Alles zur Lkw-Maut auf Bundesstraßen
Seit 1. Juli 2018 gilt die Lkw-Maut auch auf allen Bundesstraßen. Auch viele nur regional tätige Handwerksbetriebe sind jetzt mautpflichtig.
Seit Juli wird die Lkw-Maut auch auf allen Bundesstraßen in Deutschland fällig. Vorher galt sie auf rund 12.800 Autobahnkilometern und rund 2.300 Kilometern autobahnähnlichen Bundesstraßen. Zum Juli sind zusätzlich 40.000 Kilometer auf Bundesstraßen dazugekommen.
Auch viele Handwerksbetriebe, die nur regional tätig sind, werden jetzt zur Kasse gebeten, wenn sie entsprechende Fahrzeuge im Einsatz haben. Nutzfahrzeuge ab 7,5 Tonnen und solche, die mit ihren Transportanhängern auf 7,5 Tonnen oder mehr kommen, sind mautpflichtig – sowohl im beladenen wie unbeladenen Zustand. Solche schweren Lkw oder Lkw mit Anhänger haben vor allem das Bauhauptgewerbe, Gerüstbauer, Zulieferer oder Großwäschereien im Fuhrpark.
Wer bereits bei Toll Collect, dem vom Bundesamt für Güterverkehr beauftragten Betreiber des Mautsystems, registriert ist und dessen Fahrzeug mit einer On Board Unit, kurz OBU, zur automatischen Mautmeldung ausgerüstet ist, der muss nichts weiter beachten – einmal abgesehen von den Mehrkosten durch mehr mautpflichtige Nutzungskilometer.
Neue App für unterwegs
Handwerksunternehmen mit schweren Nutzfahrzeugen, die bisher nur gelegentlich Autobahnen und autobahnähnliche Bundesstraßen nutzen, melden die Maut online bei Toll Collect. Seit Februar steht ihnen auch eine App zur Vefügung, mit der man die mautpflichtigen Strecken von unterwegs per Smartphone oder Tablet eingeben kann. Für sie stellt sich jetzt die Frage, ob sie ihr Fahrzeug mit einer On Board Unit ausstatten.
"Die betroffenen Betriebe sollten mit der Ausdehnung des mautpflichtigen Streckennetzes prüfen, ob der Einbau einer On Board Unit zur automatischen Mauterfassung Sinn macht", sagt Verkehrsexperte Dr. Carsten Benke vom Zentralverband des Deutschen Handwerks in Berlin.
Das Gerät selbst ist kostenlos und wird von Toll Collect gestellt, den Einbau zahlt der Besitzer des Fahrzeugs (etwa 250 bis 450 Euro; je nach Alter des Fahrzeugs). Wer sich für eine OBU entscheidet, der sollte sich jetzt möglichst bald um einen Termin für einen Einbau zu kümmern, da man jetzt so kurz der Mautausdehnung mit Engpässen in den Werkstätten rechnet.
So wird kontrolliert
Kontrolle: An den Anblick der Kontrollbrücken über Autobahnen hat man sich gewöhnt. Ein neues Bild im Straßenverkehr sind die knapp vier Meter hohen, blauen Kontrollsäulen, die die Mautpflicht auf Bundesstraßen überwachen – zusätzlich zu den mobilen Kontrollen durch Beamte des Bundesamtes für Güterverkehr.
Rund 600 solcher Kontrollsäulen soll es an Bundesstraßen geben. An die Kontrollzentrale werden laut Toll Collect "nur Daten von Fahrzeugen weitergeleitet, bei denen der Verdacht besteht, dass die Maut nicht oder nicht richtig bezahlt wurde".
Was bringt das ein?
Früher wurden durch die Lkw-Maut im Jahr etwas weniger als als viereinhalb Milliarden Euro eingenommen. Von der Mautpflicht auf allen Bundesstraßen verspricht sich das Bundesverkehrsministerium zusätzliche Einnahmen von bis zu zwei Milliarden Euro jährlich. Diese sollen in die Verkehrsinfrastruktur zurückfließen. Insgesamt sind in Deutschland rund drei Millionen Lkw zugelassen, davon sind die meisten (2,3 Millionen) allerdings Kleintransporter bis 3,5 Tonnen.
So wird gemeldet
Es gibt drei Methoden zur Meldung der mautpflichtigen Strecke:
- Seit Ende 2017 ist die Einbuchung online über stationäre PCs und mobil über Smartphone und Tablet möglich. Dies hat die bisherige ogenannte "Interneteinbuchung" ersetzt. Seit Februar 2018 ist nun auch eine App für Android, iOS und Windows Phone verfügbar. Mit der App können Strecken von unterwegs per Smartphone oder Tablet eingebucht werden.
- Meldung über Maut-Terminals in Raststätten und Tankstellen: Zum Jahreswechsel hat Toll Collect mit dem Aufbau von 1.100 neuen Mautstellen-Terminals begonnen, die die Online-Einbuchung ergänzen werden.
- Einbau einer On Board Unit: Wer sich für den Einbau einer On Board Unit, kurz OBU, entscheidet, muss sein Unternehmen zunächst online über das Kunden-Portal bei Toll Collect registrieren (toll-collect.de). Dann können die Fahrzeuge angemeldet werden. Eine Werkstatt baut die OBU ein. Toll Collect stellt das Gerät zur Verfügung. Den Einbau zahlt das Unternehmen selbst.
Bin ich betroffen?
Zuerst muss geprüft werden, ob mautpflichtige Straßen im beruflichen Alltag genutzt werden. Achtung: Seit 1. Juli 2018 sind auch alle Bundesstraßen mautpflichtig.
Zweitens muss im Unternehmen überprüft werden, ob die Betriebsfahrzeuge sowie gegebenenfalls entsprechende Anhängerkombinationen die Gewichtsklasse ab 7,5 Tonnen überschreiten.
Zuletzt stellt sich die Frage, ob die Fahrzeuge mautpflichtig sind. Unter die Mautpflicht fallen Fahrzeuge, die für den Güterkraftverkehr bestimmt sind oder für diesen eingesetzt werden – also typische Handwerksfahrzeuge, die Materialien oder eigene Produkte transportieren.
Foto: © HarryHuber/123RF.com
Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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