Sieger und Belobigte beim Landeswettbewerb "Die gute Form 2019": Marie-Charlott Stenzel (Belobigung), Maximilian Vogdt (3. Platz), Merle Hellmann (2. Platz), Jonas Heise (1. Platz) und Vincent Kreyenborg (Belobigung) (v. l.).

Sieger und Belobigte beim Landeswettbewerb "Die gute Form 2019": Marie-Charlott Stenzel (Belobigung), Maximilian Vogdt (3. Platz), Merle Hellmann (2. Platz), Jonas Heise (1. Platz) und Vincent Kreyenborg (Belobigung) (v. l.). (Foto: © Bettina Engel-Albustin)

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Tischlerhandwerk: Gesellenstücke prämiert

Betriebsführung

Ein Möbel aus hunderten von Lamellen aus Oregon Pine: Jonas Heise gewinnt den Wettbewerb "Die Gute Form – Tischler gestalten ihr Gesellenstück“ in Nordrhein-Westfalen.

Spitzenleistung aus kleinen Leisten: Die Oberfläche von Jonas Heises Gesellenstück besteht aus hunderten von kleinen Lamellen aus Oregon Pine. Diese hat der junge Tischler aus Duisburg zu einem ovalen Säulenmöbel verarbeitet. Die Jury zeichnet ihn dafür beim Landeswettbewerb "Die Gute Form 2019" mit dem ersten Preis aus. Das Werkstück von Jonas Heise ist eines von 45 Gesellenstücken aus ganz NRW, die auf dem rund 630 Quadratmeter großen Messestand des Fachverbandes Tischler NRW noch bis zum 17. November 2019 zu sehen sind. Das Siegerstück ist ein vollständig geschlossenes Möbel und kommt dennoch ohne jeglichen Korpus aus. 

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Erster Platz mit innovativen Details

Bewegtes Holz nennt Jonas Heise sein Säulenmöbel aus Oregon Pine. Die Lamellen geben seinem Gesellenstück eine hohe Flexibilität. Foto: © Bettina Engel-AlbustinBewegtes Holz nennt Jonas Heise sein Säulenmöbel aus Oregon Pine. Die Lamellen geben seinem Gesellenstück eine hohe Flexibilität. Foto: © Bettina Engel-Albustin

Jonas Heise, der seine Ausbildung bei der Tischlerei Reichenberg-Weiss in Neukirchen-Vluyn absolviert hat, hat die freitragenden Laden an einer vertikalen Achse im Inneren frei drehbar übereinander angeordnet. Sie lassen sich alle um 360 Grad schwenken und geben so den Zugang ins Innere frei. Die Jury lobt besonders die innovativen Details der Konstruktion: "Die Säule zeigt nach außen eine für das Auge kaum zu fassende, gleichsam flirrende Oberfläche mit großer Tiefenwirkung je nach Lichteinfall. Kleine Unregelmäßigkeiten, erzeugt durch schmalere Leisten, die etwas zurückliegen, brechen die serielle Strenge der Lamellen und unterstreichen die Lebendigkeit des Nadelholzes."

Fast 1.000 Lamellen aus Oregon Pine hat Heise in seinem Stück verarbeitet. "Diese sind mit einer Nut versehen, in die ein Polymerkleber eingearbeitet ist"“, erklärt er. "So bleiben die Leisten, die die Außenhülle des Möbels bilden, beweglich."

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Sekretär und Sideboard auf den Plätzen

Auf Platz 2 wählte die Jury das Schmuckschränkchen Sekretärin von Merle Hellmann. Foto: © Bettina Engel-AlbustinAuf Platz 2 wählte die Jury das Schmuckschränkchen Sekretärin von Merle Hellmann. Foto: © Bettina Engel-AlbustinPlatz 2: Ihr Gesellenstück nennt Merle Hellmann aus Lippstadt (Ausbildungsbetrieb: Brinkmann Innenausbau GmbH, Oelde) passenderweise Schmuckschrank "Sekretärin". In der Tat erinnert ihr Möbel zur Schmuckaufbewahrung auch an einen klassischen Sekretär. "Ich wollte ein kleines Möbel bauen, in dem ich Schmuck und kleine Erbstücke aufbewahren kann", sagt Hellmann. "Einen Sekretär finde ich ein ganz spannendes Möbel und habe die Korpus-Form mit der Schrägen deshalb daran angelehnt – und die Form auch für das Gestell noch einmal aufgenommen."

