Wie Facebook dem Handwerk aus der Corona-Krise helfen kann
Regina Umbach ist Director Central Europe bei Facebook. Im Interview erklärt sie, wie die sozialen Medien kleinen und mittleren Betrieben aus der Krise helfen können und wie Facebook sie dabei unterstützt.
DHB: Frau Umbach, inwiefern kann Handwerksbetrieben die Präsenz in den sozialen Medien dabei helfen, nach der Krise an neue Aufträge zu kommen?
Umbach: Durch die aktuelle Krise sehen wir, wie wichtig die Digitalisierung und ein digitales Standbein für kleine und mittlere Unternehmen sind. Dabei wird klar, dass auch Handwerksbetriebe an Veränderungen nicht vorbeikommen werden und digitale Möglichkeiten eine entschiedene Rolle spielen können. Wir sind davon überzeugt, dass der Einsatz von sozialen Medien es Betrieben schon heute ermöglicht, bestehende Kunden und Neukunden zu erreichen, Kundenbeziehungen zu stärken und das Geschäftsmodell für die Zeit nach der Krise zu wappnen. Denn gerade im Bereich Marketing und Kommunikation ist der Einstieg in die digitale Welt am einfachsten und mit geringeren Kosten verbunden, als man zunächst annehmen könnte.
Der digitale Auftritt bei Instagram, Whatsapp oder Facebook bietet die Möglichkeit, dem eigenen Betrieb ein Gesicht zu geben, eine persönliche Verbindung zu Kunden aufzubauen und gezielt neue Zielgruppen anzusprechen. Dabei können die Handwerksbetriebe meist auf ihre großartigen Geschichten zurückgreifen und diese für ihre Kunden sehr bildlich erzählen: Sei es die Geschichte hinter dem Familienbetrieb, die Tradition des Handwerks oder der Umgang mit der aktuellen Krise.
Handwerk und Digitalisierung müssen kein Gegensatz sein, sondern ergänzen sich im Idealfall gegenseitig. Auf dem Weg zu einem erfolgreichen Einsatz sehen wir allerdings mehrere Faktoren: Die Firmenkultur stellt einen entscheidenden Faktor für die Bereitschaft des Betriebs und der Belegschaft dar. Unternehmer und Mitarbeiter müssen miteinander kooperieren und Wissen teilen, um den Einstieg in die digitale Kommunikation bestmöglich zu gestalten.Daneben werden Qualifikation benötigt, die meist noch nicht in umfangreichem Maße bereitstehen und eine Modernisierung erschweren können. Zuletzt beobachten wir, dass Investitionskosten für den nachhaltigen Ausbau meist gescheut werden.
DHB: Wie sollte ein vernünftiger Facebook- oder Instagram-Account aussehen?
Umbach: Um mobil und auf Social Media erfolgreich zu sein, müssen sich Unternehmen über ihre Ziele im Klaren sein. In der Vergangenheit wurde häufig der Fehler gemacht, dass diese Ziele Likes oder Fans auf Facebook waren. Grundsätzlich sind Ziele auf digitalen Kanälen aber nicht anders als in klassischen Medien wie Radio oder Zeitung: die Bekanntheit der eigenen Marke steigern, mehr Kunden gewinnen oder die Abverkäufe zu steigern. Am Ende des Tages muss sich der Einsatz der Zeit und der Ressourcen für ein Unternehmen lohnen.
Ein konkreterer Tipp für Unternehmen ist, sich in die Position der eigenen Zielgruppe zu versetzen. Menschen nutzen Facebook hauptsächlich unterwegs auf ihren Mobiltelefonen. Entsprechend sollten auch die Posts und Videos der Unternehmen für den mobilen Bildschirm und den Konsum unterwegs optimiert werden. Lange Texte sollten vermieden werden. Am besten ist ein aussagekräftiges Foto oder kurzes Video, welches die Botschaft klar und in wenigen Sekunden rüberbringt.
DHB: Wie lässt sich die Reichweite verbessern?
Umbach: Grundsätzlich ist es wichtig, kontinuierlich relevante und interessante Inhalte auf der Facebook-Seite oder dem Instagram-Profil bereitzustellen. Das können zum Beispiel kurze Videos oder Bilder von neuen Produkten im Sortiment oder zu neuen Services sein. Auf Facebook sollte man außerdem nach thematisch passenden Facebook-Gruppen Ausschau halten. Sie ermöglichen es, mit relevanten Interessengruppen, neuen Zielgruppen und mit Gleichgesinnten in den Austausch zu treten.
