Nachhaltiges Wirtschaften hat auch im Steinmetzbetrieb Glöckner Natursteine viele Facetten. Seit 2015 verfolgt das Unternehmen aus dem Saarland eine Nachhaltigkeitsstrategie, die sich konsequent an der ISO 26000 orientiert.

Nachhaltiges Wirtschaften hat auch im Steinmetzbetrieb Glöckner Natursteine viele Facetten. Seit 2015 verfolgt das Unternehmen aus dem Saarland eine Nachhaltigkeitsstrategie, die sich konsequent an der ISO 26000 orientiert. (Foto: © BIV Steinmetze/Richard Watzke)

Vorlesen:

Nachhaltigkeit im Handwerk - Praktiker berichten

Das Handwerk arbeitet nachhaltig. Handwerker gehen verantwortungsvoll mit Ressourcen um und denken langfristig über Generationen hinweg. Unternehmer berichten aus der Praxis. Unterstützung gibt es von den Kammern.

Nachhaltigkeit ist die DNA des Handwerks. Handwerker schaffen Werte und fertigen langlebige Produkte, installieren klimafreundliche Technik, sie reparieren, engagieren sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl und legen Wert auf regionale Lieferketten. Sie bilden aus, geben also wertvolles Wissen an die Fachkräfte von morgen weiter.

Handwerker tun seit jeher genau das, was das Trendthema Nachhaltigkeit ausmacht: Sie gehen verantwortungsvoll mit Ressourcen um und denken langfristig über Generationen hinweg. Es gibt Familienunternehmen, die bestehen in siebter oder achter Generation.

Nachhaltiges Handeln selbstbewusst nach außen stellen

Die Unternehmen und die Handwerksorganisation haben inzwischen erkannt, dass man das selbstbewusst nach außen darstellen kann. Nicht nur gegenüber dem Kunden oder im Kreditgespräch mit der Bank, denn Nachhaltigkeit ist hier ein wichtiger Türöffner, sondern auch und vor allem in der Nachwuchswerbung. Hier ist Nachhaltigkeit ein großes Pfund, mit dem das Handwerk wuchern sollte.

"Wir haben es mit einer heranwachsenden Generation zu tun, der es um die Sinnhaftigkeit der Arbeit geht. Und das Handwerk ist seit jeher sinnstiftend unterwegs", sagt Kerstin Reek-Berghäuser, die bei der Handwerkskammer Koblenz die Stabsstelle Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt leitet und "für das Thema brennt", wie sie sagt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Goldener Boden, grüne Zukunft

Die HWK Koblenz hat zum Beispiel das Projekt "Nachwuchswerbung Digital" ins Leben gerufen. In kurzen Filmen berichten hier Azubis, Gesellen und angehende Meister, wie nachhaltig sie unterwegs sind. Auch mit der mobilen Ausstellung "Das Handwerk: goldener Boden – grüne Zukunft" hat die Kammer 2020 Kinder, Jugendliche und deren Eltern für die grünen Seiten des Handwerks begeistern können.

"Das Thema ist so enorm vielfältig, daher bieten wir den Betrieben eine individuelle Beratung an", sagt Kerstin Reek-Berghäuser. Sie kennt die Steinmetze und Goldschmiede, die ausschließlich fair gehandelte Rohstoffe beziehen, Fleischereien, die auf Tierwohl und regionale Lieferketten setzen, Bäcker, die ihren Fuhrpark auf Elektromobilität umgestellt haben, oder Friseure, die nur mit natürlichen Produkten arbeiten.

Und nicht zuletzt die unzähligen Bau- und Ausbaubetriebe, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz in vielfältiger Form im eigenen Betrieb leben und beim Kunden umsetzen. "Nachhaltigkeit rechnet sich nicht sofort, aber auf lange Sicht immer", sagt Kerstin Reek-Berghäuser.

Mit Seminaren, Workshops, Nachwuchsaktionen oder Einzelberatungen bieten alle Handwerkskammern Services für Betriebe, die sich nachhaltiger ausrichten möchten, die eine Zertifizierung planen oder die ihr bestehendes Nachhaltigkeitskonzept vermarkten möchten.

Aus der Praxis für die Praxis Mehr Beispiele von Betrieben gibt es auf dem Youtube-Kanal "Nachhaltigkeit im Handwerk". Hier zeigen Handwerkerinnen und Handwerker aus ganz Deutschland in kurzen Videos, wie sie das Thema Nachhaltigkeit im Betriebsalltag umsetzen und leben. Der Youtube-Kanal wird von der Handwerkskammer Koblenz und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) betreut. 

