Zypries verteidigt den Meisterbrief
Die Bundesregierung will den Meisterbrief und das duale Berufsbildungssystem in Brüssel verteidigen. Das kündigte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries zum Auftakt der IHM in München an.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special So mischt sich Brüssel in den Betriebsalltag ein
"Wir müssen alle an einem Strang ziehen und dürfen uns nicht verunsichern lassen", das betonte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries zum Auftakt der Internationalen Handwerkmesse (IHM) in München. In Berlin wolle die Regierung weiterhin die "gute Handwerksordnung", der Meisterbrief müsse bleiben, sagte die SPD-Politikerin unter großem Beifall. Die bayerische Staatsministerin Ilse Aigner (CSU) unterstützte Zypries und bezeichnete das Handwerk als "unverzichtbare Säule".
"Fragwürdige Attacken gegen bewährte Strukturen"
Der ehemalige Brüsseler Korrespondent Rolf Dieter Krause warnte die Handwerksvertreter wach zu sein, denn ganz so klar stelle sich die Sache nicht dar. Er bezweifelte, ob die deutsche Regierung so einfach eine Mehrheit für ihre Interessen erreichen könne. Das nun diskutierte Dienstleistungspaket habe einige fragwürdige Attacken gegen bewährte Strukturen in sich.
Zypries wollte von diesen Einwänden nichts hören und verwies darauf, dass bereits die Franzosen mit den Deutschen einig seien. "Wir finden andere Länder und werden es zu verhindern wissen."
Für ein weltweit anerkanntes System rechtfertigen?
Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer brachte die Stimmung im Handwerk auf den Punkt: "Ich bin es leid, mich für ein weltweit anerkanntes System rechtfertigen zu müssen", sagte der Kölner Kammerpräsident und stellte fest: "Man neidet uns in Europa die duale Ausbildung und das deutsche Handwerk." Er lehne die Gleichmacherei auf niedrigem Niveau als keine Lösung ab.
Das duale Berufsausbildungssystem verhindert Jugendarbeitslosigkeit
Es gehe um Qualität, und das duale Berufsbildungssystem verhindere hohe Jugendarbeitslosenzahlen wie in Spanien oder Italien. Deshalb sei es von entscheidender Bedeutung, dass die 600 Berufsbildungsstätten des Handwerks entsprechend ausgerüstet würden. "So, dass wir unsere Leute gut qualifizieren können." Auch in den Berufsschulen sei Handlungsbedarf, sie benötigten dringend Investitionen. In diesem Zusammenhang sagte Zypries, dass der Bund sieben Milliarden Euro für die Ausstattung zur Verfügung stelle.
Fotos: GHM/Marcus Schlaf
Text:
Dr. Rüdiger Gottschalk /
handwerksblatt.de
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