Ausbildungsmarkt: Aufholjagd nach Corona läuft
Die Lage auf dem nordrhein-westfälischen Ausbildungsmarkt bleibt gespalten. Im Vergleich zum Vorjahr wurden mehr Ausbildungsverträge unterschrieben. Die Zahl bleibt aber immer noch unter dem Vor-Corona-Niveau.
Auch zwei Jahre nach Beginn der Pandemie bleibt die Lage auf dem nordrhein-westfälischen Ausbildungsmarkt von Corona geprägt. Ende August waren noch rund 19.000 Bewerber ohne Ausbildungsstelle, während knapp 27.700 Ausbildungsplätze der Betriebe noch unbesetzt blieben. Dabei ist sowohl die Zahl der Bewerber als auch die der Ausbildungsstellen gesunken. Der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT), die Industrie- und Handelskammern in NRW und die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit haben jetzt ein erstes Resümee gezogen.
Die Situation habe sich gegenüber dem Vorjahr entspannt, es gebe aber auch noch Bewerber und Unternehmen, die einen Ausbildungsplatz beziehungsweise einen Auszubildenden suchen, sagte Torsten Witthake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion. "Der Lockdown, insbesondere im zweiten Jahr der Pandemie, hat aus unserer Sicht den Ausbildungsmarkt im Frühjahr stark beeinträchtigt." Weniger Jugendliche hätten sich für eine duale Ausbildung interessiert. Die Zahl sei um rund 9,3 Prozent gegenüber 2019 gesunken.
Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung
Allerdings: Die Dynamik habe hier in den Sommermonaten wieder zugenommen, berichtete Witthake. "Wir gehen auch davon aus, dass die Zeit auch über den 1. September hinaus genutzt wird, um nochmal Ausbildungsplätze zu besetzen." Es sei nun auch nötig "noch einmal den Turbo" zu zünden, denn "die einsetzende wirtschaftliche Erholung lässt auf dem Arbeitsmarkt den Fachkräftebedarf wieder spürbar steigen". Generell sei die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, aber das Vor-Corona-Niveau sei noch nicht erreicht.
Im Vergleich zum Jahr 2019 wurden 11.170 Stellen weniger für das aktuelle Ausbildungsjahr gemeldet (104.626, minus 9,6 Prozent). Gleichzeitig suchten viel weniger Jugendliche nach einem Ausbildungsplatz. Vor der Corona-Pandemie waren es noch gut 124.500. Nun waren es nur noch rund 104.000. Das entspricht einem Minus von 16,4 Prozent. Der Trend gehe aber in eine positive Richtung. Im direkten Vorjahresvergleich für das aktuelle Jahr zeige sich eine Aufhellung des Ausbildungsmarkts. Es gebe erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung, die auch positiv auf die Ausbildungssituation wirke.
Erholung im Handwerk deutlicher
Berthold Schröder Foto: © Andreas BuckSpeziell fürs Handwerk bleibe die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nur noch knapp unter dem Niveau von 2019. Bis Ende Juli waren es fast 18.800 gegenüber etwa 19.400 vor zwei Jahren. Die Erholung der Ausbildungssituation fiel im Handwerk in diesem Jahr also deutlicher aus. Die gute Konjunkturlage spiegele sich auch bei der Zahl der neuen Ausbildungsverträge wider, sagte Berthold Schröder. Sie liege 13 Prozent über der des Vorjahres, aber immer noch 3,3 Prozent niedriger als im Vor-Corona-Jahr 2019, so der Vizepräsident des WHKT.
An diese Zahl wolle das Handwerk wieder anschließen. "Da ist noch Luft nach oben. Wir müssen weiterhin aktiv bleiben, um diese Zielzahlen zu erreichen." Eine gute betriebliche Ausbildung mit Ausbildungsvergütung ab dem ersten Tag sei eine bessere Lösung als "einfach weiter zur Schule zu gehen". Der Einstieg für junge Menschen in das Handwerk sei auch kurzfristig über Praktika möglich. "Das Handwerk insgesamt sucht dringend Auszubildende, braucht aber auch Führungskräfte und Menschen, die bereit sich sind, sich selbstständig zu machen und Handwerksunternehmen zu übernehmen."
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Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
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