"Ehrenamt ist keine Einbahnstraße"
Die Handwerkskammer Dortmund sucht Menschen, die sich neben Beruf und Familie in unterschiedlichsten Gremien engagieren möchten.
Das Ehrenamt ist vielseitig, bunt und unverzichtbar, genauso wie das Handwerk. Ob im Bereich des Prüfungswesens, in den weiteren Ausschüssen oder den Vollversammlungen der Handwerksorganisation: Der große Einsatz ehrenamtlich Engagierter ist dabei nicht selbstverständlich", sagte Henrik Himpe, Stv. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Dortmund, als er die Teilnehmer des Workshops begrüßte, der in Kooperation mit der Ehrenamtsakademie des NRW-Handwerks Ende Juni online stattfand.
Rund 25 Millionen Bundesbürger seien ehrenamtlich aktiv, dennoch habe das Handwerk Probleme, Nachwuchs fürs Ehrenamt zu gewinnen. Mit dieser Auftaktveranstaltung wolle man diese Herausforderung näher betrachten und Ideen sammeln, wie, wann und wo man Menschen fürs handwerkliche Ehrenamt gewinnen könne.
Ehrenamt lebt im Handwerk
"Für viele Menschen im Handwerk ist es selbstverständlich, sich gesellschaftlich zu engagieren. Ohne Ehrenamt wäre die Selbstverwaltung der Handwerkskammern nicht möglich", so Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund bei seinem persönlichen Einblick ins höchste Ehrenamt der Kammer. "Es ist eine spannende und lohnende Aufgabe und keineswegs nur eine Einbahnstraße. Man wächst mit den Aufgaben und es gibt einen großen Zusammenhalt mit Gleichgesinnten", Schröder weiter. Dennoch sei es schwierig, Nachwuchs zu finden. Das Ehrenamt entwickle sich, es gäbe neue Impulse und Themenfelder wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit, die ganz konkret zukünftige Generationen ansprächen. "Im Ehrenamt muss man seine Mitstreiter überzeugen und die Leute mitnehmen. Erfolgreich ist man nur im Team. Wir müssen auf junge Menschen stärker zugehen, ihnen zuhören, Gestaltungsspielräume geben und Verantwortung übertragen."
"Eine Selbstverwaltung der Handwerkskammern ohne ehrenamtliches Engagement ist undenkbar", sagte Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertags. In NRW seien schätzungsweise 10.000 bis 15.000 Menschen im Handwerk ehrenamtlich engagiert. "Wir müssen mehr junge Menschen, mehr Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund gewinnen und deren Interessen in den politischen Diskurs einbringen", so Heidmeier bei der Vorstellung der Ehrenamtsakademie des Handwerks (EAH) in NRW. Die EAH wolle helfen, Lücken in den Ehrenamtsstrukturen zu schließen, indem Aktivitäten gebündelt und der Einstieg in die ehrenamtlichen Verantwortungsbereiche durch passende Angebote erleichtert werden.
"Spaß an der Sache"
Jan Holze, Vorstand der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, betonte, der "Spaß an der Sache" sei ein wichtiger Bewegungsgrund. Persönliche Kontakte und Geselligkeit sowie berufliches Fortkommen seien für ihn weitere Faktoren. Er riet Institutionen, die Nachwuchs suchen, Ehrenämter auszuschreiben, Veranstaltungen und Schnupperangebote zu organisieren sowie einen konkreten Ansprechpartner zu benennen. "Es funktioniert nur im Team", sagte Bernhard Mertens, Obermeister und Geschäftsführer der Schornsteinfeger-Innung für den Regierungsbezirk Arnsberg. Eine bessere Verständigung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer liege ihm besonders am Herzen, wie auch die Stärkung des Wir-Gefühls innerhalb der Innung. Mit der Frage "Was kannst Du noch?" animiere er seine Kolleg*innen, sich einzubringen.
Caroline Brosch, Schilder- und Lichtreklameherstellermeisterin, Stv. Mitglied im Berufsbildungsausschuss und ordentliches Mitglied in der Vollversammlung, fühlt sich mit ihren 26 Jahren wohl unter den anderen Vollversammlungsmitgliedern, die viel Erfahrung mitbringen. Sie vertritt die Meinung, dass junge Menschen so früh wie möglich über das berufliche Ehrenamt informiert werden und Betriebe die Möglichkeit schaffen sollten, ein Ehrenamt auszuüben.
Frühzeitige Einbindung junger Handwerker
Für Robin Schulz und Jan Weiskamp, Junioren des Handwerks, Vorstandsvorsitzender und Stv. Vorsitzender des Ortsverbands Dortmund, stehen der Anschluss an Gleichgesinnte, die Informationen und die persönliche Weiterentwicklung im Vordergrund ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit.
Auch sie rieten dazu, bereits Auszubildende über Handwerksinstitutionen und Verbände aufzuklären, durch Veranstaltungen Kontaktpunkte zu schaffen. "Wir müssen junge Menschen frühzeitig einbinden, sie sollten sich über die Themen identifizieren und Spaß am Ehrenamt haben", so Carsten Harder, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dortmund, in seinem Ausblick. "Wir müssen ihnen nicht nur das Ehrenamt vorleben, sondern sie auch abholen und zeigen, dass es Spaß macht, sich einzubringen."
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Text:
Sonja Raasch /
handwerksblatt.de
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