Die passiven Exoskelette von Hunic eignen sich auch für den Einsatz im Handwerk. Die Muskulatur der Träger kann damit nach Angaben des Herstellers um bis zu 25 Prozent entlastet werden. Da die Hebe- und Tragehilfen überwiegend aus weichem Textilgewebe aus Kunstfaser bestehen, werden empfindliche Oberfläche wie Karosserien oder lackiertes Holz beim Kontakt mit dem Exoskelett nicht zerkratzt.

Die passiven Exoskelette von Hunic eignen sich auch für den Einsatz im Handwerk. Die Muskulatur der Träger kann damit nach Angaben des Herstellers um bis zu 25 Prozent entlastet werden. Da die Hebe- und Tragehilfen überwiegend aus weichem Textilgewebe aus Kunstfaser bestehen, werden empfindliche Oberfläche wie Karosserien oder lackiertes Holz beim Kontakt mit dem Exoskelett nicht zerkratzt. (Foto: © Hunic GmbH)

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"Exoskelette sind eine lohnende Investition für Handwerker"

Betriebsführung

Die Exoskelette von Hunic sollen die Arbeit mit schweren Lasten erleichtern, aber ihre Träger auch zu einer rückenschonenden Körperhaltung anleiten. Der Hersteller wirbt mit einer Entlastung der Muskulatur um bis zu 25 Prozent.

Die Arbeit im Handwerk ist zuweilen ein richtiger Knochenjob. Auf dem Bau und in den Werkstätten bewegen die Mitarbeiter schwere und unhandliche Lasten. Viele Maurer, Gerüstbauer, Metallbauer, Steinmetze, Fliesenleger, SHK-Installateure oder Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik dürften nach einem anstrengenden Tag ihren Rücken oder ihre Knie spüren.

Das macht sich auch beim Krankenstand bemerkbar. Laut dem "Branchenbericht Handwerk 2022" des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung wurden die mit Abstand meisten Fehltage von Rückenschmerzen verursacht. In der Auswertung von Arbeitsunfähigkeitsdaten der bei der AOK versicherten Beschäftigten befinden sich vier weitere Muskel- und Skeletterkrankungen in den Top Ten der Ausfalltage.

Nutzer und Aufgaben

Unternehmen aus der Industrie und Logistik gehen das Problem bereits an. Bei der Kommissionierung, Umverpackung oder Palettierung kommen Exoskelette zum Einsatz. "Unser Firmengründer Jonas Mast hat die in einem Forschungsprojekt entwickelten Hebe- und Tragehilfen zusammen mit namhaften Einzelhandelsketten und Versanddienstleistern weiter verbessert. Die Systeme von Hunic erleichtern nicht die Arbeit mit schweren Lasten, sondern sie leiten die Träger auch zu einer rückenschonenden Körperhaltung an", erklärt Thorsten Sonneborn, Key-Account-Manager beim 2017 gegründeten Exoskelett-Hersteller Hunic

Entlastung der Muskulatur

Elastomere sollen dabei helfen, das Gewicht beim Heben und Tragen schwerer Lasten abzufedern. Foto: © Hunic GmbHElastomere sollen dabei helfen, das Gewicht beim Heben und Tragen schwerer Lasten abzufedern. Foto: © Hunic GmbH

Bei den SoftExo-Produkten von Hunic handelt es sich um passive Exoskelette. "Anstelle eines Motors verwenden wir Elastomere, die sich spannen und entspannen, um das Gewicht beim Heben oder Tragen abzufedern", verdeutlicht Thorsten Sonneborn den Unterschied zu den aktiven Systemen. Je nach Einstellungsgrad werden die Muskeln damit um bis zu 25 Prozent entlastet.

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"25 Prozent klingt wenig", wendet Thorsten Sonneborn ein, "doch bei einem achtstündigen Arbeitstag lassen sich mit dem Tragen eines Exoskeletts große Belastungsspitzen abfedern."