Management-Werkzeuge für Betriebe

Foto: © ZWHFoto: © ZWH

In dem Projekt "HandwerkhochN – Nachhaltigkeit in Betrieben stärken!", das bei der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) angesiedelt ist und durch das Bundesbildungsministerium gefördert wird, wurden zum Beispiel konkrete Management-Werkzeuge für Betriebe entwickelt. Diese werden jetzt in regionalen, kostenfreien Workshops von verschiedenen Handwerkskammern an interessierte Betriebe weitergegeben. Momentan finden die Workshops digital statt.

Das Fundament hierfür bildet der Deutsche Nachhaltigkeitskodex DNK. Der Nachhaltigkeits-Navigator Handwerk der ZWH wiederum ist ein kostenfreies Online-Tool, mit dem Betriebe einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen können.

Handwerksbetriebe brauchen ausgewogenen Mix aus Wohnen und Gewerbe

"Handwerksbetriebe sind entscheidende Akteure in den regionalen Wertschöpfungsketten", sagt Olesja Mouelhi-Ort, Geschäftsführerin der HWK Dortmund. Damit dies auch zukünftig gesichert sei, bräuchten die Betriebe allerdings entsprechende Rahmenbedingungen, die sicherstellten, dass die wirtschaftlichen Strukturen gleichermaßen in den Ballungsräumen und in der Fläche im Wettbewerb bestehen könnten.

Dafür mache sich die Handwerkskammer auf unterschiedlichsten Ebenen stark, denn, so Mouelhi-Ort: "Kommunale Standortkonzepte müssen so gestaltet werden, dass sie mit einem ausgewogenen Mix von Wohnen und Gewerbe weiterhin ausreichend Flächen für das eher kleinteilige Handwerk sichern." 

Kirsten Freund

NachhaltigkeitspreisUnternehmen jeder Größe und aller Branchen können bis zum 31. Mai am 14. Deutschen Nachhaltigkeitspreis teilnehmen. Ausgezeichnet werden Unternehmerinnen und Unternehmer, die mit innovativen Produkten und Dienstleistungen, hohen ökologischen Standards in der Produktion oder besonderem sozialen Engagement in ihrer Lieferkette eine Vorreiterrolle einnehmen. Neben dem Unternehmenspreis wird auch ein Designpreis vergeben – die Bewerbungphase läuft bis 14. Mai 2021. Je nach Betriebsgröße fällt eine Gebühr von 250 bis 950 Euro plus Mehrwertsteuer an. 

Stimmen aus dem Handwerk

Katja Hobler, Unternehmensleitung bei Glöckner Natursteine (Neunkirchen-Hangard):

Foto: © Markus Glöckner NatursteineFoto: © Markus Glöckner Natursteine

"Seit 2015 liegt unserem unternehmerischen Handeln eine Nachhaltigkeitsstrategie zugrunde, die sich an der ISO 26000, der europäischen Norm für Nachhaltigkeit orientiert. Dabei liegt uns nicht an imageträchtigen Leuchtturmprojekten, sondern an einer kontinuierlichen Weiterentwicklung in allen sieben Kernthemen der ISO 26000 von ‚Organisationsführung‘ bis ‚Einbindung und Entwicklung der Gesellschaft‘. Somit schaffen wir es, substanziell und nachhaltig zu wachsen und unseren Steinmetzbetrieb bereit für die Herausforderungen der Zukunft zu machen.

Für wichtig erachten wir dabei auch eine regelmäßige Berichterstattung: Unser nächster Entsprechungsbericht gemäß dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex ist deshalb gerade in Arbeit." 

Thorsten Eiling, Müller, Inhaber Biomühle-Eiling GmbH (Warstein):

Foto: © PrivatFoto: © Privat

"Unter der Biomühle Eiling befinden sich Wasserturbinen, die sie mit Strom versorgen. Den Rest unseres Strombedarfs decken wir mit reinem Ökostrom. Um Strom zu sparen, gibt es Lichtschranken, sodass dort, wo gerade in der Mühle nicht gearbeitet wird, nach zehn Minuten das Licht ausgeht.