Die Jury belohnt die junge Tischlerin für ihre Arbeit mit dem zweiten Preis und lobt vor allem die stimmige Verwendung des hellgrauen Werkstoffs Valchromat in Kombination mit Eschenholz und Filz. "Die schräg gestellte Front benötigt keine Zuhaltung und ermöglicht bei aufgestellter Klappe gleich den passend geneigten Spiegel", so die Jury. "Aus dieser Schräge und der richtigen Erkenntnis, die Standfläche nach vorne zu begrenzen, entwickelt sich folgerichtig das auf den ersten Blick recht eigenwillig erscheinende Gestell."

Den dritten Platz belegt Maximilian Vogdt mit seinem Sideboard Brettsoul, für das amerikanischen Nussbaum mit alten Skateboards kombiniert hat. Foto: © Bettina Engel-AlbustinDen dritten Platz belegt Maximilian Vogdt mit seinem Sideboard Brettsoul, für das amerikanischen Nussbaum mit alten Skateboards kombiniert hat. Foto: © Bettina Engel-AlbustinPlatz 3: Das Sideboard von Maximilian Vogdt aus Dortmund (Ausbildungsbetrieb: Giese & Liebelt GmbH, Dortmund) basiert auf einem zunächst ganz konventionell erscheinenden Entwurf aus drei gleichen Korpuselementen aus Nussbaum mit MDF, die mit geringem Abstand nebeneinander aufgehängt sind. Der große Clou an diesem Möbel sind die farbigen Schichten aus 30 alten Skateboards, die kreuz und quer, wie mit dem Messer scharf hineingeschnitten, in das Möbel hinein und über die trennenden Abstände hinweg eingesetzt wurden.

"Ich bin selbst früher viel geskatet", sagt Vogdt. "Ich fand es schön, ein Material zu verarbeiten, das eine gewisse Geschichte mitbringt. Jedes dieser Skateboards hat für jemanden Spaß bedeutet – bis es zerbrochen ist oder durch war und dann schließlich nun bei mir und in meinem Möbel gelandet ist." Die Jury urteilt: "Ein schönes Möbel, dessen jugendlicher Dynamik sich der Betrachter gerne ergibt."

Drei Belobigungen

Neben den drei Siegern zeichnete die Jury drei weitere Stücke mit Belobigungen aus: Eine Belobigung erhielt Vincent Kreyenborg (Ausbildungsbetrieb: Schöpker holz-wohn-form, Emsdetten) für seinen Schreibtisch aus Eiche. Die Jury hebt bei diesem Tisch vor allem die sehr leichte, elegante Gestalt bei gleichzeitig erstaunlich gut funktionierender Statik hervor. Eine weitere Belobigung geht an den Johannes Krugmann (Ausbildungsbetrieb: RaumObjekt Hammermeister, Heinsberg) für sein mit Ahorn furniertes TV-Möbel.

In die Oberfläche dieses sehr reduzierten Sideboards sind in unregelmäßig rhythmischen Abständen schwarz hinterlegte, feine Linien in das helle Ahornfurnier gezeichnet, die bewusst in der Breite minimal variieren.  Ebenso eine Belobigung erhält die Kölnerin Marie-Charlott Stenzel (Ausbildungsbetrieb: Museum Ludwig, Köln) für ihren Schrank aus Rüster und hellgrauem Valchromat. Sie hat unterschiedlich große Quader, davon jeder ein Korpus mit Tür, auf einem Untergestell aus Metall zu einem Schrank zusammengesetzt.

Text: / handwerksblatt.de

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