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Parkettleger-Azubi Luca Peter (l.) mit dem Team seines Austauschbetriebs in Luxemburg. (Foto: © Handwerkskammer der Pfalz)

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"Großartige Erfahrung": Berufsbildung ohne Grenzen

Francesca Venturella unterstützt bei der Handwerkskammer der Pfalz Auszubildende und Beschäftigte bei Auslandsaufenthalten. Die sind durchweg begeistert.

Immer mehr deutsche Betriebe – auch kleine und mittlere – sind auf internationalen Märkten tätig und kooperieren mit Unternehmen im Ausland. Während des Studiums ein Auslandssemester zu absolvieren gehört deshalb schon fast zum guten Ton. Auslandsaufenthalte im Rahmen einer beruflichen Ausbildung sind dagegen eher selten. Deshalb gibt es seit 2009 bei verschiedenen Handwerkskammern in Deutschland Mobilitätsberater, die Auslandsaufenthalte von Auszubildenden und Mitarbeitern im Handwerk organisieren und fördern.

Genau hier setzt auch das Programm "Berufsbildung ohne Grenzen" an, das 2009 gemeinsam vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag und dem Zentralverband des deutschen Handwerks ins Leben gerufen wurde. Das Projekt, das aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert wird, zielt auf die Erhöhung der grenzüberschreitenden Mobilität von Auszubildenden und jungen Fachkräften durch ein flächendeckendes Beratungsangebot und durch ein Netzwerk, zu dem die Mobilitätsberater gehören.

Die Mobilitätsberaterin hilft

Mobilitätsberaterin bei der Handwerkskammer der Pfalz ist Francesca Venturella. Sie organisiert Auslandsaufenthalte, unterstützt bei Planung, Vorbereitung und Durchführung und vermittelt Kontakte zu Netzwerkpartnern in anderen Ländern. Sie hilft auch bei der Suche nach Fördermöglichkeiten – und dafür gibt es, so erläutert sie, vor allem das EU-Programm "Erasmus+". Acht Praktika für junge Handwerkerinnen und Handwerker aus der Pfalz hat sie – neben der Betreuung ausländischer Austausch-Azubis und der Organisation und Durchführung von Gruppenreisen für Ausbildungspersonal – im vergangenen Jahr vermittelt.

Dazu gehört der Tischler Tobias Naumer. Er absolvierte direkt nach seiner Fortbildung zum Meister ein dreimonatiges Praktikum in einer Schreinerei mit 20 Mitarbeitern in der Nähe von Valencia. Dort wurden ihm Projekte übertragen, die er eigenverantwortlich umsetzen konnte. Zu seinen Aufgaben zählte, aus 2D-Zeichnungen, die von einem Architekten vorgegebenen wurden, am Computer 3D-Visualisierungen und Fertigungszeichnungen der nicht standardisierten Zimmer zu erstellen und Lösungen für auftretende Probleme zu entwickeln.

Sofort im Betrieb integriert

Luxemburg Schild 123rf"Die Firma, in der ich arbeiten durfte, war perfekt", berichtet Naumer. Er sei bereits am ersten Arbeitstag voll integriert gewesen. Trotz anfänglicher Sprachschwierigkeiten sei die Verständigung nur ein geringfügiges Problem gewesen. Und Vieles sei anfänglich mit Zeichensprache und Übersetzer-Tools am Computer überbrückt worden. "Ich möchte die Zeit in Valencia unter keinen Umständen mehr missen, da sie mir nicht nur in fachlicher, sondern auch in persönlicher Richtung so viel gebracht hat. Es war einfach nur eine großartige Erfahrung, die ich jedem weiterempfehlen kann", sagt der Tischlermeister rückblickend über seinen Auslandsaufenthalt.

Ähnlich überzeugt äußert sich Luca Peter, der bei der Firma Parkett und Bodenbeläge Klaus Rohr GmbH in Kirrweiler eine Ausbildung zum Parkettleger absolviert, über sein dreiwöchiges Auslandspraktikum bei einem Austauschbetrieb in Luxemburg. Der war mit zwölf Mitarbeitern doppelt so groß wie sein heimischer Ausbildungsbetrieb, berichtet Peter. Und auch er erzählt, dass er "vom ersten Arbeitstag an freundlich aufgenommen wurde" und dass er während des "gesamten Aufenthaltes – etwa bei Team-Treffen in der Freizeit – auch nach Feierabend integriert war". Es sei ihm nie langweilig gewesen, und "am Wochenende konnten mich auch Freunde aus meiner Heimat besuchen".

Unterschiede kennenlernen

Zu den Erfahrungen, die er aus Luxemburg mitgenommen hat, gehört unter anderem die Beobachtung, dass dort teilweise mit anderen Werkstoffen gearbeitet wird und dass es auf "beiden Seiten unterschiedliche Maschinen gibt, die der jeweils andere Betrieb nicht verwendet". Wie Tobias Naumer ist im Rückblick auch Luca Peter von seinem Auslandsaufenthalt begeistert: "Ich würde so einen Austausch noch einmal mitmachen und kann dies auch anderen Auszubildenden und Betrieben nur weiterempfehlen".

Welchen Nutzen und welche Vorteile Auslandsaufenthalte ihrer Mitarbeiter für Handwerksbetriebe haben – darüber weiß Francesca Venturella zu berichten: Nach ihrer Einschätzung "brauchen zukunftsorientierte Handwerksbetriebe verstärkt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mobil, flexibel und interkulturell erfahren sind". Außerdem, so fügt die Mobilitätsberaterin hinzu, "fördern Betriebe, die Auslandsaufenthalte während der Ausbildung anbieten, ihre Attraktivität als Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber". Nicht zuletzt würden Betriebsinhaber von den dabei gemachten Erfahrungen ihrer Mitarbeiter profitieren. Und da immer mehr Handwerksbetriebe internationale Kunden haben, "sind Mitarbeiter mit Auslandserfahrung von Vorteil und somit ein gutes Investment in das Unternehmen".

 

Handwerksbetriebe, Auszubildende und Mitarbeiter, die an einem Auslandsaufenthalt interessiert sind, erreichen Francesca Venturella bei der Handwerkskammer der Pfalz unter der Telefonnummer 0631/3677145 oder per E-Mail unter fventurella@hwk-pfalz.de.

Fotos: © Handwerkskammer der Pfalz/ Illia Uriadnikov/123rf.com

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Text: / handwerksblatt.de

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