Wir stellen hundert Prozent Bio-Mehl für zumeist regionale Ware von Bäckern, Industriekunden und Landwirten her. Wir haben relativ kurze Lieferwege: 80 bis 90 Prozent unserer Ware erwerben wir im Umkreis von 120 Kilometern, bei der Auslieferung ist das ähnlich. Als Verpackung nutzen wir zum Großteil braune Papiertüten ohne Aufdruck. Etiketten sind biologisch abbaubar. Lediglich zur Stretchfolie, womit die Ware im LKW gesichert wird, gibt es noch keine Alternative. Unseren Mitarbeitern stehen zwei E-Bikes zur Verfügung, zudem haben wir zwei Hybrid-Firmenwagen."

Hans-Peter Scheene, Gebäude­reinigermeister, Inhaber Gebäudereinigung Werner Scheene GmbH (Hagen):

Foto: © PrivatFoto: © Privat

"Nachhaltigkeit spielt im Berufsalltag eines jeden Gebäudereinigers eine Rolle: wir pflegen und erhalten. Die Energie, die wir verbrauchen, erzeugen wir mit Solaranlagen auf dem Dach. Zum Heizen verwenden wir Biogas. Die 15 Fahrzeuge unserer Flotte sind rein elektrisch unterwegs. Unsere Produkte wie Staubsauger stammen alle aus Deutschland oder dem benachbarten Ausland, unsere Chemie wird in NRW hergestellt.

Für den Weg zur Arbeit können die 65 Mitarbeiter ein Fahrrad oder E-Bike leasen. Einen weiteren Anreiz, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen, bietet eine Tombola, die ich jeden Tag mit fünf Euro befülle. Wenn der Mitarbeiter mit der gezogenen Personalnummer an diesem Tag das Auto stehen gelassen hat, erhält er den Inhalt des Topfes."

Dagmar Groß-Mauer, Fleischermeisterin,  Fleischerfachgeschäft/Partyservice Groß (Kempenich):

Foto: © privatFoto: © privat

"Unser Fleischerfachgeschäft gibt es seit 65 Jahren. Mein Mann und ich führen den Betrieb in dritter Generation. Wir legen Wert auf regionale Produkte und kaufen bei den Landwirten aus der Region ein.

Zusätzlich zum Meistertitel habe ich ein Studium zur Ernährungsberaterin, weil es für die Kunden sehr wichtig ist, gut beraten zu werden. Unsere Wurstwaren zum Beispiel sind sehr fettarm. Der Fleischerverband hat die Initiative ‚Stolz auf meinen Beruf‘ ins Leben gerufen und genau das bin ich auch."

Dieter Düllmann, Inhaber W.D. Düllmann GmbH & Co. KG (Dortmund):

Foto: © privatFoto: © privat

"Seit 28 Jahren installieren wir für Kunden Photovoltaikanlagen. Natürlich haben wir auch selbst einige auf dem Dach. Wir waren 1993 der erste Betrieb, der eine solche Anlage besaß; sie läuft immer noch. Mir liegt das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit persönlich sehr am Herzen. Daher biete ich auch Führungen zum Thema an. So haben sich zum Beispiel 2019 Pfarrer und Pfarreriinnen des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund bei uns über Solarenergie und Photovoltaik informiert.

Immer mehr Kunden setzen nicht aus kommerziellen Gründen, sondern aus Überzeugung auf alternative Energien. Auch Unternehmen denken vermehrt über das Thema nach. Für Gewerbekunden ist Photovoltaik besonders lohnenswert, weil sie zumeist tagsüber den Strom verbrauchen, wenn der Ertrag auch anfällt."

Maik Rönnefarth, Inhaber Schreinerei Rönnefarth GmbH & Co. KG (Dernau):

Foto: © 2017 Herbert Piel / P!ELmediaFoto: © 2017 Herbert Piel / P!ELmedia

"Ich habe schon vor Jahren mit dem Umzug in neue Firmenräume begonnen, über alternative Energien nachzudenken und somit nachhaltig zu arbeiten. Nach dem Gespräch mit einem Energieberater musste ich aber feststellen, dass ich nicht alles auf einmal umsetzen kann, sondern Schritt für Schritt vorgehen sollte.

Heute haben wir ein Unternehmen, das beim Thema Energieversorgung sehr nachhaltig unterwegs ist. Wir haben einen Anteil an alternativen Energien von 75 bis 80 Prozent, diese gewinnen wir aus zwei großen Photovoltaikanlagen. Dazu kommt eine Heizungsanlage, mit der wir die Holz-Verschnitte verbrennen können.

