Handwerk erwartet Erholung frühestens im Sommer
Die Lage im Handwerk ist weiter herausfordernd. Das geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht des ZDH hervor. Eine Belebung wird frühestens ab Sommer 2025 erwartet. Vieles hängt vom privaten Konsum ab.
Eine anhaltende Krise am Wohnungsbau, eine schwache Exportindustrie und ein verhaltener Konsum belasten das Handwerk. Der erhoffte Konjunkturaufschwung bliebt auch im dritten Quartal 2024 aus. Das geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht des ZDH hervor. Wobei sich die Lage je nach Gewerk unterschiedlich darstellt: Während das Bauhandwerk weiterhin durch den Einbruch im Wohnungsbau belastet wird und die Nachfrage der Industrie schwächelt, sorgt der private Konsum für leichte Stabilität.
Der ZDH-Konjunkturbericht zeige, wie dringend Betriebe Klarheit und Verlässlichkeit brauchen, sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. "Investitionen werden wegen politischer Unsicherheit zurückgehalten." Es brauche jetzt dringend Reformen, etwa bei den Sozialabgaben und beim Thema Bürokratie. "Stillstand können wir uns nicht leisten. Machen bleibt also auch nach dem Koalitions-Aus das Gebot der Stunde", so Schwannecke weiter.
Verhaltene Stimmung im Handwerk
Weniger Betriebe als im Vorjahr melden aktuell eine gute Geschäftslage (minus fünf Prozentpunkte auf 43 Prozent), während die Zahl derer, die eine schlechte Lage angeben, leicht gestiegen ist (plus drei Prozentpunkte auf 17 Prozent). Obwohl die Inflation und Energiepreise sich beruhigt haben und weniger als Hemmnisse wahrgenommen werden, zeigt sich die Handwerksbranche verhalten. Die Erwartungen der Betriebe fielen aber positiver aus. Der Geschäftsklimaindikator stieg im Jahresvergleich leicht an und erreichte 109 Punkte. Die Aussichten für das Jahresende deuten laut ZDH aber auf einen weiteren leichten Rückgang hin.
Dies spiegelt sich in den Umsätzen wider: Mehr Betriebe verzeichneten sinkende Erlöse, was den Umsatzindikator von minus zwei auf minus zehn Punkte drückte. Auch die Auftragspolster schrumpften, besonders in den Ausbaugewerken, wo die Auftragsreichweiten zuletzt auf nur noch knapp neun Wochen sanken. Im Vorjahr lagen sie noch bei knapp zehn Wochen.
Die Beschäftigungslage bleibt angespannt – der Mangel an Fachkräften und Auszubildenden belastet das Handwerk zusätzlich. Der Beschäftigungsindikator verharrt mit minus neun Punkten im negativen Bereich. Weitgehend stabil zeigte sich das Investitionsklima. Mit minus zwölf Punkten sank der Investitionsindikator im Vorjahresvergleich leicht und verbleibt auf einem insgesamt schwachen Niveau.
Ausblick: Verhaltener Optimismus für 2025
Für das Gesamtjahr 2024 erwartet der ZDH nur eine stabile Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau. Aktuell geht der Verband über das gesamte Handwerk hinweg von einem Umsatzminus von etwa einem Prozent aus, der Beschäftigungsrückgang dürfte bei rund 1,5 Prozent liegen. Die Baukonjunktur werde weiterhin stark durch den Einbruch des Wohnungsneubaus belastet.
Auch für das kommende Jahr bleiben die Erwartungen gedämpft. Zwar könnte die deutsche Wirtschaft in 2025 insgesamt wieder Wachstum zeigen, doch hohe Energiekosten und eine starke Konkurrenz aus China würden die Exportentwicklung bremsen. "Da die Dienstleistungsbranchen insgesamt an Gewicht im Branchemix gewonnen haben, dürfte die Sogwirkung" des Exports auf die BIP-Entwicklung zukünftig deutlich geringer ausfallen", heißt es. Das Wachstum würde vor allem vom privaten Konsum getragen, der sich 2025 deutlich beleben soll. Für das Handwerk wird eine Erholung frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2025 erwartet.
Insgesamt rechnet die Handwerksorganisation für 2025 bestenfalls mit stagnierenden Umsätzen, wenngleich auch Chancen auf einen besseren Verlauf bestehen – vorausgesetzt, der Wohnungsbau erholt sich schneller als derzeit absehbar.
Quelle: ZDH
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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