Generationswechsel im Handwerk: So klappt es!
Der Großvater hat den Betrieb gegründet, der Sohn übernommen und der Enkel steht in den Startlöchern. So eine lückenlose Familienchronik können nur wenige Handwerksbetriebe schreiben.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Betrieb übergeben? Betrieb übernehmen?
Tausende von Betriebsinahern suchen im Handwerk in den nächsten Jahren einen Nachfolger. "Dies ist für Existenzgründer eine Chance. Statt beim Nullpunkt anzufangen, finden die Handwerksmeister hier ein eingeführtes Unternehmen, ein eingearbeitetes Mitarbeiterteam, einen erfahrenen Senior sowie einen festen Kundenstamm", sagt Claudia Alder, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern. Dennoch sei die Betriebsübernahme nicht risikolos. Die Betriebsberater der Handwerkskammern beraten und informieren deshalb sowohl die Unternehmer als auch Nachfolger.
Fünf Jahre vor der Übergabe beginn der Countdown
"Eine erfolgreiche Übergabe beginnt mit einer rechtzeitigen Vorbereitung auf den Führungswechsel. Denn jede Übergabe ist eine Herausforderung für Inhaber und Nachfolger", so Hauptgeschäftsführerin Alder. Rechtzeitig heißt: Start des Übergabe-Countdowns mindestens fünf Jahre vor dem Termin. Viel zu wenig Eigentümer erkennen die Bedeutung eines langfristigen Zeitplans.
Innerhalb dieses Zeitplans müssen die Senior-Chefs:
- das Unternehmen auf die Übergabe vorbereiten,
- sich für eine zuverlässige Altersvorsorge beziehungsweise -versorgung entscheiden,
- das Familienvermögen sichern,
- sich über alle steuerlichen und rechtlichen Komponenten einer Übertragung informieren,
- einen Nachfolger wählen und in das Unternehmen einführen
- und sich konkrete Gedanken darüber machen, was sie in der Zeit nach dem Ausstieg aus dem Unternehmen tun wollen.
Wenn die Kinder kalte Füße bekommen...
"Die Übergabe ist der komplexeste Vorgang im Lebenszyklus eines Unternehmens", betont Rüdiger Schulz, Leiter der Betriebsberatung der Handwerkskammer Franfurt (Oder). Auch er beobachtet den Trend, dass immer mehr Externe oder Mitarbeiter als Nachfolger in die Fußstapfen des Senior-Chefs treten.
Nicht selten bekommen die Kinder sogar erst in letzter Minute kalte Füße und springen als Übernahmekandidat ab. Dann muss einer neuer Nachfolger her, damit das Lebenswerk nicht den Bach runter geht. Ist kein Kind und kein Mitarbeiter als Nachfolger geeignet oder interessiert, sind die Betriebsbörsen der Handwerkskammern eine gute Plattform für Unternehmer, die einen Nachfolger suchen beziehungsweise für Handwerksmeister, die einen Betrieb übernehmen möchten.
Nachfolgersuche. Statt zu suchen, wer am besten zum Betrieb passt, lassen sich die meisten Unternehmer gerade bei der familieninternen Übergabe von emotionalen Kriterien leiten.
Kaufpreis. Die einen wollen ihr Lebenswerk verkaufen und setzen den Preis hoch an, die Übernehmer wollen möglichst wenig investieren. Der Kaufpreis sollte realistisch sein. Berater können dabei helfen, beispielsweise Ertragskraft und Substanz nicht zu überschätzen und so einen reellen Preis für das Unternehmen festlegen.
Bestandsaufnahme. Der Übergeber sollte seinen Betrieb wie ein Außenstehender begutachten. Das kann dazu führen, dass er positive Urteile zurücknehmen muss, aber dafür vielleicht andere "Diamanten" findet.
Übergabefähigkeit. Der Chef sollte stets die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit im Blick haben. Wackelt auch nur eines von beiden, ist eine Übergabe mangels gutem Unternehmenspotenzial schnell fraglich.
Übergabezeitpunkt. Der Unternehmer muss loslassen können. Das funktioniert aber nur, wenn sich der Chef auf die Übergabe eingestellt und vorbereitet hat. Deshalb gehört ein genauer Fahrplan für die Übergabe dazu. Bewährt hat sich in der Praxis übrigens ein schrittweiser Übergang, bei dem dem Nachfolger nach und nach mehr Kompetenzen anvertraut werden.
Tipp
Die Internetbörse nexxt-chance hat über elf Millionen Zugriffe und ist Deutschlands größte Börse für Unternehmensübertragungen. Gründer, die eine Übernahme planen, finden hier 7.000 Unternehmensprofile zur Auswahl. Senior-Unternehmer können ein Profil ihres Unternehmens über ein flächendeckendes Netz von Regionalpartnern in die Börse einstellen lassen. Diese Regionalpartner sind in erster Linie Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken.
Text:
Ulrike Lotze /
handwerksblatt.de
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