Den Energieüberschuss, den wir tagsüber produzieren, speichern wir in einem Pufferspeicher und halten damit alle Hallen nachts auf Temperatur. Weiter benötigen wir beim Lackieren eine enorme Menge an Wärme. Hierzu haben wir einen Wärmetauscher in unsere Anlage integriert. Im Tagesbedarf benötigt fast jede große Maschine Druckluft. Dafür haben wir einen Kolbenkompressor gegen zwei moderne Schraubenkompressoren getauscht. Neue Maschinen sind mit einer Eco-Software ausgestattet.

Rückblickend kann ich sagen, dass wir alles richtig gemacht haben. Es macht Spaß mit einem Naturwerkstoff zu arbeiten, tolle Dinge zu bauen, gleichzeitig unserer Natur wieder etwas zurückzugeben und dabei sogar noch Geld zu sparen."

Heinz Hasenkamp, Gesell­schaf­ter-­Ge­schäftsführer Hasenkamp GmbH Sanitär-Heizung-Klima und staatl. gepr. Energieberater (Bochum):

"Das Thema Nachhaltigkeit wird in unserem Unternehmen sehr großgeschrieben. Seit Jahrzehnten planen und installieren wir für Privat- und Gewerbekunden umweltfreundliche Energiesparsysteme, wie zum Beispiel Brennstoffzellentechnologie, Wärmepumpen oder Solar- und Photovoltaikanlagen.

Das Bad-Designerteam unserer Bäderausstellungen entwickelt auf individuellen Kundenwunsch nachhaltige Badkonzepte mit wassersparenden Armaturen oder energiesparender LED-Beleuchtung. Auch in unserem Meisterbetrieb verwenden wir natürlich Solar- und Photovoltaikanlagen auf den Dächern unserer Betriebsstätten. Hinzu kommt der Einsatz energiesparender Smart-Home-Lösungen für die Regelung der Heizkörperanlagen und von LED-Beleuchtungen sowie der Einsatz von Erdgas- und Elektrofahrzeugen."

Nachhaltigkeits-Navigator Handwerker arbeiten nachhaltig und sollten das auch zeigen. Mit dem ­kostenfreien Online-Tool "Nachhaltigkeits-Navigator Handwerk" können Handwerkerinnen und Handwerker einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen und damit bei Kunden, Banken, Auszubildenden und Geschäftspartnern punkten. Die digitale Browseranwendung soll bei der Bestandsaufnahme der betrieblichen Nachhaltigkeit helfen. Betriebe sehen schnell, wo sie stehen und wo es eventuell noch Nachholbedarf gibt. Der Nachhaltigkeits-Navigator Handwerk ist Bestandteil des vom Bundesbildungsministerium (BMBF) geförderten Projektes "HandwerkhochN – Nachhaltigkeit in Betrieben stärken!". Es wird von der Zentral­stelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) gemeinsam mit Experten für nach­haltiges Wirtschaften umgesetzt.  

ZDH-Forum "Wir denken in Generationen"

Beim ZDH-Forum in Berlin zum Thema Nachhaltigkeit hoben Politiker und Wissenschaftler die Rolle des Handwerks bei der nachhaltigen Entwicklung Deutschlands hervor. "Für das Handwerk ist Nachhaltigkeit ein gewachsener Teil seiner Werte, seines Selbstverständnisses und seines Handelns", sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer in seiner Einführung. Und: "Nachhaltiges Denken und Handeln im Handwerk gehen  weit über Umwelt- und Klimaschutz hinaus."

Foto: © Broris Trenkel/ZDHFoto: © Broris Trenkel/ZDH

Das Handwerk lebe Nachhaltigkeit auch bei der Ausbildung, Beschäftigung und Existenzgründung, Generationengerechtigkeit oder bei der Ausrichtung von Produktionsbereichen. Die Politik sollte diese Erfahrungskompetenz stärker nutzen und durch mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen flankieren, forderte Wollseifer. 

Beste Zukunftsaussichten bescheinigte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) dem Handwerk. Sei es bei der energetischen Gebäudesanierung, der Energieversorgung oder der Kreislaufwirtschaft. "Das Handwerk ist ein zentraler Treiber für Nachhaltigkeit und Klimaschutz", so die Ministerin. Niemand im Land wisse besser als die Handwerkerinnen und Handwerker, was Nachhaltigkeit in der Praxis bedeutet.

Das von Familienbetrieben geprägte Handwerk denke schon immer in Generationen, betonte auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Nachhaltigkeit sei seit jeher ein Geschäftsmodell des Handwerks, lange bevor das Thema mit weltweiten Strategien verbunden wurde.

