50 Stimmen des Handwerks im Bundestag
Im September 2013 wurde der aktuelle Bundestag gewählt. 631 Abgeordnete sitzen derzeit im Parlament, 50 der Volksvertreter haben einen handwerklichen Hintergrund – darunter auch sieben Handwerksmeister. Wir stellen Ihnen die Handwerks-Abgeordneten vor:
Zu den sieben Meistern kommen 30 Abgeordnete mit einer Ausbildung im Handwerk, 23 von ihnen haben ihren Lehrberuf auch ausgeübt, bevor es sie in eine andere Laufbahn verschlug.
Die stärkste Fraktion stellt auch die meisten Handwerker. 25 sitzen für die CDU/CSU im Parlament. Die Prominenteste ist Lena Strothmann, die als Präsidentin der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld bereits ihre vierte Wahlperiode bestreitet. Für die kommenden vier Jahre hat sie sich wieder viel vorgenommen: "Eines meiner politischen Schwerpunktthemen bleibt auch in dieser Wahlperiode die Sicherung des Fachkräftebedarfs. Allen Bestrebungen aus Brüssel im Rahmen von Deregulierung und Dienstleistungsfreiheit, den Meistervorbehalt abzuschaffen, müssen wir entschieden entgegenwirken. Zügig müssen wir die energiepolitischen Baustellen angehen, zu einer kostenbremsenden Reform des EEG kommen und gezielte Anreize zur Steigerung der Energieeffizienz setzen. Außerdem gilt weiterhin mein klares Nein zu Steuererhöhungen. Sie wären Gift für die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und vernichten Arbeitsplätze."
Müllermeister Peter Ramsauer ist schon seit 1990 Bundespolitiker, bekleidet aber in dieser Wahlperiode keinen Ministerposten mehr. Damit ist diesmal kein einziger Handwerker in der Regierung vertreten. Neu im Bundestag ist der Metzgermeister Alois Rainer aus dem Landkreis Straubing. Ohne seinen Sohn Markus, der sich mindestens in den Berliner Sitzungswochen um den Familienbetrieb kümmert, könnte der 48-Jährige sein Mandat nicht ausfüllen. Er sei zwar leidenschaftlicher Politiker, liebe aber auch seinen Beruf sehr. "Wenn ich zu Hause bin, werde ich selbstverständlich im Betrieb mit anpacken, schon allein, um die Bodenhaftung nicht zu verlieren", sagt er.
Nur ein Handwerksmeister bei der SPD
Foto: © Deutscher Bundestag/Marc-Steffen Unger Gemessen an ihrem Abschneiden bei der Bundestagswahl ist die SPD mit 14 Abgeordneten, die einen handwerklichen Hintergrund haben, gut aufgestellt. Einziger SPD-Mann mit Meistertitel ist Andreas Rimkus aus Düsseldorf, ebenfalls ein Neuling im Parlament. Er hofft, dass er vor dem Hintergrund seiner langjährigen Berufserfahrung als Elektromeister ein "echter" Volksvertreter sein kann. Vor allem will er sich für Verbesserungen beim Meisterbafög einsetzen, weil zu viele Gesellen vor den hohen Kosten zurückschreckten. Acht linke Politiker und drei grüne verfügen über einen handwerklichen Hintergrund, fünf von ihnen haben ihren erlernten Beruf weiter ausgeübt.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zählt 50 Abgeordnete, darunter 13 Frauen, zu den Ansprechpartnern, die aufgrund ihres beruflichen oder ehrenamtlichen Werdegangs eine Affinität zum Handwerk aufweisen. Dazu gehören beispielsweise Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), den die Handwerkskammer Braunschweig zu ihrem Ehrenmeister ernannt hat, der Rechtsanwalt Ole Schröder (CDU), der aus einer Handwerkerfamilie stammt, die ihren Raumausstatterbetrieb bereits in vierter Generation führt, und Sabine Zimmermann (Die Linke), Trägerin der Ehrennadel in Silber für hervorragende Verdienste um das Handwerk.
