Betriebsgründung: Die Freiheit nehm ich mir
Meike van Elten und Johannes Sitsen haben nach bestandener Meisterprüfung den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Sie wollen Verantwortung übernehmen und eigene Ideen umsetzen.
Schon mit zwölf Jahren kam Johannes Sitsen zum ersten Mal mit dem Handwerk in Berührung. Er wollte sich eine Speerspitze machen. Und der Schmied Christoph Münks ließ ihn an den Amboss. Unter einer Bedingung aber: Er sollte vorher ein Praktikum in der Schmiede machen. Gesagt, getan. Fortan war Sitsen immer öfter dort zu finden. "Ich habe lieber hier gearbeitet, als Hausaufgaben zu machen", gesteht er.
Schon immer hatte er gerne bei seinen Eltern im Keller gebastelt. "Aber am Feuer zu stehen und zu schmieden hat mich noch mehr gereizt." Dass der jetzt 27-Jährige aus Meerbusch 15 Jahre später als Metallbaumeister seinen eigenen Betrieb in einer Halle seines Mentors führen würde, kam ihm da noch nicht in den Sinn.
Zunächst zog es ihn auch nach Düsseldorf. Dort absolvierte er bei der Kunstschlosserei Huiskens seine Ausbildung. Danach kehrte er zu Christoph Münks zurück und arbeitete für ihn zwei Jahre lang als Geselle. Wenig später begann er mit der Meisterfortbildung, die er als Bestmeister abschließen konnte, und gründete direkt im Anschluss sein eigenes Unternehmen.
Möbel von der Stange gibt es nicht
"Ich hatte die Selbstständigkeit schon lange als Ziel im Hinterkopf, aber eigentlich wollte ich noch warten", sagt Sitsen. Doch die Gelegenheit war günstig: Er konnte als Untermieter in die Werkstatt von Münks einziehen. Dort darf er für einen kleinen Obolus die Maschinen benutzen. "So konnte ich meinen Betrieb mit wenig Kapital starten. Wir arbeiten in denselben Räumen, machen aber beide unser eigenes Geschäft."
Während Münks sich auf Treppen, Tore, Zäune und Geländer konzentriert, hat sich Sitsen auf Möbelstücke aus Metall spezialisiert. Das gehört auch zu den Alleinstellungsmerkmalen seines Betriebes: "Es wird nicht viele Schlosser geben, die sich auf Möbelbau spezialisiert haben." Möbel von der Stange sind bei ihm aber nicht zu bekommen – jedes Stück ist ein Unikat.
Seine Kunden sind bisher zum größten Teil Freunde und Bekannte, aber per Mund-zu-Mund-Propaganda erweitert sich der Kundenkreis stetig. Seit acht Monaten ist er nun selbstständig, und es läuft ganz gut, so der Metallbauer. Wenn er in die Zukunft blickt, hat er noch keinen konkreten Plan, wie sich sein Betrieb entwickeln soll (außer, dass er ihn auf feste Füße stellen will). Eines weiß er aber ganz genau: Er will auch nach der Meisterprüfung nicht aufhören, sich weiterzuentwickeln und zu lernen.
"Stillstand ist Rückschritt"
"Der Beruf ist ja auch Leidenschaft. Man muss da voll und ganz hinter stehen." So lautet auch das Credo von Meike van Elten. "Stillstand ist Rückschritt. Immer neue Erfahrungen zu machen ist ganz wichtig." Auch die Friseurmeisterin aus Dinslaken ist vor kurzer Zeit in die Selbstständigkeit gestartet. "Ich wollte einfach die Freiheit haben, eigene Ideen umzusetzen, und eigenverantwortlich arbeiten."
Kreativität war schon in der Schulzeit genau ihr Ding: "Ich habe damals schon gerne künstlerisch gearbeitet. Das wollte ich auch in meinem Beruf tun." Deswegen begann sie nach dem Abitur eine Friseurlehre. Danach wollte sie noch einen draufsetzen und startete ein Studium an der Uni Duisburg-Essen. Fachrichtung: Biotechnik. Ihr Ziel war es, Berufsschullehrerin zu werden. "Ich merkte aber schnell, dass mir das zu theoretisch war, und habe das Studium nach zwei Semestern abgebrochen."
Bevor sie als Gesellin wieder in den Friseurberuf zurückkehrte, absolvierte Meike van Elten eine Ausbildung als Maskenbildnerin. "Endlich konnte ich wieder kreativ und praktisch arbeiten." Während dieser Zeit keimte bei ihr der Gedanke an einen eigenen Betrieb. Zunächst nur sehr vage, aber von da an nicht mehr wegzudenken. Während der Gesellenzeit fühlte sie sich etwas eingeschränkt – sie wollte selbst Entscheidungen treffen und eigene Vorstellungen realisieren. Nun, mit dem festen Vorsatz, einen eigenen Friseursalon zu eröffnen, begann sie ihre Weiterbildung zur Meisterin.
Probleme bei der Gewerbeanmeldung
Um das Kapital für den Start in die Selbstständigkeit aufzubringen, legte sie über fünf Jahre Geld auf die hohe Kante. Die eigentliche Planung für den Salon begann dann nach der bestandenen Meisterprüfung. "Dabei ging fast alles glatt. Probleme gab es nur bei der Gewerbeanmeldung. Um an alle nötigen Unterlagen zu kommen, waren schon einige Behördengänge nötig. Das hätte auch unkomplizierter laufen können."
Nichtsdestotrotz ist die Friseurmeisterin jetzt seit etwa sieben Monaten ihre eigene Chefin (und die einer Mitarbeiterin). Ähnlich wie Johannes Sitsen versucht sie, ihren Betrieb auf ein festes Fundament zu stellen: "Die Startphase ist natürlich sehr schwierig. Ich baue jetzt einen Kundenstamm auf, und das klappt sehr gut." Ihr Alleinstellungsmerkmal ist, dass sie auch als Maskenbildnerin arbeiten kann. Das heißt, sie kann auch Dienstleistung anbieten, die in Richtung Kosmetik gehen. Und damit sehen ihre Zukunftschancen doch sehr gut aus.
Text:
Lars Otten /
handwerksblatt.de
Kommentar schreiben