WLAN-Lücken per Stromnetz überbrücken
Handwerk 4.0: Eine zuverlässige Internetverbindung ist für Betriebe unverzichtbar. Bei Störungen des WLAN kann eine Vernetzung über Stromleitungen Abhilfe schaffen – per Powerline.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Digitales Handwerk
Viele Betriebe kennen das Problem: Gerade auf einem größeren Firmengelände ist es schwierig, in jedem Bereich ein gutes WLAN-Signal bereitzustellen. Wenn Büros, Verkaufsräume, Werkstatt oder Lagerhallen dicke Stahlbetonwände oder mehrere Stockwerke haben, verschlechtert sich die Funkqualität erheblich. In diesem Fall ist Powerline (engl. für "Stromleitung") eine mögliche Alternative: Die handlichen Powerline-Adapter nutzen einfach vorhandene Stromleitungen für die Datenübertragung. Dabei erzielen sie im Idealfall eine Reichweite von 300 bis 500 Metern über elektrische Schaltkreise.
Die Nutzung der DLAN-Technologie ("Direct Local Area Network") ist sehr einfach und funktioniert ganz ohne manuelle Konfiguration. Der erste Powerline-Adapter wird einfach in eine freie Steckdose gesteckt und per Ethernet-Kabel mit dem Router verbunden. Anschließend muss der zweite Adapter ebenfalls in einer Steckdose platziert werden – in dem Raum oder Bereich, wo eine Vernetzung per Internet gewünscht ist. Die Internetverbindung übers Stromnetz ist dann innerhalb weniger Sekunden nutzbar.
Praktisch: Adapter mit WLAN
Powerline-Adapter gibt es in verschiedenen Ausführungen: Einfache Modelle bieten nur Verbindungen per Netzwerkkabel. Sehr viel praktischer sind Adapter, die zusätzlich WLAN-Technologie mitbringen. So steht in Bereichen, die sonst per Funksignal nicht erreichbar sind, ein WLAN-Signal zur Verfügung, und Mitarbeiter können sich kabellos ins firmeneigene Netz einklinken. Weitere Powerline-Adapter lassen sich später in anderen Bereichen hinzufügen. Die Powerline-Technik sorgt dabei für eine zuverlässige Verschlüsselung der Daten und funktioniert im besten Fall über Schutzschalter und Sicherungskästen hinweg.
Der größte Vorteil von Powerline-Adaptern: Im Gegensatz zu WLAN haben Hindernisse wie Panzerglasscheiben, Betonwände oder metallische Gegenstände keine Auswirkungen auf die Übertragungsgeschwindigkeit. Die theoretisch erreichbare Datenrate liegt je nach Hersteller zwischen 1.200 und 2.400 Megabit pro Sekunde, in der Praxis bleiben davon im besten Fall meist zwischen 350 und 680 Mbit/s übrig. Beeinträchtigt wird die Geschwindigkeit oft durch alte Hausverkabelungen, zu lange Übertragungswege, Dimmer oder die gleichzeitige Nutzung von elektrischen Geräten am selben Stromkreis.
Powerline im Betrieb selbst testen
Internet per Stromkabel läuft allerdings nicht unter allen Bedingungen reibungslos. So kann die Powerline-Technik das DSL-Signal bei Vectoring- (DSL 100) oder Supervectoring-Anschlüssen (DSL 250) stören. Dafür verantwortlich sind überwiegend bauliche Gegebenheiten, zum Beispiel wenn Telefon- und Stromleitungen sehr nah beieinanderliegen. Dies ist manchmal bei älteren Gebäuden der Fall. Auch veraltete Elektroinstallationen, Stromkästen, Dosenklemmen, Sicherungen, FI-Schalter oder Steckdosenleisten können die Technologie gehörig ausbremsen.