Von A bis Z: die Handwerker im Deutschen Bundestag
| Herbert Behrens (Die Linke) begann nach der mittleren Reife eine Lehre als Schriftsetzer, die er 1973 mit der Gesellenprüfung abschloss. Er arbeitete in diesem Beruf bis 1995. Seit 2002 ist er Gewerkschaftssekretär. Der 59-Jährige gehört dem Bundestag seit 2009 an. In der 18. Legislaturperiode ist er Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur und stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss und im Ausschuss für Kultur und Medien. |
| Lothar Binding (SPD) ist Starkstrom-Elektriker und Mathematiker. Der 63-Jährige gehört dem Bundestag seit 1998 an. Zuvor war er wissenschaftlicher Angestellter bei der Universität Heidelberg und Lehrer beim Berufsfortbildungswerk des DGB für Elektro- und Installationstechnik sowie Elektronik. Binding ist Mitglied im Finanzausschuss und stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss und im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz. |
| Klaus Brähmig (CDU) ist Elektrohandwerksmeister und MdB seit 1990. Der 56-Jährige ist Vorstandsmitglied im CDU-Kreisverband Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Tourismus. Außerdem gehört er dem Innenausschuss und dem Auswärtigen Ausschuss als ordentliches Mitglied an. |
| Hermann Färber (CDU) aus Göppingen absolvierte eine Lehre zum Landmaschinenmechaniker und eine Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister. Der 60-Jährige ist selbstständiger Landwirt. Für das ehemalige Mitglied des Kreistages ist es die erste Wahlperiode im Bundestag. Als ordentliches Mitglied arbeitet er im Petitionsausschuss und im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft mit. |
| Dr. Thomas Wolfgang Feist (CDU) wurde 1965 in Leipzig geboren. Der Heizungsinstallateur arbeitete von 1993 bis 1995 als Ausbilder für lernbehinderte und sozial benachteiligte Jugendliche, studierte dann und promovierte 2005 zum Dr. phil. 2009 kam er als Direktkandidat in den Bundestag. Er ist Mitglied im Ausschuss Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung und stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. |
| Bettina Hagedorn (SPD) wurde 1955 in Kiel geboren und absolvierte eine Ausbildung zur Goldschmiedin. Von 1984 bis 2003 war sie kommunalpolitisch tätig. Seit 2002 ist sie Mitglied des Bundestages und ununterbrochen Mitglied im Haushaltsausschuss. In dieser Wahlperiode ist sie außerdem stellvertretendes Mitglied in den Ausschüssen für Arbeit und Soziales und für Verkehr und digitale Infrastruktur. |
| Rita Hagl-Kehl (SPD) absolvierte von 1986 bis 1989 eine Ausbildung zur Damenschneiderin und arbeitete in diesem Beruf, bevor sie 2000 ein Lehramtsstudium begann. Die 43-jährige Studienrätin ist 2013 zum ersten Mal in den Bundestag gewählt worden. Sie ist ordentliches Mitglied in den Ausschüssen für Ernährung und Landwirtschaft und für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie stellvertretendes Mitglied im Petitionsausschuss. |
| Thomas Jurk (SPD) war bis 1990 Funkmechaniker bei der Produk-tionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) Elektro-Rundfunk-Fernsehen Weißwasser. Von 2004 bis 2009 war er stellvertretender Ministerpräsident und Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit in Sachsen. Für den 61-Jährigen hat 2013 die erste Wahlperiode im Deutschen Bundestag begonnen. Er ist Mitglied im Haushaltsausschuss und stellvertretend im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. |
| Jens Koeppen (CDU) ist Elektromeister und geschäftsführender Gesellschafter eines Elektrobetriebes in Schwedt (Uckermark). Er gehört dem Bundestag seit 2005 an. Der 51-Jährige ist wie bereits in der vergangenen Legislaturperiode Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie sowie jetzt auch stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss und im Ältestenrat. |
| Monika Lazar (Bündnis 90/Die Grünen) kommt aus Leipzig, wo sie eine Bäckerlehre absolvierte und bis 1998 in der elterlichen Bäckerei arbeitete. Die 46-Jährige ist seit 2004 Mitglied im Deutschen Bundestag und sitzt im Rechtsausschuss und im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In ihrer Partei ist sie für Frauenpolitik und Strategien gegen Rechtsextremismus zuständig. |