"Mit Blick auf zukünftige Generationen brauchen wir die Innovationskraft und wirtschaftliche Stärke des Handwerks. Ob Wärmedämmung, Modernisierung von Heizanlagen oder die Installation von EEG-Anlagen – ohne Handwerk läuft da nichts", so Laschet. Viele Handwerksbetriebe seien selbst Vorbilder, was Elektromobilität und Klimaschutz im eigenen Betrieb angeht.

Die wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks hob Annalena Baerbock, Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, hervor. Das Handwerk stehe für Erhalt und Fortschritt, für Pragmatismus und Kreativität zugleich. "Das Handwerk ist einer der größten Wirtschaftsfaktoren und einer der wichtigsten Treiber der Nachhaltigkeitsstrategie", betonte Baerbock. "Nachhaltiges, klimaneutrales Wirtschaften bietet riesige Chancen für die Betriebe." Nachhaltig im Sinne der Fachkräftegewinnung sei es aber auch, wenn der Meisterbrief genau wie das Studium kostenfrei gestellt würde. Alle Politiker waren sich einig, dass bürokratische Hürden wie beispielsweise Berichtspflichten wo immer möglich reduziert werden müssten. 

Aus der Praxis berichtete Katja Hobler, kaufmännische Leiterin des Steinmetzbetriebes Glöckner Natursteine, ein auf Restaurierung spezialisiertes Unternehmen, das alle Entscheidungen unter Nachhaltigkeitsaspekten trifft  und sich dafür die europäische Norm für Nachhaltigkeit als Blaupause genommen hat . "Ich habe nicht mehr Arbeit oder mehr Vorschriften als vorher", betont Katja Hobler. "Wir arbeiten nur anders. Es ist mehr Transparenz da." Unterstützung auf dem Weg dahin bekam der Betrieb unter anderem vom Umweltzentrum der Handwerkskammer des Saarlandes.   

Positionspapier Der ZDH hat ein Positionspapier "Nachhaltigkeit im Deutschen Handwerk" verfasst. Dieses finden Sie auf den Themenseiten Nachhaltigkeit des ZDH.

Checkliste nachhaltiges Wirtschaften

Warum sich nachhaltiges Wirtschaften für Handwerksbetriebe auszahlt und warum sie über ihr Engagement auch sprechen ­sollten. Quelle: nachhaltiges-handwerk.de

  • Personal finden und binden
    Ein nachhaltig wirtschaftender Betrieb ist für potenzielle Auszu­bildende und Bewerber attraktiver. ­Außerdem identifizieren sich die Mitarbeiter besser mit ihrem ­Arbeitsplatz.
  • Aufträge sichern
    Gegenüber ­privaten und öffentlichen Auftraggebern ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Verkaufsargument. Nachhaltigkeit ist auch im Vergaberecht berücksichtigt.
  • Ökologischer Fußabdruck
    Nachhaltiges Wirtschaften sensi­bilisiert das Umweltbewusstsein im Unternehmen, denn es bedeutet auch zukunfts­verträgliches Wirtschaften. Es ­werden soweit dies möglich ist nur so viele der natür­lichen und ­sozialen ­Ressourcen beansprucht wie ­nötig.
  • Marketing
    Betriebe sollten darauf achten, dass die betrieblichen Entscheidungen, die im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens getroffen werden, auch von den Mitarbeitern, ­Zulieferfirmen und Auftraggebern wahrgenommen werden. Sei es durch ein Engagement im Ort als Ausbildungsbetrieb oder im Ehrenamt (Stichwort "Regionalität") oder überregional durch Social Media-Aktivitäten. Nachhaltigkeit ist perfekte  Werbung für den Betrieb.
  • Nachfolge sichern
    Betriebe, die eine nachhaltige und langfristige ­Strategie verfolgen, sind zukunftsfähig, krisensicher und ­somit attraktiv für Nachfolger.

Initiative "Handwerk mit Verantwortung" Steinbildhauer Timothy C. Vincent aus Wetter (Ruhr) hat vor einigen Jahren die Initiative "Handwerk mit Verantwortung" ins Leben gerufen. Die Mitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet beziehen zum Beispiel ihre Materialien und Betriebsmittel ökologisch sinnvoll und achten auf ökologische, ökonomische und soziale Verträglichkeit. Der Verein ist 2019 mit dem renommierten Bundespreis Nachhaltigkeit geehrt worden. 

Text: / handwerksblatt.de

Das könnte Sie auch interessieren: