Weiteres Wachstum bei E-Modellen erwartet
Ende der Förderung, Ende des Booms? Dataforce liefert sechs Gründe, warum der E-Auto-Markt weiter wächst.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Elektromobilität für Handwerk & Mittelstand
Die Strompreise gehen durch die Decke, die Förderanreize beim Kauf von E-Autos schwinden – und schon mehren sich die Stimmen, dass der Boom an elektrisch betriebenen Fahrzeugen am Ende ist. Doch das Frankfurter Marktforschungsunternehmen Dataforce widerspricht und liefert gleich sechs Gründe, warum auch weiterhin die Nachfrage nach den Stromern hoch bleiben wird und setzt damit einen Kontrapunkt zur Prognose des CAR Instituts von Professor Dudenhöffer, der 2023 einen starken Einbruch um bis zu 50 Prozent erwartet. Unbestritten ist zwar, dass gerade die Hybrid-Modelle mit dem Ende der Förderung einen deutlich schwereren Stand haben, aber die reinen Lieferzahlen 2022 geben auch ein schiefes Bild.
Gut gefüllte Auftragsbücher der Hersteller
So verbessert sich die Lieferfähigkeit der Hersteller deutlich, auch wenn es nach wie vor an Halbleitern und Kabelbäumen mangelt. Nur rechnet die Industrie allein mit einem um 20 Prozent höheren Lieferumfang an Halbleitern im nächsten Jahr, die Probleme der Kabelbaum-Lieferung in der Ukraine gelten als gelöst, und das Streichen der harten Null-Covid-Strategie in China hilft, die Lieferketten deutlich zu entspannen.
Hinzu kommt: Die Auftragsbücher der Hersteller gerade bei reinen Stromern sind nach wie vor gut gefüllt, was auch automatisch lange Lieferzeiten bedeutet. Viele Hersteller, so Dataforce, berichten von einem Auftragsbestand, der die Produktion bis in den Herbst 2023 auslastet. Eine verringerte Nachfrage dürfte sich daher erst mit einer entsprechenden Verzögerung auswirken und in 2024 spürbar werden.
Vergessen wird auch gerne, dass die Förderung nicht auf Null zurückgeht. Nach wie vor gibt es für Stromer den Umweltbonus und – noch viel wichtiger – die Dienstwagensteuer ändert sich nicht. Damit bleiben E-Modelle über die gesamte Haltedauer gerechnet weiterhin attraktiv.
Kostenfaktor Energie
Ein wichtiger Kostenfaktor sind generell die Energiekosten. Klar ist, dass mit weiter steigenden Strompreisen das elektrische Fahren teurer wird. Aber: "Perspektivisch – ein Auto kauft man ja nicht nur für ein Jahr – werden sich die Strompreise voraussichtlich besser entwickeln als die Benzinpreise", so Dataforce. Die meisten laden ihre E-Fahrzeuge ohnehin zu Hause. Dataforce geht von 60 bis 80 Prozent aus, die ihren Strom nicht von der Ladesäule her beziehen, sondern zu Hause oder im Betrieb den Wagen an den Stecker hängen, wo die Kilowattstunde gerade mal die Hälfte des Ladesäulenpreises kostet.
Ein weiteres Argument für einen weiterhin starken Markt sind die neuen Modelle. 2021 und 2022 kamen jeweils nur 31 neue Stromer auf den Markt, für 2023 werden aber gleich 72 neue E-Modelle erwartet, während es bei den Verbrennern nur 34 sind. Damit setzen die neuen Fahrzeuge mit Sicherheit neue Kaufimpulse.
Und noch etwas spricht für eine starke Nachfrage: Die ablehnende Haltung schwindet, immer mehr Käufer ziehen auch ein E-Auto in Betracht. Die üblichen Gegenargumente, allen voran die Reichweite, verschwinden zwar nicht, aber werden immer weniger beachtet – und das Umweltbewusstsein übernimmt.
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Text:
Stefan Buhren /
handwerksblatt.de
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