Diese Einschätzung deckt sich mit den Beobachtungen von Beschäftigten aus Industrie und Logistik. "Aus den Gesprächen mit ihnen haben wir erfahren, dass ihnen das Heben und Tragen schwerer Lasten deutlich leichter von der Hand geht, dass sie sich konzentrierter und damit weniger anfällig für Arbeitsunfälle fühlen."

Aufbau und Material

SoftExo Lift Foto: © Hunic GmbHSoftExo Lift Foto: © Hunic GmbH

Die Exoskelette von Hunic bestehen aus verschiedenen Modulen, die mit Steckverschlüssen verbunden sind. "Man kann die Systeme problemlos auseinanderbauen und die Stoffelemente bei 30°C in der Waschmaschine reinigen."

Jedes Modul sei jederzeit nachbestellbar. Dies gelte auch für das primäre Verschleißteil – die Elastomere. Thorsten Sonneborn attestiert den Gummibändern jedoch eine hohe Robustheit. "Sie halten eine Million bis anderthalb Millionen Dehnungsphasen aus. Wenn das Exoskelett jeden Tag acht Stunden beansprucht wird, müssten die Elastomere frühestens nach drei Jahren ausgetauscht werden."

Drei Modelle für das Handwerk

Die Produktpalette von Hunic umfasst vier Modelle. Für die Arbeit im Handwerk kommen das SoftExo Lift, SoftExo Hold und SoftExo Carry infrage. Als Material wird überwiegend weiches, luftdurchlässiges Textilgewebe aus Kunstfaser (Mesh) verwendet. "Empfindliche Oberflächen wie Karosserien oder lackiertes Holz werden beim Kontakt mit dem Exoskelett nicht zerkratzt", versichert Thorsten Sonneborn. Da keine Gestänge oder Motoren verbaut werden, die vom Körper abstehen und die die Bewegungsfreiheit einschränken könnten, ließe sich auch in engen Gängen "wunderbar arbeiten".

Körpergewicht und Bauchumfang

Der überwiegende Einsatz des Mesh-Materials wirkt sich auf das Gewicht der Exoskelette von Hunic aus. "Mit seinen 1,4 Kilogramm ist das SoftExo Lift eines der leichtesten Systeme auf dem Markt", führt Thorsten Sonneborn als Beispiel an.

Alle Modelle werden in zwei Größen angeboten. Ausschlaggebend sind das Körpergewicht und der Bauchumfang des Trägers. Größe 1 kann bis 85 Kilogramm getragen werden, Größe 2 ab 85 Kilogramm. Die Grenze beim Bauchumfang liegt bei maximal 130 Zentimetern. "Sollten beide Ausführungen nicht passen, sind auch Sonderanfertigungen möglich."

Exoskelett anpassen und anziehen 

Die erstmalige Einstellung der Exoskelette dauert Thorsten Sonneborn zufolge rund drei bis vier Minuten. Eine Anleitung zum Anziehen und Waschen ist als QR-Code als zusätzliche Unterstützung auf den Systemen aufgedruckt. Je nach Tätigkeit können die SoftExos den ganzen Tag getragen werden. Lediglich zum Autofahren eignen sich die Modelle Lift und Hold wegen der stabilen Rückenschiene nicht. "Alle Systeme lassen sich jedoch innerhalb von 30 bis 40 Sekunden aus- und wieder anziehen."

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Hunic kennenlernen

Das SoftExo Hold von Hunic im Einsatz auf der Baustelle. Foto: © Hunic GmbHDas SoftExo Hold von Hunic im Einsatz auf der Baustelle. Foto: © Hunic GmbH

Hunic stellt seine Exoskelette auf verschiedenen Veranstaltungen vor. Der Hersteller aus Baiersbronn ist einerseits auf Messen wie der "Rehacare" in Düsseldorf oder der "LogiMAT" in Stuttgart vertreten.

Zum anderen organisiert man eigene "Demodays" in Städten wie Leipzig oder kooperiert mit Partnern wie dem Mittelstand-Digital Zentrum der Handwerkskammer Koblenz. Die Teilnahme an den beiden letztgenannten Veranstaltungen ist kostenlos.

