Konzentrierte Vorbereitung auf die WorldSkills
Bei der Berufs-WM in Abu Dhabi treten rund 1.300 der Weltbesten ihres Berufsfaches aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung gegeneinander an. Einer von ihnen ist Modellbauer Marcel Swierczok aus Neuss.
Dass ein Auszubildender gleich im ersten Lehrjahr für eine Berufsweltmeisterschaft nominiert wird, dürfte selten vorkommen. Marcel Swierczok ist es passiert. Im Frühjahr 2016 belegte er beim Azubi-Wettbewerb der Technischen Modellbauer den dritten Platz. "Danach kam Peter Habich, Experte für den Skill Prototypenbau bei WorldSkills Germany, auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich mit nach Abu Dhabi fliegen möchte." Nachdem seine Chefs ihm grünes Licht gegeben hatten, konnte der junge Neusser mit den Vorbereitungen auf die WorldSkills 2017 beginnen.
Bislang war Marcel Swierczok dafür zweimal in Bayern. Der Betrieb seines Trainers Peter Habich liegt rund 40 Kilometer von München entfernt. "Im ersten Zwei-Wochen-Block haben wir uns eine Strategie überlegt, wie ich die Aufgabe schnell, aber auch exakt schaffen kann. Beim zweiten vierzehntägigen Treffen haben wir uns eher aufs Konstruieren mit CAD und den 3D-Druck konzentriert." Kurz vor den WorldSkills wird der 21-Jährige noch einmal in den Flieger nach Süddeutschland steigen, um sich von seinem Trainer den letzten Feinschliff verpassen zu lassen.
Elf Testprojekte, um sich vorzubereiten
Die Teilnehmer wissen im Groben, was an den vier Wettkampftagen in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf sie zukommt. Von den Veranstaltern der Berufsweltmeisterschaft haben die Modellbauer vorab die Pläne von elf Testprojekten bekommen. Eines davon wird sie – mit bis zu 30 Prozent geänderten Maßen – ab dem 15. Oktober als Werkstück erwarten. "Das kann eine Unterwasserdrohne, ein Mikroskop oder eine Webcam mit Headset sein", zählt Marcel Swierczok auf.
Neben den Trainingscamps in Bayern übt er in jeder freien Minute im Betrieb oder in der Freizeit. Sein Arbeitgeber – die Zech und Waibel Modellbau GbR in Neuss – verschafft ihm dafür möglichst viele Freiräume. "Auch mein Meister hilft mir in der Vorbereitung, wo er kann", bedankt sich Marcel Swierczok für die Unterstützung. Routine in die Arbeitsabläufe zu bekommen, dürfte entscheidend sein. In der Wettkampfhalle ist es wegen der vielen Besucher sehr unruhig. Hinzu kommt der Zeitdruck. Das anspruchsvolle Werkstück muss an vier Tagen mit jeweils sechs Stunden fertiggestellt werden. "Am schwierigsten wird es sein, Geschwindigkeit und Genauigkeit zusammen zu bringen. Wir haben nur eine Fehlertoleranz von 0,2 Millimetern."
Einzug der Teams wie bei Olympia
Bei den WorldSkills in Abu Dhabi treten über 1.200 junge Fachkräfte aus 77 Ländern und Regionen an. Marcel Swierczok hat sich vorgenommen, ein paar von ihnen kennen zu lernen. Ob das nach einem harten Wettkampftag noch möglich ist, darüber macht sich der 21-Jährige schon so seine Gedanken. Doch das gehört für die Teilnehmer dazu – eine ausgewogene Mischung zwischen Party und Platzierung zu finden. Auch auf die Eröffnungsfeier freut er sich. Am 14. Oktober wird das 42-köpfige deutsche Team hinter der schwarz-rot-goldenen Flagge in die Halle einziehen. "Das soll wie bei den Olympischen Spielen sein."
Noch ist Marcel Swierczok gelassen. "Erst kurz vor dem Wettkampf dürfte ich richtig aufgeregt sein. Doch wenn ich einmal richtig drin bin, legt sich die Anspannung", sagt der Modellbauer-Azubi im dritten Lehrjahr. Ob er am Ende auf dem Treppchen steht, eine Exzellenzauszeichnung bekommt oder Letzter wird, beschäftigt ihn kaum. Er möchte frei von äußerem Druck bei den WorldSkills starten und mit seiner Leistung für den Beruf des Technischen Modellbauers werben. "Wenn ich mein Bestes gebe, wird auf jeden Fall etwas Gutes dabei herauskommen."
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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