Handwerk ist Turbo für die Integration
Der Anteil von Auszubildenden mit ausländischem Pass im Handwerk des Kammerbezirks Münster hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.
2017 besaßen neun Prozent aller Handwerkslehrlinge im Kammerbezirk Münster keine deutsche Staatsangehörigkeit. 2007 waren es vier Prozent. Größte Gruppe bilden Türken, deren Anteil seit 2007 von zwei auf drei Prozent gestiegen ist.
Einen Migrationshintergrund hat hingegen sogar jeder siebte Auszubildende im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region, schätzt die Handwerkskammer (HWK) Münster. Von den Lehrlingen im Alter bis 25 Jahre hatten 2016 (spätere Zahlen sind nicht verfügbar) etwa 15 Prozent entweder eine ausländische Nationalität oder sind deutsche Staatsbürger, die zugewandert sind oder bei mindestens einem zugewanderten Elternteil wohnen.
Handwerk kann Jugendlichen mit Migrationsgeschichte berufliche Perspektiven eröffnen
"Wir wünschen uns deutlich mehr Jugendliche mit Migrationsgeschichte, die den Weg ins Handwerk einschlagen", betont Knut Heine, stellvertretender HWK-Hauptgeschäftsführer. Das Handwerk könne dieser Gesellschaftsgruppe berufliche Perspektiven eröffnen: Eine Ausbildung sei das Fundament für beruflichen Aufstieg bis hin zum Unternehmertum.
So sind 13 Prozent der Alleininhaber von Handwerksbetrieben im Kammerbezirk Ausländer. Größte Gruppe der Nicht-EU-Betriebsinhaber stellen Türken, von denen 10 Prozent auch die Chancen der Aufstiegsfortbildung wahrgenommen und die Meisterprüfung abgelegt haben.
"Die Ausbildung in den kleinen und mittleren Betrieben mit familiärer Struktur ist ein Turbo für die Integration", ist Heines Erfahrung. Jugendliche, die im Handwerk ein berufliches Zuhause fänden, hätten Vorbildcharakter für ihre Landsleute. "Sie erleben, dass sie als künftige Fachkraft gebraucht werden, Geld verdienen und Anerkennung in einem oftmals neuen Umfeld bekommen."
Text:
Tim Adrian /
handwerksblatt.de
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