Ob Powerline im eigenen Betrieb wirklich rund läuft, müssen Handwerker deshalb selbst ausprobieren. Da die Technik sehr einfach zu installieren ist, fällt dafür kein großer Zeitaufwand an. Um das finanzielle Risiko zu minimieren, empfiehlt sich vorab die Absprache eines Rückgaberechts im Fachhandel oder eine Online-Bestellung – denn hier profitieren Käufer ab Lieferdatum von einem 14-tägigen Widerrufsrecht.
Checkliste: Optimaler Empfang mit Powerline
1 Bei der Erstanschaffung von Powerline-Adaptern empfiehlt sich ein Set mit zwei Geräten. So können die Technologien im Betrieb am besten getestet werden. Später lässt sich das Powerline-Netzwerk bei Bedarf mit weiteren Adaptern ausbauen.
2 Am zuverlässigsten funktioniert Powerline, wenn ausschließlich Produkte eines Herstellers genutzt werden. Wer Adapter verschiedener Hersteller mischen möchte, sollte auf den Powerline-Standard "Homeplug AV22 (bis zu 1.200 Gbit/s, max. 300 Meter) achten – dann sollten die Geräte miteinander kompatibel sein. Die neuesten Powerline-Adapter von Devolo setzen auf den schnelleren Standard Gh.n, der Geschwindigkeiten bis zu 2.400 MBit/s und Reichweiten bis zu 500 Metern ermöglicht.
3 Powerline-Adapter mit LAN-Anschlüssen sind meist preiswerter als Geräte mit zusätzlicher WLAN-Funktionalität. Für eine optimale Abdeckung auf dem Firmengelände können die Vernetzungsarten LAN, WLAN und Powerline beliebig kombiniert werden.
4 Falls Steckdosen im eigenen Betrieb knapp sind, gibt es Powerline-Adapter mit Durchgangssteckdosen, so dass kein Steckplatz verloren geht. Die PowerlineAdapter selbst sollten immer direkt mit einer Steckdose verbunden werden – und niemals per Steckdosenleiste.
5 Für hohe Übertragungsgeschwindigkeiten per Powerline müssen die Stromleitungen des Gebäudes Steckdosen mit Schutzkontakt und eine Verkabelung mit mindestens drei Adern bereitstellen. Bei neueren Baujahren ist dies Standard, bei älteren Gebäuden sind es hingegen oft nur zwei Adern.
6 Wenn die Internetverbindung übers Stromkabel nicht stabil ist, sollten andere Steckdosen im gleichen oder in anderen Räumen ausprobiert werden. Bei plötzlichen Neusynchronisationen des Routers ist es wahrscheinlich, dass die Powerline-Technik das DSL-Signal aufgrund der baulichen Gegebenheiten stört. In diesem Fall sollten Betriebe besser andere Übertragungstechnologien testen.
Powerline-Alternativen: mehr Reichweite fürs Internet
Foto: © Thomas BuschFür eine gute Internetabdeckung auf dem eigenen Firmengelände ist die Verlegung von Ethernetkabeln immer die beste und zuverlässigste Lösung. So lassen sich an mehreren Punkten zum Beispiel Access-Points installieren (circa 20 bis 6.000 Euro), um ein lückenloses LAN- oder WLAN-Netz aufzuspannen. Da diese Lösung in Bestandsgebäuden oft zu aufwendig ist, ist die Installation eines WLAN-Mesh-Systems mit mehreren Repeatern (circa 20 bis 400 Euro) eine Alternative, um die Funkreichweite zu vergrößern.
Manchmal sind auch externe oder austauschbare Router-Antennen eine gute Lösung (je nach Leistung circa 30 bis 700 Euro), die eine größere Reichweite ermöglichen. Wenn diese Möglichkeiten im eigenen Betrieb nicht funktionieren, bleibt noch Ethernet-over-Coax: Bei dieser Technologie werden vorhandene oder neue Antennenkabel genutzt, über die das Internetsignal übertragen wird. Ähnlich wie bei Powerline werden dazu Adapter benötigt (circa 100 bis 200 Euro), die – je nach Modell – auf der Empfangsseite auch ein WLAN-Netz bereitstellen können.
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Text:
Thomas Busch /
handwerksblatt.de
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