"Exoskelette sind ein erklärungsbedürftiges Produkt. Um möglichst direkt mit den potenziellen Anwendern sprechen zu können, wollen wir im kommenden Jahr noch präsenter vor Ort sein", sagt Thorsten Sonneborn mit Blick auf die Planungen für 2023.

SoftExo-Modelle von Hunic testen

Handwerker können die Exoskelette von Hunic auch in ihrem Betrieb ausprobieren. "Zunächst klären wir in einem Videocall oder einem Gespräch vor Ort jedoch ab, welche Arbeitsplätze es gibt und ob der Einsatz unserer Systeme wirklich einen Mehrwert bietet", erklärt Thorsten Sonneborn.

Die 14-tägige Testphase beginnt mit einem Schulungstag. Er umfasst eine detaillierte Analyse der Arbeitsplätze unter ergonomischen Gesichtspunkten, eine individuelle Anpassung der Systeme an den Körper der Tester, eine Anleitung zur Arbeit mit dem Exoskelett sowie die Schulung eines Ansprechpartners im Betrieb.

Ein Hunic-Mitarbeiter begleitet die Testphase. Während dieser Zeit werden die Tester auch darum gebeten, ihr Feedback abzugeben. "Nach den zwei Wochen setzen wir uns mit dem Betrieb zusammen und werten die Ergebnisse aus."

Kosten der begleiteten Testphase

Der begleitete 14-tägige Test der Exoskelette ist mit Kosten verbunden. Der Preis hänge vom Aufwand und von der Zahl der vermieteten Exoskelette ab. "Pro System stellen wir 850 Euro in Rechnung." Neben dem Verleih der ergonomischen Hebe- und Tragehilfen wird auch der Schulungstag honoriert. Für die Dauer der 14-tägigen Testphase fallen pro verliehenem System 850 Euro an.

Mehr zum Thema "Exoskelette" Im Online-Artikel "Exoskelette schützen den Träger vor Belastungsspitzen" auf handwerksblatt.de stellen wir den Wissenschaftler und Gründer von exoIQ, Professor Dr.-Ing. Robert Weidner, vor, der zusammen mit seinem Kollegen Bernward Otten das Schulter-Exoskelett S700 entwickelt hat. Im Online-Artikel "SHK-Handwerksbetrieb lässt seine Mitarbeiter vier Exoskelette testen" berichten wir darüber, welche Erfahrungen ein SHK-Betrieb aus Mönchengladbach bei einem dreiwöchigen Einsatz von Exoskeletten gesammelt hat.

Förderung von Exoskeletten

Foto: © Hunic GmbHFoto: © Hunic GmbH

Bislang beteiligen sich weder die Krankenkassen noch die Berufsgenossenschaften mit einem Zuschuss am Kauf eines Exoskeletts. "Dies wäre natürlich wünschenswert, aber hierfür benötigen die Kassen noch mehr Studien", vermutet der Hunic-Mitarbeiter. Eine Ausnahme gibt es für schwerbehinderte Beschäftigte. Laut dem Landschaftsverband Rheinland kann ihnen ein Exoskelett als technisches Hilfsmittel im Rahmen der begleitenden Hilfe komplett finanziert werden. Ansonsten fällt Thorsten Sonneborn zur Förderung für den Kauf von Exoskeletten nur noch das Finanzamt ein. "Man kann unsere Systeme auch leasen. Damit kann eine Sofortabschreibung erfolgen."

Fachkräfte vor Krankheiten schützen

In vielen Berufen des Handwerks kommen keine oder nur noch wenige Fachkräfte nach. Damit wird es umso wichtiger, die bestehende Belegschaft zu halten und vor Krankheiten zu schützen. "Exoskelette sind eine lohnende Investition", ist Thorsten Sonneborn überzeugt. Könnten dadurch Rücken-, Muskel- oder Skeletterkrankungen reduziert werden, würden beide Seiten davon profitieren. "Den Betrieben bleiben kostspielige Abwesenheitstage erspart und die Mitarbeiter fühlen sich ihrem Arbeitgeber mehr verbunden, weil er an ihrer Gesundheit interessiert ist und sie länger in ihrem erlernten Beruf arbeiten können."

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Text: / handwerksblatt.de