Jahr der Kompetenzen: Lob und Kritik vom Handwerk
Anfang Mai ist das Europäische Jahr der Kompetenzen gestartet. Unter dem Motto bündelt die EU-Kommission verschiedene Initiativen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in Europa. Der ZDH begrüßt das, übt aber auch Kritik.
Die Europäische Kommission sieht in der Weiterbildung einen Schlüssel gegen den Fachkräftemangel und hat deswegen das Europäische Jahr der Kompetenzen gestartet. "Kompetenzen sind das A und O für unseren Binnenmarkt und für unseren wirtschaftlichen Erfolg. Wir müssen besser darin werden, qualifiziertes Personal für unseren Binnenmarkt zu gewährleisten", sagt Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
HintergrundHier lesen Sie mehr zum Europäischen Jahr der Kompetenzen. In den kommenden zwölf Monaten werden im Rahmen der Initiative unterschiedliche Maßnahmen gebündelt. Sie sollen dabei helfen, den Fachkräftebedarf in Europa zu decken. Dabei setzt die Kommission auf innereuropäische Potenziale: "Wir müssen unsere europäischen Arbeitskräfte mit Fähigkeiten ausstatten, die den Anforderungen des Marktes entsprechen", sagt EU-Vizepräsidentin Margrethe Vestager.
Schwerpunkt Bildung
Bildung wird zum politischen Schwerpunkt und die Kommission stellt EU-Mittel für entsprechende Förderprogramme bereit. Das Qualifikationsangebot soll in Zusammenarbeit mit Sozialpartnern und Unternehmen verbessert werden. Außerdem soll die Einwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten einfacher werden.
Ein Jahr, viele AktivitätenUm diese Ziele zu erreichen, werden bis Mai 2024 verschiedene Aktivitäten und Kampagnen auf europäischer und nationaler Ebene stattfinden, mit denen die Sichtbarkeit einer hochwertigen beruflichen Aus- und Weiterbildung befördert sowie Initiativen zur grünen und digitalen Transformation hervorgehoben werden sollen. Zusätzlich werden von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament, den EU-Mitgliedstaaten und den europäischen Sozialpartnern verschiedene arbeitsmarkt- und bildungspolitische Initiativen angestoßen.
Hierzu zählen:
• Aktualisierung des Europäischen Qualitätsrahmens für Praktika zur Schaffung einheitlicher Standards zur Verbesserung der Qualität von Praktika und deren EU- weiter Vergütung;
• Vorschlag einer Ratsempfehlung zur Lernmobilität, um Hindernisse bei der Durchführung von Lernaufenthalten im Ausland abzubauen;
• Paket für digitale Bildung und Kompetenzen, um die Vermittlung digitaler Kompetenzen im Rahmen der allgemeinen und beruflichen Bildung zu verbessern;
• Initiativen zur Anwerbung von Drittstaatenangehörigen und deren Integration in den Arbeitsmarkt durch bessere Qualifizierungsmöglichkeiten und eine einfachere Anerkennung von Qualifikationen;
• Einrichtung von "Netto-Null-Industrie-Akademien" zur Entwicklung von Lernprogrammen sowie Qualifikationsnachweisen – etwa in Form von Microcredentials für die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Bereich der Netto-Null-Technologien.
Quelle: ZDH
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) begrüßt die Initiative der EU-Kommission und die damit verbundenen Ziele. Besonders die verstärkte Vermittlung digitaler Kompetenzen sowie die Förderung der Lernmobilität sind wichtige Bausteine zur Steigerung der Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Berufsbildung.
Kritik an geplanten Netto-Null-Industrie-Akademien
Der Verband kritisiert aber die Pläne für die Einrichtung der Netto-Null-Industrie-Akademien zur Qualifizierung von Fachkräften in diesem Bereich. "Damit umgeht die Kommission die Entscheidungskompetenz der EU-Mitgliedstaaten in der Bildungspolitik und schafft eine Parallelstruktur zu den entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen der Mitgliedstaaten."
Dies könnte dazu führen, dass nicht gemäß der konkreten Bedarfslagen des Arbeitsmarkts qualifiziert werden würde, sondern auf der Grundlage von Vorgaben der EU. Der ZDH befürchtet dann ein "Qualifizierungsmismatch". Er empfiehlt eine freiwillige Projektierung länderübergreifender Qualifizierungen im Bereich der Netto-Null-Technologien unter Einbindung der Sozialpartner.
DHB jetzt auch digital!Einfach hier klicken und für das digitale DHB registrieren!
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben