es im Papier des ZDH. "Die wirtschaftliche Belebung braucht gezielte Wachstumsimpulse", kommentiert Wollseifer. Jede Maßnahme, die Nachfrageimpulse schafft und Investitionen auslöst, habe eine große Multiplikatorwirkung für den Aufschwung. Aus Sicht Wollseifers können auch vorgezogene Investitionen und beschleunigte Auftragsverfahren der öffentlichen Hand dazu beitragen, die stotternde Handwerkskonjunktur anzuschieben.
Es dürfe nun keine Wachstumsbremsen geben. "Handwerksbetriebe brauchen Entlastungen statt weiterer Belastungen", stellt Wollseifer klar. Diese seien in erster Linie Bürokratie- und Regulierungslasten. "Das waren sie bereits vor der Krise. Aber jetzt sind viele Betriebe völlig überfordert von Melde-, Prüf- und Anzeigepflichten und dem Beachten von kontraproduktiven gesetzlichen Regulierungen. Statt weiterer Belastungen brauchen Handwerksbetriebe Entlastungen etwa durch eine Erleichterung der Mauterhebung, eine Vereinfachung bei der Bestellung von Datenschutzbeauftragten in den Betrieben oder die Möglichkeit zu Wochen- statt Tageshöchstarbeitszeiten."
Zuschuss für Ausbildungsbetriebe
Um Ausbildung und Qualifizierung und damit auch die Fachkräfteversorgung zu stabilisieren, seien besondere Anstrengungen nötig. "Konkret schlagen wir für ausbildende Betriebe einen einmaligen Zuschuss vor, der sich an 75 Prozent einer durchschnittlichen tariflichen oder Mindestausbildungsvergütung über einen Zeitraum von drei Monaten orientieren sollte", erklärt Wollseifer. Gleichzeitig sei es unbedingt notwendig, "in der Durchführung der beruflichen Bildung zügig zur Normalität zurückzukehren". Hier seien die handwerklichen Bildungsstätten auf Unterstützung angewiesen – auch finanziell.
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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