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Friseure leiden weiter unter Corona-Folgen

Deutschlands Friseure leiden weiter massiv unter zwei Jahren Corona. Eine wachsende Zahl von Kleinstbetrieben, die keine Umsatzsteuer zahlen, sorgt zudem für erhebliche Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der Branche.

Zwei Jahre Corona mit zwei Lockdowns wirken sich massiv auf die Wirtschaftsleistung der Friseurbranche aus, das meldet der Zentralverband des Friseurhandwerks. Demnach haben die 51.482 umsatzsteuerpflichtigen Friseurunternehmen 2020 nur 6,21 Milliarden Euro erwirtschaftet. Somit ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 11,7 Prozent gesunken. Für 2021 prognostiziert das Statistische Bundesamt erneut einen Rückgang der steuerpflichtigen Umsätze von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Preise für Friseurdienstleistungen sind 2021 um 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und blieben damit unterhalb der allgemeinen Teuerungsrate in Deutschland. Ausschlaggebend für diese Preissteigerung waren laut Friseurverband allem der mit Arbeitsschutz- und Hygienemaßnahmen einhergehende zeitliche Mehraufwand sowie die Kosten für Schutzausrüstung und Testangebote.

Auch die Nachfrage der Verbraucher trage zu dieser Entwicklung bei. Laut dem Dienstleistungsvergleich "Prime Spot" der Unternehmensberatung Peter Zöllner lag der Umsatz im Jahr 2021 pro Kundin  bei durchschnittlich 66,31 Euro. Männliche Kunden investierten im Jahr 2021 durchschnittlich 27,48 Euro pro Besuch. Frauen gehen im Durchschnitt fünf mal im Jahr zum Friseur, Männer dagegen etwa acht mal im Jahr.

"Massive und unfaire Konkurrenz" durch Mikrobetriebe  

Die Hauptlast der Coronakrise tragen vor allem die umsatzstärkeren Salons. "Die Situation in der Branche ist und bleibt damit angespannt, Corona wirkt sich als Treiber eines Strukturwandels im Friseurmarkt aus", schreibt der Verband.

Viele Salons rutschen in die Kategorie der umsatzsteuerbefreiten Mikro-Salons ab. Diese beschäftigen keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bilden keinen Nachwuchs aus und können dabei zugleich unterhalb eines Jahresumsatzes von 22.000 Euro mehrwertsteuerfrei und damit konkurrenzlos günstig am Friseurmarkt agieren.

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Der Zentralverband kritisiert, dass mit den steuerprivilegierten Mikrobetrieben eine massive und unfaire Konkurrenz entstanden ist. Diese würden zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen vor allem zu Lasten der nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen führen. Dies habe unter anderem negative Auswirkungen auf die Ausbildungsleistung und eine qualitätsorientierte Fachkräfteentwicklung.

Immer weniger Auszubildende

Die Nachwuchsproblematik bleibe die größte Herausforderung für die Zukunft der Branche. Mit insgesamt 15.911 Auszubildenden im Jahr 2021 geht der Rückgang bei den Ausbildungsverhältnissen im Friseurhandwerk "ungebremst weiter", heißt es. Die Corona-Pandemie habe den schon vorher festzustellenden, stetigen Rückgang bei den Lehrlingszahlen noch einmal dramatisch beschleunigt. 

Die Innungen, Landesverbände und der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks machen sich für eine nachhaltige Förderung der Ausbildungsleistung der Betriebe stark und fordern angesichts der enormen Integrationsleistung des Friseurhandwerks die weitere Aufwertung und Unterstützung der betrieblichen Ausbildung. Es gelte, Ausbildungsbetriebe über den gesamten Ausbildungszeitraum nachhaltig zu unterstützen.

Vor allem auf junge Frauen übe der Friseurberuf aber nach wie vor eine hohe Anziehungskraft aus. So rangiert der Friseurberuf bei den weiblichen Auszubildenden mit 4.734 neu abgeschlossenen Verträgen 2021 auf Platz acht der Liste aller Ausbildungsberufe.

Der Anteil der männlichen Auszubildenden im Friseurhandwerk ist binnen zehn Jahren sogar von zehn Prozent auf 30 Prozent gestiegen. "Die Themen Beauty und Haarpflege spielen also auch für Männer eine immer wichtigere Rolle", schreibt der Verband.

Der Friseurberuf bleibt für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger beliebt, die kontinuierliche Modernisierung des Berufsbildes mit neuen Karrieremöglichkeiten ist aber unumgänglich, um künftig wieder mehr Nachwuchs für die Friseurbranche gewinnen zu können.

Konsumzurückhaltung aufgrund der starken Inflation

Auch auf das Friseurhandwerk dürfte sich der Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie die in der Folge umgesetzten Sanktionen negativ auswirken. "Die starke Inflation, vor allem die steigenden Lebenshaltungskosten und Energiepreise, werden zu Konsumrückhaltung führen und dabei die ohnehin von der Pandemie stark gebeutelte Friseurbranche treffen", schildert der Verband die angespannte Lage. Man erwarte von der Regierung branchenspezifische Signale für eine wirtschaftliche Konsolidierung nach der Corona-Krise, wie zum Beispiel durch eine Herabsetzung des Mehrwertsteuersatzes auf Friseurdienstleistungen.

Quelle: ZV Friseurhandwerk

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Text: / handwerksblatt.de

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