Crowdfunding: Alternative der Finanzierung
Nach Start-ups entdecken zunehmend etablierte Mittelständler die neuen Möglichkeiten der Finanzierung.
Crowd-Finanzierungen und Finanzierungen mit digitalen und schlanken Abwicklungen werden zunehmend als Alternativen wahrgenommen und sind auch für Handwerksunternehmen nutzbar. Dazu trägt die bisweilen zurückhaltende Kreditvergabe der Banken sicherlich bei. Zudem beklagen laut KfW-Mittelstandspanel viele mittelständische Unternehmen den hohen zeitlichen Aufwand vom Kreditantrag bis zur Auszahlung, sowie die hohen Anforderungen an Sicherheiten und Offenlegungspflichten. Doch gerade kleine und mittlere Unternehmen, vor allem auch Handwerksbetriebe, benötigen häufig schnelle und flexible Finanzierungslösungen, zum Beispiel um besonders günstige Wareneinkäufe vorzufinanzieren, ungeplante aber erforderliche Investitionen nicht aufzuschieben zu müssen, plötzlich auftretende aber unaufschiebbare Reparaturen in Auftrag zu geben oder eine plötzlich steigende Nachfrage schnell bedienen zu können.
Finanzierungsanfrage auf Plattformen
Da bietet das Crowdlending eine Alternative. Unternehmen richten dabei ihre Finanzierungsanfrage samt gewünschter Kredithöhe an eine entsprechende Crowdlending-Plattform. Diese prüft die Kreditwürdigkeit, legt einen Zinssatz fest und veröffentlicht den Kreditwunsch auf ihrer Homepage und wirbt so Geldgeber, Anleger und Fonds für das Unternehmen. Die Prüfung der Kreditwürdigkeit nimmt dabei oft nur wenige Tage in Anspruch. Auch die erforderlichen Unterlagen sind überschaubar: Neben den letzten beiden Jahresabschlüssen müssen in der Regel aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertungen, Summen- und Saldenlisten sowie die Bankauszüge der letzten drei Monate digital übermittelt werden. Weiterer Vorteil des Crowdlending: Auf dingliche Sicherheiten wird verzichtet und die Finanzierung auch als Nachrangdarlehen angeboten, vorzeitige Rückzahlungen ohne Vorfälligkeits-Entschädigungen sind möglich.
Beide Seiten profitieren
Davon profitieren beide Seiten: Die Unternehmer bekommen schnell und unbürokratisch eine Finanzierung – die Geldgeber, Anleger und Fonds erhalten eine attraktive Rendite und legen ihr Geld in Projekte an, die wirklich Sinn machen. Crowdlending trägt so zum Wachstum der lokalen Wirtschaft und der Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Dabei hat sich diese Möglichkeit der Finanzierung bereits seit vielen Jahren bewährt. Zopa aus Großbritannien etablierte als weltweit erste Plattform schon 2005 dieses Prinzip. Die Kreditmarktplätze, die Geldgeber, Anleger beziehungsweise Fonds und Kreditnehmer zusammenführen, agieren dabei als Kreditvermittler. Sie benötigen seit Januar 2016 eine Erlaubnis gemäß der Paragrafen 34c oder 34f Gewerbeordnung (GeWo). Die Kontrolle erfolgt nicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), sondern durch die jeweiligen regionalen Aufsichtsbehörden (Ordnungsamt, Gewerbeamt). Crowdlending bietet eine sichere und schnelle Alternative der Finanzierung – auf bisher noch kleinem, aber stark wachsenden Niveau. Vor allem auch Handwerksbetriebe können sich neue Finanzierungsmöglichkeiten hierdurch erschließen, ohne dingliche Sicherheiten stellen zu müssen. In Handwerksunternehmen findet man häufig die Situation vor, dass die der Hausbank vorliegenden Sicherheiten keine weiteren Krediteinräumungen zulassen. Ein weiteres positives Argument ist in der Regel die schlanke Abwicklung durch Nutzen digitaler Möglichkeiten und nicht zuletzt, schnelle Kreditentscheidungen in wenigen Tagen.
Geschäftsbanken ziehen mit
Mittlerweile haben die hiesigen Geschäftsbanken, vor allem auch vor dem Hintergrund der Coronakrise, ihre Kreditangebote auch in diese Richtung erweitert. Es gibt dadurch auch Kreditangebote unter Verzicht auf Sicherheiten und in Richtung vereinfachter und schneller Abwicklung. Das sollte künftig noch mehr Handwerksunternehmen motivieren, sich dieser Möglichkeiten zu bedienen.
ForschungZDH-Umfrage für Handwerksbetriebe: In der Corona-Krise haben sich neben dem Geschäftsumfeld auch die Finanzierungsbedingungen für viele Betriebe verschlechtert, da die Kreditinstitute die Standards für die Kreditvergabe verschärft haben. Eine zusätzliche Möglichkeit zur Finanzierung von Investitionen, neuen Produkten oder die Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells kann Crowdfunding sein, bei dem Finanzierungsmittel über das Internet durch eine große Gruppe von Anlegern (Crowd) bereitgestellt werden. Um mehr über die Nutzung von Crowdfunding im Handwerk herauszufinden, führt das Ludwig-Fröhler-Institut für Handwerksforschung mit Unterstützung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und vieler Handwerkskammern und -verbände aktuell eine Umfrage zu der Thematik durch. Aufbauend auf den Umfrageergebnissen soll ein Leitfaden erarbeitet werden, der Handwerksbetriebe zukünftig bei der Nutzung von Crowdfunding als Finanzierungsinstrument unterstützt. Die Partner bitten Handwerksbetriebe, einen Fragebogen auszufüllen. Die Umfrage wird anonym durchgeführt. Alle Angaben werden gemäß den geltenden Datenschutzbestimmungen streng vertraulich behandelt und nur in Gesamtergebnissen veröffentlicht.
Hier geht es zur Umfrage
Weitere Meldungen aus dem Bezirk der Handwerkskammer Münster
Text:
Konrad Lüke /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben