Gerade Abiturienten würden aber noch zu wenig über die berufliche Bildung aufgeklärt, kritisiert Dortmunds Handwerkskammer-Präsident Berthold Schröder. (Foto: © Marcel Kusch/HWK Dortmund)

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"Handwerk kein Reparatur-Betrieb des Schulsystems"

Der Dortmunder Handwerkskammer-Präsident Berthold Schröder nimmt Stellung zum Nationalen Bildungsbericht.

Der am 22. Juni veröffentlichte Nationale Bildungsbericht bestätige den anhaltenden Trend zu höheren Schulabschlüssen und die damit verbundenen Herausforderungen für das Handwerk bei der Fachkräftesicherung, erklärt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund.

"Jahrelang hat die Bildungspolitik immer suggeriert, dass nur ein Studium zu beruflichem Erfolg führt", so der Kammer-Präsident. Die hohen Abbruchquoten an den Hochschulen zeigten jedoch sehr deutlich, dass eine akademische Laufbahn nicht für jeden der richtige Weg sei. "Die berufliche Ausbildung in Deutschland, um die uns andere Länder beneiden, bietet hervorragende Karriereperspektiven für Absolventen aller Schulformen." Gerade Abiturienten würden aber noch zu wenig darüber aufgeklärt.

Große Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden

Zur Aussage, dass die Ausbildungsbeteiligung der Unternehmen gesunken sei, sagt der HWK-Präsident: "Das können wir aus unserer eigenen Erfahrung nicht bestätigen." Auszubildende hätten im Moment ein großes Angebot an qualifizierten Jobs, aus denen sie wählen könnten. Allein im Kammerbezirk Dortmund seien aktuell von 1.241 gemeldeten Lehrstellen 1.074 noch nicht besetzt. "Die Betriebe suchen händeringend nach Auszubildenden, werden aber vielfach nicht fündig", so Schröder.

Laut einer kürzlich erfolgten Sonderumfrage der HWK Dortmund hätten 78 Prozent der Befragten große Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden; bei 37 Prozent sei die Suche sogar erfolglos geblieben. "Da muss man sich nicht wundern, wenn Handwerker auf Monate ausgebucht sind."

Alarmierend: Steigender Personalbedarf an Schulen

Als alarmierend bezeichnet der HWK-Präsident den im Bericht prognostizierten steigenden Personalbedarf an Schulen. "Viele Schüler bringen schon jetzt nicht die nötige Ausbildungsreife mit." Sollte sich die Lehrkraftsituation weiter verschlechtern, gehe das auch auf Kosten der Betriebe, die zum Teil viele Stunden damit verbrächten, mit ihren Auszubildenden grundlegendes Schulwissen aufzuarbeiten. "Das Handwerk ist nicht dafür da, Mängel der schulischen Bildung im Nachhinein zu reparieren. Hier muss entschieden gegengesteuert werden."

Text: / handwerksblatt.de

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