Auf der Veranstaltung begrüßten Hans Hund (r.) und HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz (l.) Christian Berg  (2.v.l.) und Moderatorin Marlis Schaum.

Auf der Veranstaltung begrüßten Hans Hund (r.) und HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz (l.) Christian Berg (2.v.l.) und Moderatorin Marlis Schaum. (Foto: © Andreas Buck)

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"Die Umsetzung von Nachhaltigkeit ist die Stunde des Handwerks"

In der Handwerkskammer Münster ging es bei einer Diskussionsveranstaltung mit Wissenschaftler Christian Berg um "Nachhaltigkeit als Jahrhundertaufgabe", in der auch Chancen für die Betriebe lägen.

"Es gilt, eine voranschreitende Krise abzuwenden." Hans Hund sprach bei der Veranstaltung "Nachhaltigkeit als Jahrhundertaufgabe" in der Handwerkskammer Münster über die Herausforderungen, die der Klimawandel auch für die Handwerksbetriebe mit sich bringt. Angesichts der drängenden Probleme gebe es für die Wirtschaft gar keine andere Wahl, als nachhaltig zu produzieren, so der Kammerpräsident. Zudem liege die Problemlösung im eigenen Interesse. Denn Es lohne sich für die Betriebe, den Einsatz von Ressourcen produktionstechnisch und betriebswirtschaftlich effizienter zu gestalten. Auch wenn es hier Raum für Verbesserungen gebe, habe das Übernehmen von Verantwortung in Handwerksunternehmen Tradition und insgesamt sei der Wirtschaftszweig mehr Teil der Lösung als Teil des Problems.

In seinem Vortrag sprach Wissenschaftler und Autor Christian Berg auch über "nie dagewesene Herausforderungen", die eine tiefgreifende Transformation von Wirtschaft uns Gesellschaft erforderten. Denn die Belastbarkeit des Planeten Erde habe Grenzen. Würden die überschritten, könne das unumkehrbare Folgen haben. "Wir müssen dringend etwas ändern", erklärte Berg. Dabei gebe es verschiedene Ansätze, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. Einer davon sei ein "angemessener CO2-Preis". Denn so bekomme saubere Luft und eine intakte Umwelt einen Wert. Es sei schwierig, etwas zu schützen, das keinen Wert hat. Hinzu komme die Schnelllebigkeit, die immer weiter zunehme. Nachhaltigkeit verlange dagegen nach Langfristigkeit und entsprechende Lösungen seien nicht kurzfristig zu finden.

"Ungleichheit schafft die Probleme"

Ein zusätzliches Problem auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sei der Populismus. Er liefere den Menschen zwar einfache, aber falsche Antworten auf das komplexe Thema. "Wir sollten uns in eine sachliche Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner begeben, aber nicht das Spiel der Populisten mitspielen." Dass der Populismus überhaupt auf fruchtbaren Boden falle, liege auch an der zunehmenden Ungleichheit in der Gesellschaft. Im internationalen Vergleich hätten die Länder weniger Probleme, in denen die Ungleichheiten geringer ausfallen. Es gebe Wissenschaftler, die hier nicht nur von einer Korrelation, sondern von einer Kausalität ausgehen. Berg: "Die Ungleichheit schafft die Probleme. Und das ist etwas, was allen in unserer Gesellschaft zu denken geben muss."

Zuletzt scheitere die Nachhaltigkeit sehr oft an den Defiziten jedes Einzelnen. "Wir können angesichts der globalen Herausforderungen nicht einfach so weitermachen." Jeder stehe in der Verantwortung, den inneren Schweinehund zu überwinden und aus der eigenen Bequemlichkeit herauszukommen. "Niemand darf sich wegducken." Auch von der Ampelregierung habe Berg mehr erwartet. Er forderte eine schnelle Energie-, Verkehrs- und Bürokratiewende und die Stärkung des sozialen Zusammenhalts. Vorurteile entstünden durch Distanz und es sei sehr schwierig, sie aufrechtzuerhalten, wenn man sich persönlich kennengelernt hat. "Deswegen ist es superwichtig, dass wir durch Sportvereine, Chöre, Kegelclubs, Kirchen, Stadtfest oder ehrenamtliches Engagement dazu beitragen, dass wir über Milieugrenzen hinweg Austausch haben."

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Herausforderungen als Motor für Innovationen

Die Herausforderungen seien als Motor sowohl für technische als auch für soziale Innovationen zu nutzen. Not mache erfinderisch. "Das Problem ist, dass die Welt von morgen völlig anders aussehen muss." Hier lägen auch Chancen für das Handwerk, das Berg als sehr lösungs- und qualitätsorientiert beschrieb. Potenzial sehe er für die Betriebe auch in der lokalen Wertschöpfung. Hier habe das Handwerk viel zu bieten und könne hier neue Dienstleistungsangebote entwickeln. Es gebe zwar den "massiven Fachkräftemangel", aber auch hier könnte das Handwerk punkten, denn junge Menschen wollten eine sinnvolle Beschäftigung und am Abend sehen, was sie gemacht haben. Bergs Fazit lautete: "Die Transformation ist bereits in vollem Gange. Es geht jetzt um die Umsetzung. Das ist die Stunde des Handwerks."

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Text: / handwerksblatt.de

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