| Thomas Lutze (Die Linke) gehört dem Bundestag seit 2009 an. Der 44-jährige gelernte Maschinenbauer arbeitete nach der Ausbildung als Schlosser. Nebenbei absolvierte er an der Universität des Saarlandes ein Studium der Konstruktions- und Fertigungstechnik. Er ist Mitglied in den Ausschüssen für Wirtschaft, Verkehr und Tourismus und stellvertretendes Mitglied im Gesundheitsausschuss. |
| Eckhard Pols (CDU) wurde 1962 in Lüneburg geboren. Der Glasermeister und Betriebswirt des Handwerks war stellvertretender Kreishandwerksmeister und Obermeister. Mitglied des Deutschen Bundestages ist er seit 2009 und engagiert sich im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie als Stellvertreter in den Ausschüssen für Arbeit und Soziales sowie für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. |
| Alois Rainer (CSU) legte 1986 die Meisterprüfung im Metzgerhandwerk ab und übernahm 1987 den elterlichen Betrieb. Für den 49-jährigen stellvertretenden Landesvorsitzenden der Kommunalpolitischen Vereinigung ist es die erste Wahlperiode im Bundestag, wo er seine Fachkompetenz im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft und im Haushaltsausschuss einbringt. Außerdem wurde er als stellvertretendes Mitglied in den Verkehrsausschuss berufen. |
| Dr. Peter Ramsauer (CSU) ist Müllermeister und gehört dem Deutschen Bundestag seit 1990 an. In der 17. Wahlperiode war er Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Aktuell leitet er den Wirtschaftsausschuss und ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Der Traunsteiner ist Mitglied des CSU-Präsidiums und stelllvertretender Parteivorsitzender. |
| Andreas Rimkus (SPD) wurde 1962 geboren, lebt in Düsseldorf und hat bis zu seiner Wahl in den 18. Deutschen Bundestag als Elektromeister in der Energiewirtschaft gearbeitet. Der SPD-Vorsitzende war von 2009 bis 2013 Mitglied des Rates der Stadt Düsseldorf. Er vertritt seine Partei im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur und ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. |
| Rita Stockhofe (CDU) absolvierte nach dem Abitur eine Fleischerlehre und arbeitete bis 1993 als Fleischerin. Die 46-Jährige gehört dem Rat der Stadt Haltern an. Im Bundestag hat soeben ihre erste Wahlperiode begonnen, direkt auch als Mitglied des Petitionsausschusses und im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Als stellvertretendes Mitglied engagiert sie sich im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. |
| Matthäus Strebl (CSU) hat eine Kfz-Lehre absolviert und in einer Traktorenfabrik und bei BMW gearbeitet. Seit 1984 sitzt er im Kreisrat des Landkreises Dingolfing-Landau. Der 61-Jährige verfügt über Bundestagserfahrung. Er war von 1995 bis 2009 bereits in das höchste Parlament Deutschlands gewählt worden. Er ist Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales sowie Stellvertreter im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. |
| Lena Strothmann (CDU), Präsidentin der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld vertritt das Handwerk im Bundestag seit 2003. Die selbstständige Schneidermeisterin gehört dem ZDH-Präsidium an und hat den Vorsitz in dessen Europaausschuss. Außerdem gehört sie zu den Mitgliedern des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Technologie und ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der EU. |
| Alexander Ulrich (Die Linke) arbeitete als Werkzeugmacher bei der Opel AG. Von 2007 bis 2010 war er Landesvorsitzender der Partei Die Linke in Rheinland-Pfalz. Der 43-Jährige gehört dem Deutschen Bundestag seit 2005 an und vertritt seit 2009 seine Fraktion als Obmann im Ausschuss für die Angelegenheiten der EU. Außerdem ist er Mitglied des Ältestenrats und stellvertretendes Mitglied im Sportausschuss. |
| Volkmar Uwe Vogel (CDU) ist seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Der gelernte Facharbeiter für Zerspanungstechnik und Diplom-Ingenieur für Gerätetechnik ist ordentliches Mitglied im Bundestagsausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie im Hauptausschuss. |
Text:
Ulrike Lotze /
handwerksblatt.de
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