Auf Instagram ist es relevant, mit Hashtags und Standortmarkierungen zu arbeiten, um lokal an Reichweite zu gewinnen und in lokale Stories von Personen in der Umgebung entdeckt zu werden. Daneben bieten wir bei Facebook weitere Möglichkeiten an, um die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen, wie zum Beispiel die gezielte Ansprache einer Zielgruppe im lokalen Umkreis oder nach Interessensgebieten.
DHB: Welche Mittel sind dafür erforderlich?
Umbach: Für die Erstellung von relevanten Inhalten bedarf es vor allem der Bereitschaft, Zeit zu investieren und eine nachhaltige Social-Media-Präsenz aufzubauen. Daneben benötigt man ein mobiles Endgerät, um die Facebook-, Instagram- und Whatsapp-Apps zu installieren. Ein Smartphone ist darüber hinaus sehr hilfreich, um selbst schnell, mit wenig Aufwand und kostenfrei Bilder und Videos zu produzieren. Wir bieten auf unserer Plattform weitere Tipps zu diesem Thema sowie auch zum Einsatz von möglichen hilfreichen Tools.
DHB: Wie unterstützt Facebook auch Handwerksbetriebe, die Corona-Krise zu bewältigen?
Umbach: Kleine und mittlere Unternehmen sowie Handwerksbetriebe sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Um zu verstehen, wie wir ihnen am besten helfen können, stehen wir kontinuierlich im Austausch und hören zu. Ein ganz wichtiger Punkt ist die finanzielle Unterstützung. Nur so können kleine Unternehmen weitermachen, Liquidität sichern und somit laufende Kosten decken und jene Menschen bezahlen, die nicht zur Arbeit kommen können. Wir stellen 100 Millionen US-Dollar bereit, um 30.000 kleine Unternehmen in über 30 Ländern zu helfen.
Daneben bieten wir Betrieben in unserem Business Hub verschiedene Ressourcen, wie ein Toolkit, Maßnahmen-Checklisten und einen Schnellhilfe-Leitfaden, damit sie auf dem Laufenden bleiben. Wir bieten auch Angebote, wie zum Beispiel virtuelle Schulungen zu den Themen Internetpräsenz oder Wachstum durch Digitalkompetenzen an. Wir suchen auch nach weiteren Möglichkeiten, Menschen mit unseren Technologien miteinander zu verbinden und sie mittels Blueprint, unserem kostenlosen E-Learning Programm, an Online-Lernmodule teilnehmen zu lassen.
Seit 2016 bieten wir mit "Digital Durchstarten mit Facebook" Schulungs-Events für kleine und mittlere Unternehmen an. Mit diesen Schulungen konnten wir bereits 360.000 Menschen trainieren. Auch wir mussten auf die aktuelle Situation reagieren und können diese Veranstaltungen wegen den Kontaktbeschränkungen nicht in der gewohnten Form durchführen sondern nun als Live-Webinare. Ein großer Vorteil des neuen Formats ist, dass Unternehmer aus ganz Deutschland teilnehmen und ihre Fragen stellen können.
DHB: Facebook wurde 2004 gegründet. Seitdem hat es schon einige große Wirtschaftskrisen gegeben. Welche Erfahrungen hat man gemacht?
Umbach: Da gibt es viele verschiedene Beispiele aus vergangenen Krisen aber auch bereits Beispiele aus der aktuellen Corona-Krise. Viele kleine Betriebe haben es innerhalb von wenigen Tagen und Wochen geschafft, ihre Produkte über digitale Kanäle anzubieten wie zum Beispiel das MuseumsCafé&Hofladen Zeisset in Weisweil. Über ihren Online-Shop kann man nun alle Produkte online kaufen oder per Whatsapp bestellen und dann gemäß der aktuellen Abstandsregeln und nur zu bestimmten Zeiten abholen. So konnte der Hofladen zu Ostern trotz Corona-Einschränkungen seine Kunden mit dem leckeren Gebäck und Kuchen für das Osterfrühstück versorgen.
Die Fragen stellte Bernd Lorenz.
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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